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Wo bleibt die Silber-Hausse?

29.05.2007  |  Andreas Hoose
Immer wieder ist zu lesen, dass man beim Silber unbedingt dabei sein sollte. Die Angebots-Nachfrage-Situation werde für nachhaltig steigende Preise bei dem weißen Metall sorgen.

Die Argumente der Silber-Optimisten sind nicht neu. So wird etwa immer wieder darauf verwiesen, dass seit Jahren deutlich mehr Silber verbraucht als produziert wird. Auch in 2007 sei mit einer sechs Prozent höheren Nachfrage als im Vorjahr zu rechnen. Besonders in Indien sei Silber begehrt. Dort habe sich die Silber-Nachfrage im vergangenen Jahr verdoppelt.

Glaubt man einem Bericht des "Silver Institute", so stand zuletzt einem Silber-Angebot (Minenproduktion sowie recyceltes Silber) in Höhe von 646 Millionen Unzen eine Nachfrage in Höhe von 723 Millionen Unzen gegenüber. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage wurde angeblich durch Regierungsverkäufe gedeckt. Auch das Argument, in der Industrie werde Silber immer stärker verbraucht, wird von den Silber-Bullen immer wieder gerne hervorgeholt. Tatsächlich wird Silber zu 70 Prozent in der Industrie eingesetzt, die restlichen 30 Prozent entfallen auf die Schmuck- und Silberwarenindustrie.

Wegen einiger herausragender Eigenschaften ist Silber begehrt: Kein anderes Metall leitet Hitze und Elektrizität besser als Silber. Dehnbarkeit und hohe Haltbarkeit des Edelmetalls erlauben zahlreiche Verarbeitungsmöglichkeiten.

Zudem besitzt Silber von allen Elementen das höchste Reflektionsvermögen für Licht und tötet Bakterien ab. Letztere Eigenschaft macht das Metall für medizinische Anwendungen oder bei der Aufbereitung von lebensnotwendigem Trinkwasser interessant. Schließlich, und dieses Argument ist relativ neu, setzt auch die boomende Solarindustrie auf Silber als wichtigen Rohstoff bei der Produktion von Strom aus Sonnenenergie.

Grundsätzlich scheint es also tatsächlich einige gute fundamentale Gründe für anziehende Silber-Notierungen zu geben. Zumindest langfristig, sagen wir auf Sicht von zwei bis drei Jahren, kann man wohl von einer positiven Kursentwicklung ausgehen.


Abgeschüttelt...

Nun haben Bullenmärkte aber die unangenehme Eigenschaft, dass Späteinsteiger und ungeduldige Naturen zunächst fast immer abgeschüttelt werden, bevor die Kurse durchstarten.

Das könnte auch für das Silber gelten. Es fällt auf, dass der Silberpreis trotz der positiven fundamentalen Ausgangslage schon seit längerer Zeit auf der Stelle tritt. Die zahlreichen positiven Argumente scheinen derzeit keine rechte Durchschlagskraft zu haben. Mit den an dieser Stelle immer wieder gerne hervorgeholten Verschwörungstheorien, wonach der Silberpreis (und erst recht der Goldpreis) künstlich niedrig gehalten werden, kann ich persönlich wenig anfangen. Langfristig haben sich an den Märkten noch immer die fundamentalen Gegebenheiten durchgesetzt.

Eher selten ist auch das Argument zu hören, dass Silber in zahlreichen industriellen Anwendungen mittlerweile ersetzt werden kann. Auch im Bereich der Fotografie ist ein konstanter Rückgang der Silbernachfrage zu verzeichnen, ebenso bei der Produktion von Silbermünzen. Es ist daher keineswegs sicher, dass sich die Nachfrage-Situation tatsächlich so entwickeln wird, wie das immer wieder beschrieben wird.

Die folgende Abbildung zeigt, dass aus charttechnischer Sicht derzeit überhaupt kein Anlass für übertriebenen Optimismus besteht: Der Silberpreis ist kürzlich aus einem Konsolidierungsdreieck ausgebrochen und zwar nach unten (rote Markierung).

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Möglicherweise hängt dies mit einem bevorstehenden Wiedererstarken des US-Dollar zusammen. Die Redaktion des Antizyklischen Bösenbriefs blickt auch hier eher auf die längerfristige Entwicklung: Sollte es im Zuge einer Korrektur an den Aktienmärkten, ausgelöst etwa durch eine Zinserhöhung in den USA, zu einem heftigeren Kursrutsch kommen, dürfte dies dem Dollar Auftrieb geben. Der Grund: Geht es bei den Aktien in den Keller, schichten institutionelle Anleger in Bonds und festverzinsliche Anleihen um, was traditionell dem Dollar hilft.




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