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Vom Zwang höhere Lebensmittelpreise verspeisen zu müssen

15.06.2007  |  Richard Daughty
"Bis jetzt ist die Preisinflation nur "Fun" gewesen, da sie in Aktien, Bonds und den Immobilienmarkt ging ... Jetzt taucht die Inflation unter der Kategorie "Nicht-Mehr-Fun" auf - nämlich bei Lebensmitteln und Sachen, die man kaufen muss, einfach nur, um am Leben zu bleiben."

Meine Finger zittern, völlig außer Kontrolle, während ich hier tippe und mein linkes Auge zuckt nervös vom Stress; aber ich kämpfe weiter. Tapfer versuche ich meine zunehmende Panik unter Kontrolle zu kriegen - meistens dadurch, dass ich rein "zufällig" meine Medikamente neu zusammenstelle, derart, dass ich die überdosiere, sie verwandeln mein Gehirn in klebriges Etwas - gerade wenn man sie mit leckeren alkoholischen Getränken einnimmt. Das ist höllisch gefährlich und auch dumm, ich weiß, aber es ist die einzige Sache, die zu helfen scheint, schaut man auf die extreme wirtschaftliche Lage, der wir nicht mehr entkommen können.

Meine Angstzustände werden nicht, wie gewöhnlich, von den neu aufgenommen Krediten der US-Notenbank ausgelöst - obwohl sie letzte Woche nur ein wenig - mit 2,2 Mrd. $ - stiegen. Da ich immer auf der Suche nach etwas bin, dass mich rotzfrech und hysterisch werden lässt, sollte ich glücklich sein und hier festhalten, dass diese Summe nur weniger als halb so groß war, wie die 4,7 Mio. $ - Neuverschuldung, die von der US-Regierungen und ihren Behörden gemacht wurde - die dann von ausländischen Zentralbanken aufgekauft wurde und jetzt ganz bequem in der Notenbank lagert. Das geschah auch in der letzten Woche.

Nein, was mich wirklich panisch werden lässt, sind die Nachrichten aus der Financial Times, wo man lesen kann: "Einhandelspreise für Nahrungsmittel sind dabei eine 30-jährige Rekordsteigerungsrate zu verzeichnen. Befürchtungen werden laut, dass die Welt vor einer noch nicht da gewesenen Periode der Inflation bei den Nahrungsmittelpreisen steht. Nur wenige Länder haben noch nicht die Auswirkungen der Inflation bei den Nahrungsmitteln zu spüren bekommen. In den USA sind die Preise seit Jahresanfang um 6,7 Prozent, saisonbereinigt, gestiegen. Laut Bureau of Labor Statistics betrug die Rate für das gesamte Jahr 2006 nur 2,1%."

So sehr mich diese Nachrichten auch erschrecken, es gibt dennoch einen Silberstreif in dieser dunklen, dunklen Wolke. Ich kann jetzt nicht nur problemlos sarkastisch und grausam sein, ich kann meine Streitsucht auch mit mathematischer Präzision belegen - bis auf drei Dezimalstellen genau, so wie es die US-Regierung gerade macht!

Also machen sie sich darauf gefasst, unterkühlt - und sogar durchgeschüttelt zu werden! - (in Anbetracht meiner resonanten und doch durchdingend schrillen Stimme und auch ihrer entschlossenen und feindseligen Färbung), wenn ich plötzlich ungehalten losbrülle: "In einem mickrigen Jahr ist die Nahrungsmittelinflation von jährlich 2,1% auf 6,7% gestiegen? Meint ihr das ernst? Hää? Ganz im Ernst? Wenn es stimmt, was ihr da sagt, dann heißt das, dass die Inflation bei den Nahrungsmitteln seit vorigem Jahr 300,000% beträgt! Wir sind verdammt noch mal verloren! Und jetzt lache ich das tragische Lachen der Verdammten! "Hahahaha!""

