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Schon gut Mutti (ich blute doch nur)

07.06.2007  |  Theodore Butler
Wir bekommen weiterhin nachträgliche Bestätigung dafür, dass sich die Art und Weise des preisbildenden Kampfes um das COMEX-Silber und -Gold zwischen Händlern und Techfonds verändert hat. Erst kürzlich habe ich Parallelen zur Welt der Dinosaurier gezogen, als ich über T-Rex, die Raptoren und deren Nahrungsgrundlage - die pflanzenfressenden Techfonds schrieb. Ich hatte das abnehmende Anlagevermögen der Techfonds, bedingt durch Verluste und Kündigungen seitens der Investoren, als den zentralen Punkt dieser Verschiebungen ausgemacht. Darüber hinaus ist es meine Hoffnung gewesen, dass diese Veränderungen das Ende der Ära der Preismanipulation am Silbermarkt kennzeichnen würden.

Die jüngst veröffentlichten Berichte heben diesen Trend hervor. Stammleser wissen, dass ich einen Techfond - John W. Henry & Co. (www.jwh.com) - besonders häufig und stellvertretend für die Techfonds im Allgemeinen erwähnt habe. Am 29. Mai berichtete das Wall Street Journal, dass der größte Investor bei Henry’s - Merrill Lynch - am Ende des Monats ungefähr 600 Mio. Dollar des Kundenanlagevermögens aus dem Fond abzog. http://online.wsj.com

Diesem Artikel zufolge blieben Henry insgesamt noch ca. 500 Mio. Dollar aktiv gemanagtes Anlagevermögen. Dies kommt einem Minus von 2,7 Mrd. Dollar oder 85% gleich, zieht man das Anlagevermögen zu Spitzenzeiten von insgesamt 3,2 Mrd. Dollar zum Vergleich heran. (Die jüngsten Angaben auf der Web-Seite von Henry spiegeln den 600 Mio. Dollar-Rückzug von Merrill Lynch noch nicht wieder.) In jedem Fall scheint das Nahrungsangebot für die Techfonds dramatisch zu sinken.

Wo lagen die Gründe für die schlechten Ergebnisse bei Henry’s und was bedeutet das für Gold und Silber? Abgesehen von einer unglaublichen Pechsträhne, haben die Probleme bei Henry meiner Meinung nach zwei mögliche, zueinander in Beziehung stehende Ursachen. Erste Möglichkeit: Henry war ein viel zu großer Fisch in einem kleinen Tümpel: Die Tausende von aggressiv angekauften und verkauften Kontrakten, wandten sich am Ende gegen den Techfond selbst. Zweite Möglichkeit: Dadurch, dass Henry so mechanisch handelte, war es ein Einfaches vorherzusagen, wann er ver- oder ankaufen würde; die Händler warteten nur darauf ihre Chance bei den großen und vorhersagbaren Ordern zu nutzen. Für die Händler war es ein Kinderspiel mit Henry oder den anderen mechanischen Techfonds Handel zu treiben. Weil die Händler schon immer im Voraus wussten, was diese Fonds als nächstes tun würden.

Man muss natürlich auch sagen, dass Henry und die anderen mechanischen Fonds nie allzu viel im Handel mit Gold oder Silber verloren. Es war mehr wie eine Umverteilung, die regelmäßigen Mustern folgte. Die Fonds gaben ihre großen, ausstehenden Gewinne aus ihren Long-Positionen in einen Anfall letztendlich massiver und unüberlegter Verkäufe auf, mit der Intention, wenigstens plus/minus Null abzuschließen. (Das hat auch diese brutalen Sell-Offs der letzten Jahre ausgelöst, die auf größere Preisentwicklungen bei Gold und Silber folgten.) Die Verluste wurden bei Henry auf anderen Märkten gemacht - Energie, Währungen und Zinssätze. Das bleibt sich aber letztendlich gleich - das Anlagevermögen hat immer noch ein Minus von 85% zu verzeichnen.

Vielleicht wird es Henry jetzt sogar möglich sein, zurück zu schnappen, jetzt da er auf leichteren Füßen steht, so wie er es in der Vergangenheit schon oft getan hat. Freilich habe ich keine finanziellen Interessen an den zukünftigen Leistungen der Fonds. Doch ich muss auch immer daran denken, dass der Fond und seine Investoren von den Händlern, die auf diese Weise den Silberpreis manipulieren, betrogen worden sind. Wie ich schon zuvor geschrieben habe, sind die Gewinnmitnahmen der Händler auf Kosten der Fonds die eigentlichen Ursachen der Manipulation am Silbermarkt gewesen.

Was bedeutet das von jetzt an für das Silber? Zum einem werden die Preisschübe, die durch die Ver- und Ankäufe der Techfonds ausgelöst wurden, minimaler ausfallen, da sich das Anlagevermögen der Techfonds verringert hat und die Handelspositionen einen dementsprechend geringeren Umfang haben. Auf dem Weg nach oben müsste dies bedeuten, dass die Preisanstiege etwas von ihrem normalen Schub verlieren, sobald wir die gleitenden Durchschnitte überschreiten. Auch wenn dies bedauerlich für die Silberbullen zu sein scheint, so ist der Ausgleich für eine abnehmende Beteiligung der Techfonds immerhin ein beträchtliches Abnehmen der scheußlichen Preisstürze, die durch die massiven und plötzlichen Verkäufe der Techfonds hervorgerufen wurden. Einen solchen Ausgleich würde ich persönlich immer annehmen.

Der vielleicht größte Ausgleich in Verbindung mit den schwächer werdenden Techfonds besteht darin, dass der Grund für die bisher von mir angenommene Manipulation im Silbermarkt - nämlich die Gewinne der Händler - wegfallen könnte. Wenn es keine Techfonds mehr gibt, die sich schröpfen lassen, verlieren auch die großen Händler ihr logisches Grundprinzip short zu gehen. Solange sich die Händler gegenüber den Techfonds positionierten und short gingen, waren sie auf der sichern Seite, da sie wussten, dass sie Fonds ihre Long-Positionen zu einem gegebenen Zeitpunkt in einem Sell-Off liquidieren würden. Wenn jetzt eine andere Käufergruppe an die Stelle der Techfonds tritt, können die Händler nicht mehr sicher sein, ob jene nicht auch schon bei niedrigeren Preisen verkaufen. Für Händler gibt es keinen sicheren Handel mehr.

All dies ist wichtig, weil es etwas deutlich macht, was wir nie vergessen sollten: Es gab nie einen legitimen, wirtschaftlichen Grund für eine derartig große und konzentrierte Short-Position beim Silber. Wer in aller Welt könnte den Wunsch haben, mit mehr als der bekannten Gesamtmenge eines grundlegenden Rohstoffes short zu sein - in einer Welt, in der die meisten (wenn nicht alle) grundlegenden Rohstoffe knapp sind.




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