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Neues von der Finanzblase

13.06.2007  |  Dr. Bruno Bandulet
- Seite 3 -
Ein solcher Cross Currency Swap, wie er von deutschen Banken ihren größeren Kunden als Derivat angeboten wird, sieht aktuell folgendermaßen aus: Bei 3-Monats-Zinsen von 2,33%, die für den Frankenkredit zu zahlen sind und 3,99%, die der Euro einbringt, verbleibt eine positive Zinsdifferenz von 1,66%. Nach Abzug der Kommission von 0,25%, die an die Bank geht, verdient der Kunde 1,41% im Jahr. Das ist auf den ersten Blick nicht viel, aber ein gutes Geschäft, wenn der Franken gleichzeitig abwertet und wenn man bedenkt, daß solche Geschäfte ohne Einschuß und mit nominalen Beträgen von ein paar Millionen angeboten und abgeschlossen werden.

Laut einer Umfrage, die die UBS bei europäischen Zentralbanken veranstaltet hat, haben sich derartige Finanzierungen einschließlich Hypothekarkrediten Ende 2006 auf rund 383 Milliarden Franken summiert. Das entspricht 75% des schweizerischen Bruttosozialproduktes. Am heftigsten wird offenbar in Deutschland gegen den Franken spekuliert, danach rangieren die Mitteleuropäer, die Griechen und selbst die Türken. Damit ist der Abwertungsdruck, der seit dem Beginn des Jahrzehnts auf dem Franken lastet, hinreichend erklärt.

Seit mindestens sieben Jahren fällt auf, daß der Franken immer dann zurückgeht, wenn die Aktienkurse steigen und daß er fester wird, wenn sie fallen.

Damit folgt der Frankenkurs dem allgemeinen Wechsel zwischen Risikofreude und Risikoaversion an den Finanzmärkten. Und damit ist fast schon vorhersehbar, daß seine Abwertung enden wird, sobald die Finanzblase platzt.

Um bei obigem Beispiel zu bleiben: Schon eine Aufwertung von 1,41% eliminiert den Zinsvorteil eines ganzen Jahres! Bei einer Aufwertung, die über die 1,41% hinausgeht, gerät der Cross Currency Swap in die Verlustzone. Größer ist der Zinsvorsprung bei den Schwachwährungen wie Türkische Lira und Südafrikanischer Rand; aber dafür fallen die periodischen Einbrüche in diesen Währungen auch weitaus heftiger aus. Das Risiko ist ungleich größer als im Währungspaar Euro/Franken. Noch bis Mitte 1984 bekam man für einen Euro weniger als einen Rand, Ende 2001 waren es über zwölf Rand, zuletzt etwas weniger als zehn.

Dito die Türkische Lira, ebenfalls eine notorische Weichwährung: 1999 unter 0,40, zuletzt - trotz der Aufwertung gegen den Euro seit dem vergangenen Juli - bei 1,81. Fazit: die Rechnung bei solchen Zinswährungsgeschäften geht nur auf, wenn das Timing stimmt, wenn sie in einer Phase extremer Schwäche der Weichwährung abgeschlossen werden.

Zu befürchten ist, daß die Masse der Anleger, die an diesen Derivatemärkten mitspielt, keine Ahnung von den Zusammenhängen hat. Merke: Alle Geschäfte mit Hebelwirkung gehen immer nur eine Zeitlang gut. Auf Zeiten, in denen ohne Sinn und Verstand Risiken eingegangen werden, folgt immer die Ernüchterung. Das große Spiel mit Private Equity, Hedge-Fonds, Cross Currency Swaps und Übernahmespekulationen wird das laufende Jahrzehnt nicht überleben.


© Bruno Bandulet
Quelle: Auszug aus Börsenbrief: GOLD&MONEY INTELLIGENCE, Ausgabe 05/2007



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