Von der Financial Times bekam ich keine Antwort auf meinen kühlen (aber mathematisch korrekten) Ausbruch. Der britische Stiff-Upper-Lip-Stoizismus der Meldung war jedoch noch nicht vorüber: "Wenn die Preise weiter wie bisher ansteigen, hätten wir den größten Preisanstieg seit 1980 zu verzeichnen."
Wenn sie wie ich sind, dann kratzen sie sich jetzt ihren kleinen, spitzen Kopf und fragen sich warum, warum, warum bloß geht mir nur ein kleines Licht beim Jahr "1980" auf? Sie denken nach und denken nach, aber sie können keinen Grund finden, warum ihnen das Jahr 1980 so schrecklich vertraut vorkommt; sie haben ein unangenehmes Gefühl, das nicht verschwinden will - es bohrt und bohrt und bohrt in ihnen und nagt an ihrer Seele: Sie hören, wie die Stimmen in ihrem Kopf immer lauter werden und fordern: "Alles muss brennen! Mach alles kaputt!“ aber sie wollen das nicht "Nein! Nicht schon wieder!", schreien sie laut in ihrer Angst. “Nicht schon wieder!"

Oder vielleicht haben sie gerade gedacht, dass 1980 gerade die Zeit gewesen ist, wo sie, mmh, äää, na ja... gemacht haben, was sie gemacht haben...(und sie erröten, werden hochrot). Da lägen sie aber jetzt falsch. Das war doch erst 1981! Hahaha! Jetzt hab ich sie gekriegt, nicht?

Ok, ich entschuldige mich dafür, dass ich mich über sie lustig gemacht und ihnen das Jahr 1981 wieder ins Gedächtnis gerufen habe - obwohl ich weiß, dass sie ganz, ganz sensibel darauf reagieren. Aber die richtige Antwort ist, dass 1980 das Jahr war, in dem Paul Volcker, der damalige Chairman der US-Notenbank, der Wirtschaft mit beiden Händen an die Gurgel gehen musste, um die ganzen 14% Inflation wieder aus ihr herauszuwürgen. Er machte dies, indem er die Zinssätze straff in den mittleren Zehnerbereich anhob! Und darüber hinaus!

Und warum hatte die Inflation bei 14% gewütet, derart, dass es dieser drastischen Maßnahmen der Notenbank bedurfte? Weil diese idiotische, amerikanische Regierung einen Krieg machte (in Vietnam) und den sozialen Ungerechtigkeiten den Krieg erklärt hatte - alles beides auf einmal. Seither haben wir eigentlich immer wieder dasselbe getan, bloß noch viel intensiver.

Und die Regierung kämpfte diese Kriege, wie sie auch noch heute ihre Kriege kämpft: indem sie Geld leiht und Geld druckt und Geld ausgibt, ausgibt und nochmals ausgibt. Heuhaufen von Geld für verdammt noch mal jedermann – was schließlich in der größten Explosion von Regierungsausgaben seit FDR (Franklin D. Roosevelt) gipfelte; und nie wurde das Geld in irgendeiner Form zurückgezahlt.

Dies konnte alles nur zustande gebracht werden mit Hilfe der gruseligen, verräterischen Notenbank, die dieses ganze Geld, die Kredite und Schulden erschuf und die Regierungsschulden aufkaufte, womit sie das Geldangebot aufblähte und die Wirtschaft durch die neuen Ausgaben zum Boomen brachte.

Das klingt ja auch ganz nett, bis sie plötzlich instinktiv realisieren, dass dort definitiv auch ein enormer Preis für ein solches Verhalten zu zahlen sein wird - warum sollte die US-Regierung nicht immer so viel Geld ausgeben können, wie sie will und damit ein toll boomende Wirtschaft bekommen? Also warum können die das nicht immer machen?

