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Der Kupfer-Bullenmarkt (2)

12.06.2007  |  Scott Wright
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China ist ein Land, in dem bis vor kurzem weniger als 1% der Bevölkerung ein Auto besaß und in dem modernes Wohnen nicht mehr als ein Traum war. Da Autos und andere moderne Einrichtungen nun einem größeren Teil der Bevölkerung zugänglich werden, können die 50 Pfund Kupfer für die Herstellung eines Autos oder die 400 Pfund Kupfer für ein gewöhnliches Einfamilienhaus die Nachfrage nach diesem Rohstoff wirklich beschleunigen.

In einer wachsenden Wirtschaft sind Autos und Häuser allerdings nur ein Bruchteil des Kupfers, das nötig sein wird, um die Infrastruktur von großen Städten oder Häfen auszubauen. Industrielle Maschinen, Bürogebäude, öffentliche Verkehrsmittel, elektronische Artikel und Konsumgüter werden alle eine signifikante Menge an Kupfer erfordern.

Durch diese jahrelang ansteigende Nachfrage mussten die Produzenten ihre Produktionsmengen also tatsächlich erhöhen. Das in Minen abgebaute Kupfer stellt etwa 2/3 des jährlichen Verbrauchs dar, der Rest kommt aus dem Recycling von altem Kupfer. Obwohl es während den Jahren niedriger Preise in den Bärenmärkten der 1980er-Jahre und um den Jahrhundertwechsel Einschnitte in der Exploration gab, ist die Produktion der Kupferminen im Laufe der Zeit gestiegen.

Tatsächlich ist die weltweit abgebaute Menge an Kupfer laut US Geological Survey seit 1990 um 70% gestiegen. Während diesem Zeitraum war das Produktionsvolumen fast in jedem Jahr höher als im vorangegangenen Jahr. Laut der International Copper Study Group (ICSG) wird in diesem Jahr ein weiterer Anstieg um 6,3% im Vergleich zum Vorjahr erwartet.

Wenn man nun den Anstieg des Angebots an Kupfer, dass jährlich auf den Markt gebracht wird, isoliert betrachtet, sieht die Lage doch gar nicht so schlecht aus, richtig? Für den Marktpreis ist es aber leider völlig irrelevant, wie sich das Angebot alleine entwickelt. Für die Entwicklung des Marktpreises ist einzig und allein wichtig, wie sich das Angebot relativ zur Nachfrage entwickelt. Da die Preise nun in letzter Zeit nach oben geschossen sind ist es offensichtlich, dass dieses steigende Angebot einer immer noch viel stärkeren Nachfrage gegenüberstand.

Dies war an den schwindenden weltweiten Lagerbeständen in den letzten Jahren klar zu erkennen. Vor ein paar Monaten schrieb ich über Basismetall-Lagerbestände, gemessen an den Daten der London Metal Exchange (LME), dem weltgrößten Handelsplatz für Nichteisenmetalle. Die Analyse der Lagerbestände bietet sicherlich einen exzellenten Einblick in diesen Kupfer-Bullenmarkt.

Seit ihrem letzten Hoch von etwa 1 Million Tonnen im Jahr 2002 sind die Kupferbestände der LME bis letztes Jahr auf weniger als 100.000 Tonnen geschmolzen und liegen aktuell unter 200.000 Tonnen. Es macht Sinn, dass ein Einbruch der Lagerbestände um 80% einen gewaltigen Einfluss auf den Kupferpreis haben sollte. Sinkendes Angebot an Kupfer steigert naturgemäß den Preis für jene, die auf dieses Metall bieten.

Wenn also die Lagerbestände der wichtigsten Rohstoffbörse und der Regierungen historische Tiefs erreichen, die manchmal nur noch wenigen Tagen an weltweitem Verbrauch entsprechen, glaube ich, dass die Spekulanten bereits einen Risikoaufschlag auf den Kupferpreis gebildet haben.

Dieser Risikoaufschlag besteht, weil jegliche Störung des Angebots einen massiven Einfluss auf die Märkte haben würde. Wenn in dieser Industrie geopolitische Unsicherheit besteht, werden die Marktexperten sehr aufmerksam. Als zum Beispiel vor wenigen Monaten die Probleme der großen Grasberg-Mine in Indonesien mit ihrer Belegschaft ans Licht kamen, waren die Märkte in Alarmbereitschaft, und das gleiche gilt auch für chilenische Kupferminen. Chile allein produziert etwa ein Drittel des weltweiten Kupferangebots.

Dieser nächste Chart konzentriert sich auf den aktuellen Bullenmarkt von Kupfer. Dadurch, dass ein breiterer Markt auf die Knappheit bei Kupfer aufmerksam wurde und die Bestände der LME im Bereich von unter 100.000 Tonnen verblieben, erlebten wir 2005 erstmals den Sprung von Kupfer über die Marke von 2,00 $ pro Pfund und es ist seitdessen nicht auf dieses Niveau zurückgekehrt.

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Nach diesem Anstieg über 2,00 $ schoss Kupfer in der ersten Jahreshälfte 2006 noch einmal nach oben, da die Spekulanten etwas euphorisch wurden. Ein beeindruckend kräftiger Anstieg ließ Kupfer über die 4,00 $-Marke hinausschießen. Sogar die fanatischsten Anhänger machten sich etwas Sorgen und Skepsis machte sich breit und ließ Gedanken an ein Weltuntergangs-Szenario aufkommen, indem ein Crash von Kupfer direkt bevorstünde und sein Bullenmarkt zu Ende wäre.

Obwohl ich glaube, dass der Kupfer-Bullenmarkt von säkularer Natur ist und noch etwa ein weiteres Jahrzehnt andauern sollte, war es ungewöhnlich, eine derart gut definierte Parabel bereits so früh in einem säkularen Bullenmarkt zu sehen. Parabeln treten normalerweise nur gegen Ende eines Bullenmarktes auf, sobald die breite Öffentlichkeit auf den fahrenden Zug aufspringt und den Preis bis zu seiner glorreichen Spitze hochtreibt, bevor ein unvermeidlicher Crash in einen Bärenmarkt überführt. Wir sind noch nicht an diesem Punkt angelangt.




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