'Freundliche Ausländer' - von Dr. Kurt Richebächer
14.10.2004 | Dr. Kurt Richebächer
Die erneute Wachstumsschwäche der US-Wirtschaft ist für mich keine Überraschung. Die Wirtschaftserholung hatte von Anfang an stark dubiose Qualitäten. Die US-Wirtschaft leidet unter einer außergewöhnlichen Mischung von Ungleichgewichten, die das Wachstum behindern: Ein Handelsbilanzdefizit auf Rekordhöhe, ein Haushaltsdefizit auf Rekordhöhe, die privaten Haushalte sind so stark verschuldet wie nie, die Sparquote ist so niedrig wie nie und die Konsumausgaben werden durch Spekulationsblasen bei verschiedenen Anlagekategorien gestützt.
Jedes andere Land, das mit solchen monströsen Ungleichgewichten zu kämpfen hätte, würde sich mit Kapitalflucht und einer kollabierenden Währung konfrontiert sehen, was die Zentralbank dieses Landes zu einer restriktiveren Geldpolitik veranlassen würde. Aber der amerikanischen Zentralbank und dem Dollar bleibt dieses Schicksal erspart, weil die asiatischen Überschuss-Länder eingesprungen sind. Sie haben riesige Dollarbeträge angehäuft, um einen unerwünschten Anstieg ihrer eigenen Währungen verhindern zu können.
2003 kauften ausländische Zentralbanken drastisch Dollar, und zwar im Volumen von 616,6 Milliarden Dollar. Nach 351,9 Milliarden Dollar im Jahr zuvor. Der größte Käufer auf asiatischer Seite war die chinesische Zentralbank.
Ohne diese großen und steigenden Dollarkäufe von ausländischen Zentralbanken hätte die Fed ihre Politik des ultraleichten Geldes mit ultra-niedrigen Zinsen nicht durchführen können. Ich habe schon oft betont, dass genau diese Politik eine stärkere Rezession verhindert hat, aber die Frage lautet, ob oder ob nicht diese Politik das Fundament für ein nachhaltigeres, längerfristiges Wirtschaftswachstum gelegt hat.
Meiner Ansicht nach war es von beiden Seiten eine schlechte Politik. Die asiatischen Länder haben durch die Dollarkäufe nicht nur der Fed geholfen, sondern auch Kreditexzesse in ihren eigenen Ländern angefeuert. Japans schlechte Erfahrungen mehr als ein Jahrzehnt nach den japanischen Kreditexzessen der späten 1980er scheinen niemanden abzuhalten. Und die USA wiederum verlieren Jobs an China.
Noch steigen aber die Konsumausgaben in den USA. Seit Anfang 2004 bis Juli sind die realen Konsumausgaben um 122,2 Milliarden Dollar gestiegen. Aufs Jahr hochgerechnet wären das 209,5 Milliarden Dollar, oder 2,8 % jährlicher Zuwachs. Im letzten Jahr lag der Zuwachs bei 232,2 Milliarden Dollar (+3,3%), und im Jahr 2002 waren es 213 Milliarden Dollar (+3,1%). Zum Vergleich: In den Boomjahren 1999 und 2000 betrug das Wachstum 5,1 % und 4,7%.
Wichtig ist die Frage, ob die amerikanische Wirtschaft genug "Dampf" hat, damit die durch die Steigerung der Konsumausgaben verursachte Wirtschaftserholung selbst tragend werden kann, ohne zusätzliche künstliche geldpolitische oder fiskalische Stimulierungen. Wenn sie genügend Dampf hätte, dann müsste sich das in einem schnelleren Wachstum bei der Zahl der Arbeitsplätze und der Einkommen widerspiegeln, als es sich bis jetzt gezeigt hat.
In früheren Wirtschaftszyklen kam der notwendige "Dampf" hauptsächlich dadurch zustande, dass sich vorher Nachfrage aufgestaut hatte - wegen einer strikten Geldpolitik. In der Rezession war investiert worden, in Wohngebäude, dauerhafte Konsumgüter und Produktionsanlagen. In der aktuellen Wirtschaftserholung ist genau das Gegenteil geschehen - die Konsumenten verschuldeten sich heftig, anstatt Schulden zurückzuzahlen.
