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Die große Silbergeschichte

09.05.2007  |  Eric King
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Eric King: Dr. Whitney, vielen Dank, dass sie sich die Zeit genommen haben, um mit mir über das Thema digitale Fotografie zu reden. Vielleicht können sie mir und den Lesern helfen einen besseren Einblick in die digitale Fotografie und deren Auswirkungen auf den Silbermarkt zu bekommen. Als Einleitung: Wie viel Prozent des in Farbfilmen verwendeten Silbers wird recycelt?

Dr. Whitney: 80-85% Prozent des in der Farbfilmfotografie verwendeten Silbers wird recycelt. Das bei Farbfilmen verwendete Silber wird vollständig vom Papier abgetragen, es verbleibt dann in der Flüssigkeit. Wir haben somit eine unglaubliche Wiederverwertungsrate.


Eric King: Wie sieht es mit der Wiederverwertungsrate bei Röntgenplatten und bei der Schwarz-Weiß-Fotografie aus?

Dr. Whitney: Wenn sie sagen Schwarz-Weiß, meinen sie eigentlich Schwarz und Hell. Nur 50% des verwendeten Silbers kann von den Negativen in die Lösung übergehen, also liegt die Wiederverwertungsrate viel niedriger als bei der konventionellen Fotografie.


Eric King: Was die digitale Fotografie anbetrifft, habe ich gehört, dass es erhebliche Probleme bezüglich der Bildverschlechterung und des Ausbleichens gibt, wenn die Bilder nicht auf silberhaltigem Papier ausgedruckt wurden. Stimmt das?

Dr. Whitney: Das ist eines der ’kleinen aber gemeinen’ Geheimnisse der Digitalfotografie. Gedruckte Bilder bleichen über die Zeit aus, manche Papiersorten haben eine längere Lebensdauer, keines der Bilder hält dauerhaft. Konventionelle Fotos halten dauerhaft, Schwarz-Weiß-Fotografien sogar 100 Jahre lang.


Eric King: Letztendlich müssen die Verbraucher auf die konventionelle Fotografie und Entwicklung zurückgreifen, um diese Bilder dauerhaft, als Speicher für Erinnerungen, zu erhalten?

Dr. Whitney: Wir arbeiten für eine große Firma, die digitale Fotografien annimmt und sie mit konventionellen Methoden entwickeln lässt - aus den eben genannten Gründen.


Eric King: Konventionelle Methoden zur Entwicklung von digitalen Fotografien - interessant. Wie sieht es mit der Qualität der digitalen Fotos aus?

Dr. Whitney: Hochqualitative Digitalfotografien haben zwischen 4000 und 10.000 Pixel. Zum Vergleich: Konventionelle Fotografien haben 16.000.000 bis 20.000.000 Pixel, die Auflösung ist also deutlich schärfer. Dann gibt es da noch ein technologisches Problem, das schon seit den 50er Jahren existiert: Wie kann ich die Tinte auf dem Papier festhalten, ohne dass das Bild mir unter den Augen verbleicht? Das muss so gesagt werden; ich denke, selbst Kodak hat zugeben müssen, dass es da Probleme gibt. Das andere Problem hat nichts mit meinem Geschäft zu tun. Es stört mich aber schon sehr, dass das neue Speicherformat, die CD-Rom, auch nicht stabil ist. Wenn also jemand seine Bilder speichert, dann könnte es ein, dass er noch gar nicht weiß, dass die CDs alle 5 Jahre durch neue ersetzt werden müssen - wegen Abnutzungserscheinungen.


Eric King: Wird das nicht ein größeres Manko für die digitale Welt werden?

Dr. Whitney: Wie ich schon gesagt habe, Speicherung ist ein Problem und ich vermute einmal, dass die Leute gar nicht wissen, wenn sie ihre Bilder speichern, dass diese CDs aufgrund der Abnutzungserscheinungen auch alle 5 Jahre ersetzt werden müssen. Die Verbraucher könnten verärgert und hilflos reagieren, wenn sie erst einmal herausfinden, dass ihre Bilder, die eigentlich ein Leben lang halten und noch den Kindern gezeigt werden sollten, wegen technischen Problemen verloren sind.


Eric King: Wird Silber noch in irgendeiner anderen Form in der digitalen Welt benutzt?

Dr. Whitney: Silber wird zur Zeit auch zur Beschichtung der neuen CD-ROMs benutzt, die Oberfläche wird mit Silber behandelt. Ich denke schon, dass Kodak die Technologien entwickelt hat und ich glaube, sie haben es schon geschafft, die Produktionskosten zu senken; früher haben sie noch Gold für die Beschichtung benutzt.


