Jim Cook im Interview mit Ted Butler
18.06.2007 | Theodore Butler
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Cook: Kommen wir zu den neuen Faktoren - den kleinen Händlern. Sie nennen sie die Raptoren. Um wen handelt es sich?Butler: Wie auch bei den großen Händler ist auch deren Identität von Gesetzes wegen geschützt. Warum ihre Anonymität auch heute geschützt bleibt, ist mir ein Rätsel, aber das ist einen andere Geschichte. Wir kennen nicht ihre Namen aber wir können einige Dinge über sie herausfinden.
Cook: Zum Beispiel?
Butler: Sie höchstwahrscheinlich Broker-Händler und Finanzfirmen, sie sind keine Hedgefonds, die ja nicht als Commercials eingestuft werden. Wir wissen auch, dass diese Firmen sehr wahrscheinlich keine Minengesellschaften oder andere Hedgers sind, obwohl dies oft angenommen wird.
Cook: Warum glauben sie nicht, dass es sich um Minengesellschaften handeln könnte?
Butler: Weil die Minengesellschaften Bericht über die Rückkäufe ihrer Vorwärtsverkäufe abgelegt haben. Und die von COT angezeigten Veränderungen stehen in keiner Relation zu den vierteljährlichen Berichten der Minengesellschaften.
Cook: Was machen die Raptoren eigentlich gerade, dass sie ihre Aufmerksamkeit haben?
Butler: Wie ich schon schrieb, haben die Raptoren eine beeindruckende Netto-Long-Position gegenüber den Händlern aufgebaut.
Cook: Wie machen sie das?
Butler: Indem sie die größten Commercials, die ich T-Rex getauft habe, ausmanövrieren. Ich vermutete, dass die T-Rex sich immer mehr in der eigenen, massiv konzentrierten Netto-Short-Position verfangen würden.
Cook: Das ist eine überraschende Entwicklung. Was bringt sie mit sich?
Butler: Der langfristigen Manipulation auf dem Silbermarkt könnte die Puste ausgehen.
Cook: Können sie uns mehr Details geben?
Butler: Der COT vom 22. Mai zeigt überdeutlich wie stark die Raptoren schon geworden sind. Bei Silber als auch bei Gold waren es die Raptoren, die in der besagten Woche den Löwenanteil der Netto-Käufe unter den Händlern zu verbuchen hatten. Während die größten Gold- und Silberhändler auf der einen Seite beträchtlich konzentrierte Netto-Short-Positionen vorzuweisen haben, halten die Raptoren auf der anderen beträchtlich konzentrierte Netto-Long-Positionen. Tatsächlich bewegten die Silber–Raptoren letzte Woche ihre seit jeher größte Netto-Long-Position: laut Report fast 14.000 Kontrakte (70 Millionen oz).
Cook: Wie viel sind die großen Jungs short?
Butler: Der besagte COT zeigt, dass die größten acht (oder weniger) Händler mehr als 131% der gesamten Netto-Short-Position der Händler hatten. Es ist unglaublich: die vier größten Silberhändler hatten eine Netto-Short-Position, die etwas größer als 100% der gesamten Commercial-Short-Position war.
Cook: Und was genau heißt das?
Butler: Ohne die vier größten Silberhändler würde es überhaupt keine Commercial-Short-Position geben.
Cook: Wo wären wir jetzt, wenn jene Händler nicht derart short wären?
Butler: Ohne diese super-konzentrierte Short-Position, wäre der Preis schockierend höher.
Cook: Sie halten also den Preis unten?
Butler: Nie werden sie eine klarere, öffentliche Dokumentation von Manipulation sehen. Die Tatsache, dass diese Situation (besonders im Fall des Silbers) dauerhaft bestehen konnte, ist auf die ausnahmslos größte Fehlleistung seitens der Aufsichtsbehörden in der Geschichte der Finanzmärkte zurück zu führen.
Cook: Größer als im Fall Enron?
Butler: Sicher. Im Fall Enron hatten die Aufsichtsbehörden keine klaren, jahrelangen Warnungen erhalten. Und wie sie wissen, gibt es seit Jahren Hunderte von Leuten, die Petitionen an Aufsichtsbehörden schreiben und die Silbermanipulation anprangern. Es ist die Tatsache, dass sie aufgrund ihrer eigenen Informationsquellen schon vorab informiert waren, die diese Angelegenheit zur größten Fehlleistung seitens der Aufsichtsbehörden werden ließ.
Cook: Wer ist Schuld, die COMEX oder der FCTC?
Butler: Beide. Wir haben eine Struktur der Selbstregulierung. Das bedeutet, dass NYMEX/COMEX die ersten Instanzen der Regulierung darstellen, überwacht von der CFTC. Daher haben beide ihren Anteil. Zu allem Übel handelt es bei der NYMEX jetzt um eine Institution, die öffentlich Handel treibt und sie müsste bei solchen Sachen eigentlich sehr feinfühlig sein.
Cook: Nehmen wir einmal an, es kommt zu einer Preisexplosion am Silbermarkt, die sie sogar als wahrscheinlich bezeichnen. Würde der Exchange dies nicht schönfärben und einen Weg finden, dass die großen Shorts ungeschoren davon kommen.
Butler: Viele Leute scheinen sich schon damit abgefunden haben, dass es so ausgeht. Doch da wäre ich mit nicht so sicher. Das Bewusstsein in dieser Angelegenheit ist schon zu groß, als dass man es einfach unter den Teppich kehren könnte.
Cook: Viele dieser Leute wechseln aus der Regierung in den privaten Sektor und umgekehrt. Wenn diese einer Meinung sind, könnte das erklären, warum ihre Warnungen so lange ignoriert wurden.
Butler: Da stimme ich zu. Und darüber hinaus denke ich auch, dass sie nicht gerne einen Skandal im Silbersektor sehen würden. Aber wenn ich mir die Umstände beim Silber anschaue, dann habe ich den Eindruck, dass es für sie am Ende ganz anders laufen wird, als sie es sich wünschen.
Cook: Sie waren ganz sicher eine Stimme in der Wüste. Warum standen sie, ihrer Meinung nach, so alleine mit ihrer Einschätzung?
Butler: Es gibt nicht viele Analysten, die 35 Jahre Praxiserfahrung haben im Handel mit Futures und Optionen und sogar persönlich in einem großen Manipulationsfall verwickelt waren, wie ich vor 20 Jahren mit Orangensaft. Wir alle betrachten die Dinge durch das Prisma unserer eigenen Herkunft und unserer Erfahrungen, auch ich bin da keine Ausnahme.
Cook: Ich fand ihre letzten Artikel über die Commercial-Shorts als Dinosaurier im Silbersektor durchaus interessant. Und ich muss feststellen, dass sie einzigartig auf den Gebiet derartiger Analysen sind. Woher kommt das ihrer Meinung nach?
Butler: Ich denke, Menschen haben eine natürliche Aversion gegenüber der Vorstellung, ein Markt könnte manipuliert sein, ganz gleich wie zwingend auch die Beweiße dafür sind. Erwähnen sie nur Manipulation, dann glauben die Leute sofort, sie sind ein Verschwörungstheoretiker.
Cook: Okay. Aber nicht ein einziger Analyst der großen Finanzfirmen hat dies jemals erwähnt. Warum das?
Butler: Es gibt eine ganz praktisches Hindernis für Analysten, die bei den großen Finanzfirmen angestellt sind und zugeben, dass der Silbermarkt manipuliert ist.
Cook: Das da wäre?
Butler: Na so etwas wie: Sie arbeiten ab heute nicht mehr hier.