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Dem nackten Mann in die Tasche greifen

28.06.2007  |  Theodore Butler
Je intensiver man sich einer Sache widmet, desto besser sollte man über diese Sache bescheid wissen. Wenn die Sache komplex ist, wie im Fall des Gold- und Silbermarktes, lernt man auch, dass man manche Sachen nicht wissen kann. So zum Beispiel kann man von unerwarteten Ereignissen nicht schon in Vorhinein wissen oder die ganz genauen Zeitpunkte für Preisbewegungen vorhersagen. Daher scheint es meiner Meinung nach das Vernünftigste, sich auf das zu konzentrieren, was man auch wissen kann und sich nicht vom Nicht-Vorhersagbaren quälen zu lassen, wie zum Beispiel vom präzisem Timing oder überraschenden Ereignissen. Das heißt nicht, dass die Hoch- und Tiefstände der Märkte an mir vorbeigehen, es heißt nur, dass ich nicht so weit gehe und mich selbst betrüge, indem ich dies zu meinem Hauptanliegen mache.

Mein Hauptanliegen ist die langfristige Analyse der grundlegenden, fundamentalen Angebots- und Nachfragedaten, für die kurzfristigen Preisbewegungen kommt das Beobachten der Marktstrukturen, wie sie im Commitment of Traders Report (COT) dargestellt werden hinzu. Die langfristige Analyse ist einfach - betrachtet man das reale Angebot/Nachfrage-Verhältnis, so stand Silber als langfristiges Investitionsgut nie besser da. Immer mehr sieht das 13-Dollar-Preisniveau beim Silber so aus, wie das 5-Dollar-Niveau einmal aussah.

Und auch wenn die COTs kein präzises Timing-Werkzeug darstellen, so liegen sie bei der Bestimmung von bedeutenden, preislichen Hoch- und Tiefständen immer noch näher als jede andere öffentliche Informationsquelle, die ich kenne. Der COT erklärt für gewöhnlich immer was passiert, wenn auch nicht immer wann. Ich denke, ich weiß, was während des letzten Sell-Offs beim Gold und Silber im Gange war und auch warum es dazu kam.

Der aktuelle Sell-Off beim Gold und Silber ist das Ergebnis der Verkäufe von Techfonds und anderen Spekulativverkäufen (in beiden Fällen: Liquidierung von Long-Positionen und neue Verkäufe von Short-Positionen), er ist ebenfalls Ergebnis der Ankäufe durch Händler (T-Rex Short-Deckung und Raptoren Long-Anhäufung). Darüber hinaus kann der heutige, heftige Rückgang beim Silber auch auf ein große Anzahl von Put-Optionen zurückgeführt werden, die plötzlich, zum Tag des Auslaufens der Optionen, in Geld ungewandelt wurden. Bullische Silberinvestoren, die diese Puts verkauft hatten, waren plötzlich mit einer Verlust-Situation konfrontiert und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als die einzig gangbare Korrekturmaßnahme - als Selbstschutz - zu treffen und Silber-Futures zu verkaufen. Das war jedoch keinesfalls Zufall sondern eine ausgeklügelte Strategie der Händler. Die Händler - ob klein oder groß - können auf dem Weg nach unten kaufen, da sie diszipliniert sind und geheime Absprachen treffen und nur zu genau wissen, wie die Märkte funktionieren. Die Tech-Fonds und die Hebelspekulanten sind das nicht. Er derzeitige Sell-Off wird zu Ende sein, wenn der letzte Techfond und Spekulant verkauft.

Ich habe das Gefühl, dass wir uns kurz vor diesem Punkt befinden - gerade nach dem heutigen Ablaufen der Optionen. Man hat in der Tat das Gefühl, dass die Händler einem fast nackten Mann in Tasche greifen wollen, indem sie auch den letzten Verkaufskontrakt der nicht-kommerziellen und nicht-Rechenschaft-ablegenden Händler an der COMEX freilegen und heraus dirigieren. Die Händler greifen dabei ganz tief in die Trickkiste und nutzen auch die Übernacht-Märkte zu ihrem Gunsten. Dieses geschickte Einfädeln erscheint im Licht des letzten, großen Ausputzens, bevor die wahre Aufwärtsbewegung kommt.