Unangenehmerweise lautet die Antwort, dass der zu zahlende Preis sehr, sehr, sehr heftig ist (SSSH), da die Inflation im Geldangebot mit Inflation bei den Gütern bezahlt werden muss. Und die wird bald derart ansteigen, dass die Leute den Preis nicht mehr bezahlen wollen. Und wenn die Leute nicht mehr den Preis für die Produktion bezahlen wollen, dann hören die Produzenten auf zu produzieren. Sie feuern alle Angestellten, erklären Bankrott, plündern die Pfründe der Betriebsrenten und verschwinden auf Nimmerwiedersehen, um ein neues Leben irgendwo weit weg, unter neuem Namen, mit einem neuen Auto anzufangen - wie durch ein Wunder 15 Jahre jünger wirkend, mit ihren dicken, fetten Koffer voll gestopft mit Geld.

Und während sich die Inflation sehr gut für den Mogambo auszahlt (bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Justiz wieder auf mich aufmerksam wird und das Auslieferungsprozedere in Gang bringt), gestaltet sie sich viel, viel schlimmer für die Wirtschaft, da diese mit einem spektakulären Knall auseinander fällt - wenn beim Essen der großen Preisanstieg zu verzeichnen ist und die Menschen zudem nicht die Möglichkeit haben das Essen einfach NICHT zu kaufen. Sie müssen die Preise für Nahrung zahlen, um nicht vor Hunger zu sterben, sie können sich das aber nicht leisten. Und so wird es Hungeraufstände geben und auch die ganze Hässlichkeit der nackten Verzweiflung.

Und überall viel, viel Zorn und noch mehr Zorn, wenn die Leute aufstehen und sagen, dass ich endlich aufhören soll zu sagen: "Ich hab’s euch doch gesagt ihr Volldeppen! Genau das passiert, wenn ihr eure eigene Verfassung missachtet und einen verdammten Kongress wählt, der es zulässt, dass die verdammten Banker das Recht haben, so viel Fiat-Geld herauszugeben und so viele Notenbankschulden zu machen, wie sie lustig sind. Hahaha! Wir verdienen diese Tragödie, die da auf uns herabkommt, weil wir so unglaublich dumm und gutgläubig sind."

Bis jetzt war die Preisinflation nur die "Fun"-Variante, da sie in die Aktien, Bonds, den Immobilienmarkt ging, genauso wie in vielfältigere und größere Regierungsprogramme, die ihrerseits Ausgaben für Forschungsgelder, Beihilfen, Stipendien, Gelder für Programme, Geld für besondere Ansprüche, Geld für Sammelüberweisungen, Bestechungsgelder und mehr und mehr und mehr Geld für mehr und mehr Menschen zu verbuchen haben.

Die wirkliche, zu Grunde liegende Tragödie spiegelt sich in der Tatsache wieder, dass sich die Wirtschaft von einer Wirtschaft, die Güter und Dienstleistungen produziert, die die Menschen dann kaufen wollen, zu einer Wirtschaft entwickelt hat, in der Güter und Dienstleistungen produziert werden, die dann von der Regierung eingekauft werden.

Jetzt präsentiert sich die Inflation in ihrer "Nicht-Mehr-Fun"-Version, nämlich auf dem Gebiet von Nahrungsmitteln und Sachen, die lebensnotwendig sind und gekauft werden müssen.

Und übrigens sind es nicht nur die Amerikaner, die Schmerzen erleiden müssen, da sie den Zentralbanken erlaubt haben derart viel Geld zu drucken... Die Financial Times fährt fort: "Der UK-Verbraucherpreisindex zeigte in April eine jährliche Lebensmittelpreisinflation von 6 pro Cent an. Die Lebensmittelpreisinflation ist mit 2,5% etwas niedriger in der Euro-Zone, sie steigt jedoch auch hier schneller als die allgemeinen Preise. In China steigen die Lebensmittelpreise mehr als doppelt so schnell an als andere Preise, im letzten Monat verzeichneten sie einen Zuwachs von 7,1% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In Indien erreichte die jährliche Lebensmittelpreisinflation die höchsten Stände seit Ende der 90er Jahre - sie stieg um 10% jährlich.




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