Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ein bearisches Argument gegen Gold

02.12.2020  |  Lobo Tiggre
Ich bin extrem bullisch gegenüber Währungsmetallen: Gold und Silber. Doch ich erinnere mich daran, 2012 fast genauso bullisch gewesen zu sein, als die Währungsmetalle Spitzen erreichten und ihren langen, schmerzhaften Abstieg begannen, der bis Ende 2015 dauerte. Da ich denselben Fehler nicht zweimal machen möchte, frage ich mich immer, ob es ein vernünftiges, bearisches Argument gibt, das ich vielleicht übersehen könnte. Und ich denke, dass ich eines gefunden habe.

Ich bin nicht bearisch geworden. Doch ich sehe eine Reihe von Umständen, die den Goldpreis noch stärker zurückwerfen und möglicherweise jahrelang unter Druck halten könnten. Lassen Sie mich zuerst sagen, dass ich verstehe, dass die USA nicht das einzige Land in der Welt sind. Ich fokussiere mich hier auf die USA, weil das Schicksal des US-Dollar - die weltweite Reservewährung - so wichtig für das der Währungsmetalle ist.

Stellen Sie sich vor, COVID-19 wäre niemals passiert. Ich bin weiterhin der Meinung, dass 2020 noch immer ein großartiges Jahr für Gold gewesen wäre. Wenn wir es mit einer Trendlinie betrachten, die Ende 2018 mit dem Powell-Umschwung begann, dann können wir prognostizieren, dass der Preis zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht 2.000 Dollar erreicht hätte, jedoch über dem aktuellen Preis läge.

Open in new window

Dieser Chart illustriert, was ich meine, wenn ich sage, dass Gold und Silber 2020 nicht aufgrund COVID-19 gestiegen sind. Impfstoffneuigkeiten sollten nicht als relevant angesehen werden. (Im Übrigen sollten Techniker anmerken, dass der RSI, der MACD und die langsame Stochastik andeuten, dass Gold derzeit überverkauft ist.) Doch aufgrund COVID-19 senkte die Fed die Zinsen schneller als sie das andernfalls getan hätte. Der Kongress gab zudem Geld schneller und in größeren Mengen aus.

Möglicherweise wurden Jahre der Währungsabwertung ins Jahr 2020 vorgezogen. Nun stellen Sie sich vor, das wäre das Ende der Geschichte. Mit dem Sieg über die Krankheit reduziert der Kongress den Fluss des Geldes. Die Wirtschaft floriert, weil massive Liquidität bereits injiziert wurde. Die Fed könnte vielleicht sogar darüber nachdenken, die Zinsen irgendwann wieder zu erhöhen.

Eine deutliche Umkehr der Geld- und Fiskalpolitik - eine Post-COVID-19-Wende - wäre bearisch für die Währungsmetalle... möglicherweise jahrelang. Doch ist das wahrscheinlich? Sowohl Trump als auch Biden haben große Pläne für weitere Regierungsalmosen und -ausgaben. Wenn die GOP den US-Senat hält, dann könnten diese Pläne eingedämmt werden, doch ich bezweifle stark, dass dies den Fluss des einfaches Geldes stoppen würde.

Wichtiger noch ist, dass die Geschichte noch nicht beendet wurde. Während die wachsende Welle an Shutdowns, Kündigungen und Insolvenzen diesen Winter zunimmt, wird der Druck auf US-Obrigkeiten, "etwas zu tun", unumkehrbar sein. Ich mag es nicht, kühne Behauptungen aufzustellen, doch ich werde wahrhaft überrascht sein, wenn wir nicht weiteres einfaches Geld sehen werden, nachdem der neue Kongress beeidet wurde.

Doch was dann? Die nächste Reihe von Almosen aus Washington könnte den Trend im obigen Chart einige Monate verlängern, doch was, wenn der Geldfluss danach stoppt? Nun, ich denke nicht, dass man weiterhin Billionen Dollar ausgeben kann, nachdem die Notlage als lange überwunden gilt. Doch ich würde weitere Almosten und Regierungsausgaben in den nächsten vier Jahren erwarten, wenn selbst wenige Punkte der Biden/Harris-Agenda implementiert werden.

