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Wie hoch ist der Goldpreis? Das kommt darauf an...

21.09.2020  |  Dr. Keith Weiner
Wenn jemand fragt, wie hoch der Goldpreis ist, dann hängt die Antwort davon ab, welcher Goldmarkt gemeint ist. In den meisten Fällen liegen die verschiedenen Goldmärkte so nah beieinander, dass die Unterschiede unbedeutend sind. Nachrichtenportale im Fernsehen möchten nur wissen, ob sich der Preis innerhalb eines deutlichen Trends befindet, sich aufwärts oder abwärts (aufwärts) bewegt. Der alte Onkel Ernie könnte sich an den Bullenmarkt der 1970er Jahre zurückerinnern und den damaligen Preis mit dem heutigen vergleichen (Spoiler: Heute ist er höher).

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Die drei Goldmärkte

Doch wenn Sie Gold näher betrachten, dann sind Sie vielleicht neugierig, welche Unterschiede es zwischen den drei Märkten gibt:
  • Spot (auch bekannt als verrücktes London)*
  • COMEX-Futures
  • Einzelhandel (d.h. physische Münzen und Barren)

Es muss hervorgehoben werden, dass dies drei verschiedene Märkte sind. Es gibt also verschiedene Käufer und Verkäufer. Deshalb gibt es verschiedene Angebots- und Nachfragebilanzen. Und der Preis an einem Markt ist nicht derselbe wie an den anderen beiden. Die Preise an diesen Märkten befinden sich typischerweise relativ nah beieinander, doch ähneln einander nicht vollkommen. Wenn sich die Preise an zwei unterschiedlichen Märkten üblicherweise sehr nah beieinander befinden, dann muss es eine Kraft geben, die beide miteinander verbindet. Das passiert weder durch Zufall noch aus Nächstenliebe.

Diese Distanz, Preis A minus Preis B, wird als "Spread" bezeichnet. Je größer die Spread, desto mehr Geld kann ein Trader machen, was die Preise näher zueinander bringt. Dies bedeutet, er würde das Warten bevorzugen, bis sich die Spread ausgeweitet hat. Doch er hat Konkurrenten. Ihre lokale Tankstelle wird vielleicht 20 Dollar je Gallone für Benzin von Ihnen verlangen, doch deren Konkurrenten verlangen fröhlich einen niedrigeren Preis.

Die Tankstelle würde ihren Preis also auch verringern, woraufhin deren Konkurrenten erneut dasselbe tun. Letztlich würden sie damit aufhören und (eine Zeit lang) eine Preis-Waffenruhe aushandeln. Diese Waffenruhe tritt ein, wenn die marginale Tankstelle den Preis nicht länger verringert.


Die Arbitrageure

Dasselbe passiert mit diesen speziellen Tradern am Goldmarkt, die "Arbitrageure" heißen. Sie werden die Spread zwischen Spot- und Futurespreis verengen, bis der Profit des Trades so stark gesunken ist, bis einer nach dem anderen aufgibt und aufhört niedriger zu gehen. Wichtig bei der Arbitrage ist, dass es möglich sein muss, das, was eine Person an einem Markt erwirbt, zu etwas umzuwandeln, was eine andere Person an einem anderen Markt verkauft.

Wenn Sie beispielsweise einen 400-Unzen-Goldbarren am Londoner Spotmarkt erwerben, könnten Sie diesen zu einer Scheideanstalt schaffen, um ihn zu vier 100-Unzen-Barren umwandeln zu lassen, die Sie dann nach New York schiffen könnten, um sie dort zu verkaufen. Oder Sie könnten eine COMEX-Future erwerben, Lieferung des 100-Unzen-Barren beantragen und diesen dann zu einer Scheideanstalt schaffen, um ihn zu 1-Unzen-Barren verarbeiten zu lassen und an einen Einzelhändler zu verkaufen. Gold ist fungibel, also sind diese Umwandlungen nicht nur möglich, sondern meist auch recht billig.

Üblicherweise ist der Preis eines Futureskontraktes etwas höher als der Spotpreis. Grund dafür ist die Tatsache, dass man mit dem Kauf eines Futureskontraktes Jemanden dafür bezahlt, dass Gold in einem Lagerhaus einzulagern, bis Sie es brauchen. Es gibt Finanzierungs- und Lagerkosten für Gold, also ist der Preis etwas (nicht viel) höher. Der Preis eines Futureskontraktes könnte deutlich in die Höhe getrieben werden.

Stellen Sie sich vor, dass der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, im Fernsehen auftritt, um zu sagen, dass er plant, Billionen Dollar in einem absichtlichen Versuch zu drucken, Inflation zu verursachen. Das könnte niemals passieren und ist ein vollkommen unrealistisches Beispiel, nicht wahr? Doch haben Sie etwas Nachsicht mit mir.

Wie könnten die Märkte auf diesen wahnsinnigen Plan reagieren? Trader könnten Gold kaufen. Sie würden wahrscheinlich nicht zum lokalen Münzshop an der Main Street fahren, sondern stattdessen den Kaufknopf auf einem Bildschirm betätigen; und für die meisten steht dies mit dem Futuresmarkt in Verbindung.


Das Hebeln von Futures

Zusätzlich dazu, dass sie für Trader zugänglicher sind als der Londoner Markt, bieten Futures noch ein weiteres Feature. Einen hohen Hebel. Wie 20:1. Eine Investition von 10.230 Dollar kann einen Wert von bis zu 200.000 Dollar in Gold haben. Wenn der Goldpreis um 1% steigt, auf 2.020 Dollar, dann steigt ein Goldfutureskontrakt um 20 Dollar x 100 Unzen = 2.000 Dollar. Die Investition von 10.230 Dollar wächst also auf 12.230 Dollar, oder etwa 20% an. Ziemlich raffiniert.

Zurück zu unserem Beispiel. Der Preis des Futureskontraktes würde durch all diese Käufe offensichtlich nach oben befördert werden. Und dies bietet eine Gelegenheit für Arbitrageure. Sie können Spot-Gold in London erwerben und Goldfutures verkaufen. Das werden sie tun, bis sich die Spread zu stark verengt hat. Es ist möglich, dass der Preis eines Goldfutureskontraktes unter den Spot-Preis von Gold fallen könnte. Das wird als "Backwardation" bezeichnet (das Gegenteil eines normalen Zustandes, der als "Contango" bezeichnet wird).

Die Arbitrageure können dieses gekenterte Boot aufrichten, indem sie Goldmetall verkaufen und Goldfutures erwerben. Doch sie könnten sich entscheiden, dies nicht zu tun, selbst wenn die Gewinne größer werden. Gold-Backwardation ist ein sehr gefährlicher Zustand.


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