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Oh, diese Angst überall!

14.05.2007  |  Clif Droke
"Ist der Aktienmarkt einem katastrophalen Crash geweiht? Werden die Millionen von Investoren, wie auch Sie, eine Neuauflage des ’Schwarzen Montags’ erleiden müssen?"

Um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen, wird der Leser gebeten 149 $ für ein Jahresabo und eine Handvoll “kostenloser Berichte“ zu überweisen, damit sie dem Großvater aller Börsen-Crashs nicht in die Falle gehen - den es auch bald in ihrer Nähe gibt - an der nächsten Aktienmarkt!

Bedauerlicherweise hat der oben zitierte Promo-Teil eines Finanz-Newsletters, den ich jedes Jahr zugeschickt bekomme, heute noch exakt denselben Wortlaut, wie damals, Ende 2002, als der Bärenmarkt sein Tief erreichte. Mehr als 4 Jahre und einige Massen-E-Mails später wartet dieser Verfasser immer noch darauf, dass es zu einem "Mutter der Depressionen"-Szenario kommt. In der Zwischenzeit ist der Richtwert S&P 500-Index aus dem Bärenmarkttief von ca. 800 auf sein jüngstes Hoch von 1510 gestiegen.

Jetzt stehen wir hier 4 Jahre schon im Bullenmarkt und kaum ein Mensch von der Hauptstraße hat in ihn investiert. Überall verspürt man nur Angst, Pessimismus und ein latentes Gefühl, dass alles in der nächsten Minute umkippen könnte. Wie kann es sein, dass wir von einer Nation der Optimisten, die wir vor 10 Jahren noch waren, zu Angst beladenen Bären geworden sind?

Damals in den stürmischen Tagen der "Hight-Tech-Blase", Ende der 90er Jahre, waren die Zeitungen voll von Überschriften, die genau das Gegenteil von dem aussagten, was wir zur Zeit sehen. Es gab nichts, dass auch nur ansatzweise an Angst und Bedrohung denken ließ. Dass dies heutzutage nicht mehr der Fall ist, sehen wir, wenn wir die Überschriften unserer bevorzugten Zeitungen und Zeitschriften durchgehen. Damals sagte man uns, dass alles rosig ist und die Zukunft hell und schwungvoll wird und dass die Internetaktien auch aus dem Letzten einen Millionär machen würden.

Damals 1998 kam ich auf dem Weg zur Arbeit immer an einem Zeitungsständer vorbei. Ich überflog die Überschriften der ersten Seite, wie sie da so im Zeitungsständer stand und ich suchte, 50 Cent in meiner Hand, nach einem aufregenden Grund die Tagesnachrichten zu kaufen. Jedes Mal lief ich dann enttäuscht vorbei: Die Überschriften der ersten Seite waren einfach zu langweilig! Der Hauptinhalt dieser Überschriften war immer nur die so genannte "New Economy" und dass sie weiterhin gedeihen würde, da der NASDAQ weiter und schon wieder stiege. Auch würde die US-Arbeitslosenrate bald bei Null angekommen sein. Es war das klassische Material, aus dem die Überschriften in den Zeiten eines Bullenmarktes gemacht werden, der sich seinem Zenith annäherte.

Stichwort Bär. Im Jahre 2000 wich der ungezügelte Optimismus, an dessen Entstehung auch diese Überschriften ihren Anteil hatten, ganz schnell einem Schockzustand, dann Nervosität, dann regelrechter Panik. Der NASDAQ implodierte und riss alle auf Sand gebauten Hoffnungen und Träume mit sich, die der Aufstieg mit sich gebracht hatte. Der brutale Bärenmarkt der Jahre 2000-2001 löschte Milliarden, die von Investoren in Pensionen und Portfolios angelegt worden waren, einfach aus - wenn man diese Aktien unglücklicherweise die ganze harte Periode über behalten hatte.

Heutzutage sind die Überschriften bei weitem interessanter, als sie es in den Tagen der Sorglosigkeit zwischen 1998-99 gewesen sind. Jeder Tag bringt neue Binsenweisheiten darüber, wie es schlimm und schlimmer um die Wirtschaft steht und wie nah wir einer Rezession sind. Immer wieder wird uns gesagt, dass die Immobiliendeflation nie enden wird und dies den Aktienmarkt bald mit in die Tiefe ziehen wird. Und natürlich gibt es da noch die nicht enden wollenden Warnungen vor dem drohenden Dollarkollaps. Das reicht vollkommen aus, um auch den abgebrühtesten Optimisten zum Super-Bär zu machen.

Besonders auf "Angst" liegt die Hauptbetonung in den Überschriften seit 2004. Sie kennen die Sammlung der mit Angst versetzten Überschriften, wir haben sie zusammen geklammert und über die Jahre eine "Angstkollage" daraus gemacht. Das fällt gar nicht so schwer mit den ganzen negativen Nachrichten da draußen, gerade in Zeiten, in denen der Aktienmarkt gefallen ist und sich etabliert. Aber der Punkt ist doch, dass diese Angst jetzt schon seit 4 Jahren konstant bleibt. Durch die Wiederholung von Schlagwörtern, die mit Angst in Verbindung gebracht werden, kreieren die Medien eine kollektive Mentalität, die genau dafür sorgt, dass der Bullenmarkt bei den Aktien auf einem soliden Sockel bleibt. Dies wird mit einem Umkehrungsprinzip erreicht, das besagt: Wenn die Mehrheit der Investoren bärisch oder verängstigt sind, dann muss der Markt steigen.

Eine Art zu hypnotisieren, ist das konstante Wiederholen. Das ist eine bekannte Tatsache, wie man aus dem Behaviorismus weiß. Seit 2002 und besonders seit 2004, ist das ’F’-Wort mit einer erstaunlichen Regelmäßigkeit in den Überschriften aller Agenturen benutzt worden. Wörter wie "Angst", "Sorgen", "Bedenken" und "Trübsinn" tauchen in den täglichen Nachrichten mit einer solchen Vorhersagbarkeit auf, dass viele gedankenlose Investoren es einfach als Tatsache akzeptieren, dass die Märkte sprichwörtlich auf Messers Schneide stehen und dass es von jetzt an einfach nur noch schlechter werden kann. Die Massenhypnose der etablierten Presse, die die Angst seit 2001 unterstreicht, hat es geschafft, ein permanentes Klima der Angst für den Kleinanleger zu schaffen. Die "Wall of Worry" des Marktes ist fest etabliert worden.





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