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Dollar & Gold & Vier Tücher

20.06.2007  |  Jim Willie CB
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Sheet 1: Europäische Zentralbank zieht die Zinssätze hoch

Die Europäische Zentralbank erhöhte in dieser Woche, wie erwartet, die Zinssätze um 25 Basispunkte auf 4,0%. Hätten die Zentralbanken heimliche Absprachen gewollt, um dem US-Dollar mit einer verspäteten Erhöhung einen großen Dienst zu erweisen, dann wäre dies ihre Möglichkeit gewesen. Die EZB griff dem wankenden Dollar jedoch nicht unter die Arme. Die Futures-Märkte Europas spiegeln schon erneute Erhöhungen der Zinssätze (1-2 an der Zahl) bis zum Jahresende wider. Sie zeigen einen voraussichtlichen, offiziellen Satz von 4,51% im Dezember an. Der Druck auf die Aufwertung der Eurowährung ist enorm, wie auch auf eine Abwertung des US-Dollars. Der DX-Dollar-Index wird wahrscheinlich noch dieses Jahr das 80-Niveau testen. Die auf dem Euro basierenden Carry Trades gehen weiter. Es werden billige Euros geliehen und der Vorteil der 1,25% Differenz, der sich im Vergleich zu den Sätzen der Notenbankfonds ergibt, genutzt. Am Long-Ende gibt es auch eine Differenz von 1%.

Einige fragen sich, warum die Rendite für ein 10-Jahre-US-Rentenpapier über 5% steigen konnte, wo sich doch das Wirtschaftswachstum verlangsamt, die Verbraucherpreise unter Kontrolle sind und der Immobiliensektor einbrach. Am Besten kann man dies mit dem Einhalten einer konstanten Differenz zu den Renditen der deutschen Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit erklären. Achten sie auf die inneren Mechanismen der Carry Trades. Wie gewöhnlich ignoriert die US-Investorengruppe den Rest der Welt - aus Ignoranz oder aus isolationistischem Desinteresse oder auf Grund von gewollter Falschdarstellung. Meine Prognose für eine 4,0% Rendite für US-T-Notes scheint nicht korrekt zu sein. Die lächerlichen 0,6% BIP für das erste Vierteljahr 2007 sind ignoriert worden. Die Preisinflation hat ihre Spuren in zu vielen Bereichen hinterlassen. Die Carry Trades in Form von Bond-Spekulationsgeschäften müssen in Ordnung gehalten werden, da die Bonds zählen und nicht die ökonomischen Fundamentaldaten. Man sollte nie vergessen, dass die Kombination aus steigenden, langfristigen US-Bond-Renditen auf der einen Seite sowie einem fallenden Dollar auf der anderen, das schlimmstmögliche Szenario für die Zentralbanken ist, die riesige Mengen an FOREX-Reserven, meist in US $, halten. An der Heimfront führen steigende, langfristige Sätze zu steigenden, fixen Hypothekenzinsen - genau das braucht der Immobilienmarkt nicht.


Sheet 2: Die EZBs werfen Goldreserven auf den Markt

Verkäufe riesiger Mengen von Barrengold gehen auf das Konto der Europäischen Zentralbank. Ohne diese Verkäufe hätte der schwindsüchtige US-Dollar dem Gold zum Erreichen der 700 $-Marke verholfen. Die Tatsache, dass 170 Tonnen Barrengold innerhalb der letzten 3 Monate auf den Markt geschüttet wurden, schwächt den Bullenmarkt tendenziell - eine schwere Last, ganz gleich für welches vierbeinige Lasttier. Die Zahlen schließen die Dachorganisationen der EZB mit ein. Die Goldpreise im Mai und April verzweifelten an der 700 $-Marke, gingen nach unten, sie haben aber ihren Glücksbringer wieder gefunden. Das große Minus könnte sich letztendlich doch als großes Plus erweisen, da die EZB öffentlich verlauten lassen, dass sie kein 'Interesse' an weiteren Goldverkäufen haben. Gerade weil die Leute von der EZB nicht entfernt so viel lügen, wie ihre amerikanischen Amtskollegen und weniger verschleiern mit der Notenbank-Kauderwelsch-Papiersprache, ist man eher geneigt die öffentlichen Aussagen der EZB beim Wort zu nehmen. Nichtsdestotrotz sprang der Goldpreis auf das 670-Niveau zurück.