Eric King: Ich bin sicher, dass die digitale Industrie sich der Probleme bewusst ist und an ihnen arbeitet. Was denken sie eigentlich über die Versuche den Problemen beizukommen?

Dr. Whitney: Die Technologie wird besser, dennoch werden wohl noch 10 Jahren vergehen, bevor überhaupt an die Lösung dieser Probleme gedacht werden kann. Für Regierungen ist das jetzt schon ein Thema. Mikrofiche ist eine dauerhaft erfolgreiche Methode Bilder zu speichern - allerdings setzt das wieder den Gebrauch von Silber voraus. Einigen Informationen aus zweiter Hand - das gehört jetzt also in die Kategorie Getratsche - habe ich entnommen, dass die NASA einen Teil ihrer Fotos und ihrer Texte einer neuen Technologie anvertraut hat. Die Technik versagte, als die originalen Mikrofiche schon zerstört worden waren und damit verlor sie einen ganzen Block an Informationen, die ein ganzes Jahrzehnt abdeckten - die Fotos und Daten sind für immer verloren. Erst kürzlich sind Hong Kong und Signapore zu den Mikrofiche zurückgekehrt, gerade wegen dieser Art von Problemen. Der einzig zuverlässige Weg für die langfristige Bildspeicherung ist immer noch Mikrofiche. Der Trend geht zurück zur konventionellen Methode.


Eric King: Das heißt Regierungen und Regierungsvertretungen haben auf Grund von technologischen Problemen schmerzliche Verluste bei ihren Datensätzen zu beklagen?

Dr. Whitney: So habe ich es verstanden.


Eric King: Was denken sie über den Silbermarkt?

Dr. Whitney: Die Fundamentalwerte stimmen nicht mit dem Preis überein.


Eric King: Sie denken also, dass Silber weiter steigen wird?

Dr. Whitney: Es könnte Probleme geben, wenn Privatpersonen beschließen, Silber als ’Wertanlage’ zu kaufen. Dann würde es kein ausreichendes Angebot geben und es würde zu Verwerfungen auf dem Silbermarkt kommen.


Eric King: Haben sie noch irgendwelche anderen Anmerkungen zum Silbermarkt?

Dr. Whitney: Ich bin einer der Hauptanteilshalter bei Itronics, also habe ich auch ordentlich in Silber investiert - mit meinem Portfolio, auch mit meiner 16-jährigen Arbeit im Recycling-Bereich und zudem ich helfe mit, immer bessere und effizientere Technologien zur Rückgewinnung zu entwickeln.


Eric King: Was sind ihre abschließenden Gedanken zum digitalen Einfluss auf die konventionelle Fotografie?

Dr. Whitney: Digitale Fotografie und digitale Darstellungensmethoden haben die Wachstumsraten sinken lassen.


Eric King: Aber wird die konventionelle Fotografie weiter wachsen?

Dr. Whitney: Ich denke, dass es so kommen wird. Weltweit ist sie am Wachsen, die meisten Leute können sich einfach keine Computer leisten und selbst wenn sie es könnten, wäre es immer noch sehr kompliziert. Übrigens ein großes Wachstumssegment für die konventionelle Fotografie sind die Einwegkameras.


Eric King: Gesetzt dem Fall, einige Verbraucher sollten am Ende feststellen, dass ihnen einige der Fotos verloren gegangen sind, die sie eigentlich den Rest ihres Lebens behalten wollten, was denken sie, werden die Auswirkungen auf die digitale Welt sein?

Dr. Whitney: Darauf hab ich keine Antwort, ich weiß nur, falls meine Frau ihre gesamten Fotos verlieren würde, wäre sie extrem aufgebracht.


Eric King: Noch eine letzte Frage, bevor ich sie gehen lasse. Ich frage mich - sie und ihre Ehefrau sind ja beide sehr bewandert in Sachen digitale und konventionelle Fotografie - wie lassen sie ihre Fotos entwickeln?

Dr. Whitney: Meine Frau lässt sie noch nach der konventionellen Methode entwickeln, da die Bilder auf Dauer sicher sind.


Eric King: Vielen Danke Dr. Whitney, dass sie sich die Zeit genommen haben, einige der Fehlinformationen zur digitalen Fotografie und deren Auswirkungen auf den Silbermarkt aus dem Weg zu räumen.

Dr. Whitney: Gern geschehen!


© Eric King
Das Interview wurde im Juli 2003 geführt.



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