Aus einem weiten Blickwinkel ist es immer wichtig, das Wesentliche des Forschungsgegenstands im Auge zu behalten. Der aktuelle Sell-Off beim Gold und Silber hat nichts mit den realen Fundamentalwerten wie Angebot und Nachfrage zu tun - alles dreht sich um die Aktivitäten der Händler an der COMEX. Das passende Wort für derartige Aktivitäten ist Manipulation, weil der Papierhandel die Weltpreise für Gold- und Silber diktiert. Das ist gegen das Gesetz, was jedoch wenig nützt, wenn die Aufsichtsbehörden das Gesetz nicht durchsetzen. Die guten Nachrichten: Die Marktstruktur kann sich durch die Sell-Offs nur verbessern; die schlechten Nachrichten: Das verhindert die zwischenzeitlichen Schmerzen nicht.

Eines ist klar: Wissen warum und was hinter dem Sell-Off steckt, sagt ihnen immer noch nicht, wie viel noch bleibt - also müssen sie sich selbst dementsprechend darauf einstellen. Sind die Metalle gerade zum Kauf zu empfehlen? Definitiv! Sollten sie mit Hilfe extremer Hebel gekauft werden, so dass sie Gefahr laufen die Positionen zu verlieren, falls der Preis sinkt. Definitiv nicht!

Noch eine letzte Sache. Der heutige Sell-Off war besonders anstößig dahingehend, dass es keine dafür keine äußeren Einflüsse gegeben hat, mit denen er erklärt werden könnte. Es hatte ausschließlich mit der COMEX und dem Auslaufen der Optionen zu tun. Das ist gerade so wie ein Überfall am helllichten Tag, bei dem die Polizei zuschaut. Klammern wir die Polizei (die Aufsichtsbehörden) mal aus, so ist es noch schlimmer, dass jeder der den Markt beobachtet, wissen müsste, was passiert ist. Ruhig zu bleiben und nichts zu sagen und vorzugeben, dass gar kein Verbrechen stattgefunden hat, ist moralisch anstößig. Wenn sie Newsletter schreiben oder Ratgeber sind, dann sollten sie das Wort ergreifen. Der freie Markt ist in Gefahr.


Der Bericht und die Anhörung vor dem Senat zum Thema Amaranth

Nach 9 Monaten veröffentlichte der Senat nur Details und hielt Anhörungen zu den Nachforschungen bezüglich des Zusammenbruchs des Hedgefonds Aramanth ab. Verkürzt dargestellt, hielt Aramanth eine super-konzentrierte Position beim Erdgas, wodurch die Preise manipuliert wurden. Die Position des Fonds brach sehr schnell in sich zusammen, als die NYMEX anordnete, dass der Fond seine übergroße und konzentrierte Position reduzieren sollte. Hier kann man wieder sehen, wie sich eine Verbindung zwischen Konzentration und Manipulation herausgebildet hat. Und wieder haben die Aufsichtsbehörden, einschließlich der CFTC, zu lange gewartet, sich mit dem Problem auseinander zu setzen. Sie tauchten erst auf, als das Gebäude schon bis auf die Grundfesten heruntergebrannt war. Die Empfehlung des Senats? Die CFTC soll mehr Geld vom Steuerzahler bekommen. Großartig!

Genau vor einem Jahr schrieben viele von ihnen Petitionen an die CFTC, der Anlass war die konzentrierte Netto-Short-Position, die von den 4 größten Händlern beim COMEX-Silber gehalten wurde. Zu dieser Zeit belief sich die Netto-Short-Position auf ungefähr 34.000 Kontrakte oder 170 Millionen oz. In Tagesproduktionen aller Minen der Welt gerechnet, betrug die konzentrierte Short-Position fast 100 Tage, sie überragte damit alle anderen Short-Positionen der gehandelten Rohstoffe. Die Antwort der CFTC war wie gewöhnlich: Kein Problem!

Den aktuellsten COT-Bericht - von Handelschluss am 19. Juni - zufolge, sind die großen 4 mit fast 225 Millionen oz short oder aber mit mehr als 50% als im Jahr zuvor. In Tagen der weltweiten Minenproduktion ausgedrückt, entspricht dies erdrückenden 150 Tagen. Kein anderer Rohstoff kommt einer solchen Konzentration oder einem solchen Anstieg der Konzentration nah. Das die NYMEX und die CFTC in diese obszöne Konzentration öffentlich Einsicht haben, ist ein Schande und zeugt von Nachlässigkeit. Ich möchte nur wissen, wie viel öffentliche Mittel der Senat der CFTC hinterher werfen will, wenn die Silber-Manipulation auffliegt.



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