Der stille Aufruhr kam aus Spanien. Letzten Monat wurde Spanien im Spezialreport des Auslands-Updates thematisiert: Spanien, so der Report, verzeichnet zur Zeit einen Rückgang im Immobiliensektor, eine Hypothekenkrise, eine Kaskade von Hypothekenrücknahmen mit flexibler Verzinsung, ein Liquiditätsproblem der Banken, ein massives Staatsdefizit und ein Zusammenbrechen der Zentralbank. Die Banco de España hat in diesem Kalenderjahr 80 Tonnen Barrengold liquidiert (auf den Markt geworfen). Sie sind in Panik geraten und verkaufen alle verfügbaren Vermögensanlagen, in jeglicher, liquider Form. Es gibt keine Regierungsorganisation innerhalb der Europäischen Union, die Spanien zu Hilfe kommen konnte. Die EZB kann auf kein System zurückgreifen, dass Kredit für Notsituationen zur Verfügung stellt. Die akute Last des Immobilienmarktes zieht die spanische Wirtschaft nach unten und Spanien ist der größte Nutzer des offiziellen Angebots, verzweifelte Goldverkäufe tätigen zu können. Um es ganz deutlich zu sagen: Die riesigen Goldverkäufe der Zentralbanken wurden von den großen Netzwerken der Finanznachrichten nicht eines Blickes gewürdigt. Es hat sich als rechtmäßiges Interesse eingeprägt, die Öffentlichkeit nicht richtig über Gold und seine Preisfluktuation unterrichten zu müssen.


Sheet 3: Sovereign-Wealth-Fonds

Die jüngsten Entwicklungen unterstreichen die Macht und den Einfluss der "sovereign wealth funds", wie sie seit kurzem im Finanzsektor genannt werden. Sie werden von staatlichen Nebenagenturen auf der Basis von FOREX-Reserven-Konten gemanagt. Die Hauptquelle dieser Fonds liegt in den asiatischen Handelsüberschüssen und den Überschüssen aus den Ölverkäufen von Persischen Golf. China hat 300 Milliarden Dollar zur Seite gelegt. Der chinesische Handelsüberschuss wächst mit 1 Mrd. pro Tag, wovon der größte Teil, wie angekündigt, in ihre Investmentfonds umgeleitet wird. Die zwei größten "quasi-staatsbetriebenen" Fonds werden von den VAE mit 875 Mrd. Dollar und von Singapur mit 330 Mrd. Dollar gemanagt. Die Saudis, Norwegen und China, alle verfügen über einen Fond von je 300 Mrd. Dollar. Eine ganze Reihe anderer Nationen verfügen über ebenfalls gewichtige Fonds. Für die Fond gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen private equity (siehe den anrüchigen Blackstone-Deal), aus Offenmarktperspektive, die mit Abstand schlechteste ist. Übernahmeangebote bei Energie, Mineralien und Rohstoffprojekten würde man viel lieber sehen, da dies den Rohstoffbullenmarkt am laufen hält.

Die Manager der Staatskonten sehen sich gegenüber einer Treuepflicht verantwortlich, größere Gewinne zu machen und dabei gleichzeitig den Währungsrisiken, die vom US-Dollar ausgehen, aus dem Wege zu gehen. Das heißt auch: Weniger ertragreiche und weniger liquide Anlageformen im Ausgleich für das Umgehen des US-Dollar-ährungsrisikos. In den letzten Monaten war ich der Überzeugung, dass China eine globale Bewegung von Investitionen in die Rohstoffmärkte anführen würde, via Lagerhaltung von Rohöl, Futures-Kontrakten für die kommenden Jahre, Roherz-Lagerhalden, Investitionen in ausländische Minenprojekte und Minengesellschaften, die Lizenzen besitzen. Und die Bewegung nimmt, wie vorhergesagt, seinen Lauf. Dennoch gibt es dabei zahlreiche Komplikationen. Undurchsichtige Motive, politische Ziele, strategische Initiativen, um sich Ressourcen zu sichern sowie geheime Absprachen können mit ins Spiel kommen. Korruption durch Insider-Wissen, kleine Geschäfte unter Freunden und geheime, gegenseitige Abmachungen sind möglich.




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