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Eine eindeutige Parallele

10.05.2007  |  Theodore Butler
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Das gesamte Konzept hinter dem Absichern - laut Definition, ein Risikotransfer von einem Produzenten oder Verbraucher auf einen Spekulanten - wurde durch Transaktionen wie Verleih und Terminverkäufe auf den Kopf gestellt. Es ist wichtig, dieses Konzept zu begreifen. Es liegt im Herzen der Rechtfertigung des Future-Handels. Der Handel mit Futures ist nicht fürs Zocken gedacht, wie in einem Kasino, auch wenn es so aufgefasst wird. Der Grund, aus dem wir Rohstofffutures, Rohstoffmarktgesetze und - beschränkungen haben, ist die sich bietende Möglichkeit eines vereinfachten Risikotransfers von kommerziellen Produzenten und Verbrauchern auf einen bereitwilligen Spekulanten. Das gibt dem Markt der Rohstofffutures seine ökonomische Legitimierung.

Aber die Art und Weise, wie der Verleih und die Terminverkäufe gehandhabt wurden, widersprach den Grundsätzen der Rohstoffmarktgesetze. Ersten war nie vorgesehen, dass physisches Material zur Absicherung leer verkauft oder angekauft wird (wie bei Gold- und Silberterminverkäufen). Ursprünglich sollte es sich nur Papierkontrakte handeln (mit der Option auf physische Auslieferung). Die Verfasser der Rohstoffmarktgesetze hatten, zweitens, nie vorausgesehen, dass ein Produzent so dumm sein könnte, sich die eigentlich produzierte Menge an Rohstoffen zu leihen und leer zu verkaufen, da dies den Markt mit zusätzlichem, realem Angebot überschwemmen und somit den Preis der eigenen Produkte nach unten drücken würde.

Verleih und Terminverkäufe bei Edelmetallen hatten zwei unerwünschte Auswirkungen; die Ausschüttung von physischem Material und eine Ausschüttung in Mengen, die sich auf Jahresproduktionen vieler Minengesellschaften beliefen. Kein anderer Rohstoff außer Gold oder Silber hatte eine so perverse Marktsituation zu verzeichnen. Ich verfüge über Wissen und die Erfahrung in Bezug auf die Fundamentalwerte von Angebot und Nachfrage bei Rohstoffen. Ich bin sehr feinfühlig für die Faktoren, die das physische Angebot sowie die Nachfrage beeinflussen, gerade wenn diese Faktoren überprüft und dokumentiert werden können. Die Goldterminverkäufe können ganz einfach dokumentiert werden, da sie von börsennotierten Bergbauunternehmen initiiert wurden und damit in Finanzberichten festgehalten werden müssen. Das war es, was mich am Anfang zum Verleih und zu den Terminverkäufen im Bereich der Edelmetalle zog.

Die großen Mengen an Metall in diesen Terminverkäufen (und den darauf folgenden Rückkäufen) mussten einen Einfluss auf den Goldpreis haben. Erst ging er runter, dann hoch. Am Ende, als der Termingeschäftsrausch im dritten Viertel des Jahres 2001 seinen Höhepunkt erreicht hatte, betrug die Gesamtmenge des auf den Markt geworfenen Goldes 120 Millionen oz (Quelle: Mitsui). Dies stimmt mit dem bedeutenden Tief des Goldpreises, der damals bei 260 Dollar/oz lag, überein. Dann hörten die Terminverkäufe auf und die Rückkäufe begannen. Seit dieser Zeit sind fast 80 Millionen oz des Goldes aus den Terminverkäufen zurückgekauft worden, was den Preis auf 700 Dollar schickte.