Vergessen Sie außerdem nicht, dass die Fed erklärte, es würde Jahre dauern, bis sie die Zinsen wieder erhöhen würde. Nominalzinsen nahe null machen Währungsmetalle weniger attraktiv für Investoren. Negative Realzinsen haben eine stark invertierte Korrelation mit dem Goldpreis.

Open in new window

Ein wichtiger Punkt: Wenn all die Gelddruckerei die Inflation erhöht, dann wird die Fed die Inflation über das Ziel hinausschießen lassen - was die Realzinsen noch weiter abwärts befördern wird, was sehr bullisch für Gold ist. Diese Faktoren machen es schwer für mich, ernsthaft bearisch gegenüber Gold zu sein. Doch ich möchte nicht, dass meine grundlegenden Theorien mich so sicher machen, richtig zu liegen, dass ich es ablehne, etwaige Hypothesen - oder Daten - zu bedenken, die meine Ansichten widerlegen. Ich möchte die heutige physische, politische und finanzielle Welt so objektiv wie möglich betrachten.

Leider tut das nicht jeder. Die Märkte sind bekannt dafür, überzureagieren - und länger irrational zu bleiben, als Investoren solvent bleiben können. Ich kann mir recht einfach vorstellen, dass die Wahrnehmung, dass "die böse Hexe von COVID-19 tot ist" ein Gegenwind für Gold und Silber wäre, bis der Nachrichtenzyklus weitergezogen ist. Doch was, wenn ich falsch liege?

Ich sage, dass ich die Daten betrachten will, nicht nur meine Theorien. Welche Daten könnten mich davon überzeugen, große, bullische Wetten angesichts eines möglicherweise langen und tiefgreifenden Bärenmarktes in Währungsmetallen zu überdenken? Nun, Veränderungen der Fundamentaldaten würden mein Denken sicherlich verändern. Deshalb mein Gedankenexperiment eines möglichen, bearischen Arguments.

Wenn kein weiteres Notfallgeld vom Kongress kommt, dann würde dies einen Rückenwind entfernen. Wenn die Fed zu einer falkenhaften Haltung übergehen würde, dann wäre dies ein starker Gegenwind. Und was die Preisdaten angeht... ein "Todeskreuz" in den 50-tägigen und 200-tägigen gleitenden Durchschnitt war die letzten zwei Male ein klares, bearisches Signal.

Open in new window

Beachten Sie, dass diese beiden Todeskreuze vor Kurseinbrüchen stattfanden, die zu deutlichen Aufschwüngen führten - wobei der aktuellste eine große Rally war. Wenn wir einen ähnlichen Chart betrachten, dann erkennen wir viele Augenblicke, in denen derartige Todeskreuze dafür gesorgt hätten, dass wir große Rallys verpassen. Das einzige Mal, als es gut gewesen wäre, sich aus Goldinvestitionen zurückzuziehen, war nach dem Todeskreuz Anfang 2013. Das Todeskreuz im Jahr 2008 signalisierte einen deutlichen Rückzug. Doch der war so kurzlebig, dass viele Leute ihn einfach ignorierte.

Um ein weiteres Todeskreuz wie das zu finden, das vor dem mehrjährigen Bärenmarkt in Gold im Jahr 2013 auftrat, müssen wir ins Jahr 1996 zurückgehen. Das macht mich sehr widerwillig, meine Gold- und Silberaktien zu verkaufen, nur weil der Preis zurückgegangen ist. Und ich verkaufe mein Gold nicht basierend auf dem Preis. Ich verwende meine Bullionersparnisse nur in Zeiten großer Not - oder Möglichkeit.

Was wäre also notwendig, damit ich einen Schritt weg von Gold- und Silberaktien in meinem Portfolio mache? Der Preis alleine reicht dafür nicht aus. Ich würde es hassen, eine weitere Kaufgelegenheit wie die 2008 zu verpassen - oder letzten März. Reale Veränderungen der Fundamentaldaten sowie anhaltende Abwärtspreistrends würden mich dazu bringen, andere spekulative Investments Gold und Silber vorzuziehen.


© Lobo Tiggre
www.independentspeculator.com



Dieser Artikel wurde am 30. November 2020 auf www.independentspeculator.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"