Das ist nicht kompliziert. Über 120 Millionen oz des Zentralbankgoldes wurde geliehen und an den Markt verkauft, was den Preis kollabieren ließ und ihn in das Tief des Jahres 2001 stürzte. Dann begannen die Rückkäufe und der Preis stieg an. Bitte halten sie sich die physische Menge an Gold vor Augen - 120 Millionen oz Gold sind mehr als das fünffache der Gesamtbestände der weltweiten Gold-ETFs. Für mich ist das gleichbedeutend mit einem fünffachen Preispotentials (durch Anleihen und Terminverkäufe), als es alle ETFs zusammen besitzen. Vor 10 Jahren wusste ich noch nicht, wann die Leerverkäufe von Zentralbankgold ein Ende haben würden, ich wusste nur, dass es passieren würde. Ich wusste, wenn dies passiert, würden die Preise dramatisch ansteigen.

Jetzt haben wir den Vorteil, zurückschauen zu können. Wir können auf die Preisentwicklung von Gold zurückschauen und auch auf die Dokumentation der Terminverkäufe als auch auf die darauf folgenden Rückkäufe. Schauen sie sich diesen Chart an und sehen sie selbst. Im Pfeildiagramm erkennt man den Zeitpunkt, als die maximale Anzahl an Gold-Short-Verkäufen 2001 erreicht wurde. Sie sollten daraus schließen, dass der Goldpreis bis zu diesem Datum deutlich abfiel - als Folge von großen Mengen Gold, die auf den Markt geworfen wurden. Danach steigen die Preise wieder kontinuierlich und drastisch an, da diese Short-Positionen zurückgekauft wurden. Wenn das nicht Manipulation ist, dann weiß ich nicht was sonst.

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Vor zehn Jahren sagte ich voraus, dass es horrende Verluste geben wird. Der gesamte Verlust der Firmen, die dieses Hedging betrieben und 120 Millionen oz Gold leer verkauften, beläuft sich auf fast 25 Milliarden Dollar (realisiert und unrealisiert). Das ist um einiges mehr, als diese Firmen durch ihre operatives Geschäft mit den Goldminen über die letzten 5 Jahren verdienen konnten. Die wahren Eigentümer der Minengesellschaften - die Anteilseigner - wurden 25 Millionen Dollar beraubt, die eigentlich in den Endgewinn eingeflossen wären, wenn diese Firmen sich nicht hätten absichern wollen. Wie stark das Eignervermögen - Dank einer Wertsteigerung der Anteile - noch hätte steigen können (wäre da nicht die Bürde von 25 Milliarden Dollar Verlust) ist unkalkulierbar.

Es ist schon äußerst ironisch (oder eher schon ein Tritt ins Gesicht), dass die Anteilseigner ohne Ausnahme besorgt und widerwillig dem Short-Verkauf-Vorhaben gegenüberstanden - von Anfang an. Die Managementriegen gaben vor, es besser zu wissen als die wahren Eigentümer und bestanden auf diesen Wahnsinn. Ich denke, man kann so weit gehen und sagen, dass dieses schlecht durchdachte und blödsinnige Projekt, der größte finanzielle Managementfehler in der Geschichte der Bergbauunternehmen oder jeder anderen Industrie war. Was jedoch wirklich bemerkenswert ist, ist seine gradlinige Entwicklung - so wie ein Zugunglück in Zeitlupe.

Am bemerkenswertesten von allem ist jedoch, dass ich noch immer keine öffentliche Äußerung von irgendjemanden, der in dieses noch laufende Debakel verwickelt ist, gehört habe. Keiner gibt zu, was für ein stumpfsinniges und wahrhaftiges Desaster dieses ganze Projekt gewesen ist. Kein einziger aus den Kreisen des Bergbaus, der Zentralbanken, der Investitionsbanken und der Forschungseinrichtungen hat öffentlich bekannt, was für ein Mist dieses ganze Ding gewesen ist. Ich denke, im Privaten wurde das schon häufig zugegeben, nie jedoch öffentlich. Die Mitschuldigen werden es wohl auch nie in der Öffentlichkeit zugeben. Wenn dies auch kein Thema für unabhängige Analysten wäre, hätte man nie darüber geredet, meiner Meinung nach. (Anmerkung des Verfassers - nur Mr. Butlers Analysen, sollten wir hier eigentlich sagen).





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