In den drei Jahren von 2000 bis 2003 sind die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte um insgesamt 965,9 Milliarden Dollar gewachsen (gemessen in heutigen Dollar). Die privaten Haushalte haben ihre Konsumausgaben um 1.023,7 Milliarden erhöht, und ihre Schulden um beeindruckende 2.726,9 Milliarden Dollar. Was das betrifft, da scheinen die geldpolitischen und fiskalischen Stimulierungen bis jetzt funktioniert zu haben. Aber das Problem ist, dass ein großer Teil der amerikanischen Konsumausgaben ausländischen Produzenten zugute kommt, was das US-Handelsbilanzdefizit und nicht die amerikanische inländische Produktion steigen lässt.
© Dr. Kurt Richebächer
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Trader's Daily"
Jedes andere Land, das mit solchen monströsen Ungleichgewichten zu kämpfen hätte, würde sich mit Kapitalflucht und einer kollabierenden Währung konfrontiert sehen, was die Zentralbank dieses Landes zu einer restriktiveren Geldpolitik veranlassen würde. Aber der amerikanischen Zentralbank und dem Dollar bleibt dieses Schicksal erspart, weil die asiatischen Überschuss-Länder eingesprungen sind. Sie haben riesige Dollarbeträge angehäuft, um einen unerwünschten Anstieg ihrer eigenen Währungen verhindern zu können.
2003 kauften ausländische Zentralbanken drastisch Dollar, und zwar im Volumen von 616,6 Milliarden Dollar. Nach 351,9 Milliarden Dollar im Jahr zuvor. Der größte Käufer auf asiatischer Seite war die chinesische Zentralbank.
Ohne diese großen und steigenden Dollarkäufe von ausländischen Zentralbanken hätte die Fed ihre Politik des ultraleichten Geldes mit ultra-niedrigen Zinsen nicht durchführen können. Ich habe schon oft betont, dass genau diese Politik eine stärkere Rezession verhindert hat, aber die Frage lautet, ob oder ob nicht diese Politik das Fundament für ein nachhaltigeres, längerfristiges Wirtschaftswachstum gelegt hat.
Meiner Ansicht nach war es von beiden Seiten eine schlechte Politik. Die asiatischen Länder haben durch die Dollarkäufe nicht nur der Fed geholfen, sondern auch Kreditexzesse in ihren eigenen Ländern angefeuert. Japans schlechte Erfahrungen mehr als ein Jahrzehnt nach den japanischen Kreditexzessen der späten 1980er scheinen niemanden abzuhalten. Und die USA wiederum verlieren Jobs an China.
Noch steigen aber die Konsumausgaben in den USA. Seit Anfang 2004 bis Juli sind die realen Konsumausgaben um 122,2 Milliarden Dollar gestiegen. Aufs Jahr hochgerechnet wären das 209,5 Milliarden Dollar, oder 2,8 % jährlicher Zuwachs. Im letzten Jahr lag der Zuwachs bei 232,2 Milliarden Dollar (+3,3%), und im Jahr 2002 waren es 213 Milliarden Dollar (+3,1%). Zum Vergleich: In den Boomjahren 1999 und 2000 betrug das Wachstum 5,1 % und 4,7%.
Wichtig ist die Frage, ob die amerikanische Wirtschaft genug "Dampf" hat, damit die durch die Steigerung der Konsumausgaben verursachte Wirtschaftserholung selbst tragend werden kann, ohne zusätzliche künstliche geldpolitische oder fiskalische Stimulierungen. Wenn sie genügend Dampf hätte, dann müsste sich das in einem schnelleren Wachstum bei der Zahl der Arbeitsplätze und der Einkommen widerspiegeln, als es sich bis jetzt gezeigt hat.
In früheren Wirtschaftszyklen kam der notwendige "Dampf" hauptsächlich dadurch zustande, dass sich vorher Nachfrage aufgestaut hatte - wegen einer strikten Geldpolitik. In der Rezession war investiert worden, in Wohngebäude, dauerhafte Konsumgüter und Produktionsanlagen. In der aktuellen Wirtschaftserholung ist genau das Gegenteil geschehen - die Konsumenten verschuldeten sich heftig, anstatt Schulden zurückzuzahlen.
In den drei Jahren von 2000 bis 2003 sind die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte um insgesamt 965,9 Milliarden Dollar gewachsen (gemessen in heutigen Dollar). Die privaten Haushalte haben ihre Konsumausgaben um 1.023,7 Milliarden erhöht, und ihre Schulden um beeindruckende 2.726,9 Milliarden Dollar. Was das betrifft, da scheinen die geldpolitischen und fiskalischen Stimulierungen bis jetzt funktioniert zu haben. Aber das Problem ist, dass ein großer Teil der amerikanischen Konsumausgaben ausländischen Produzenten zugute kommt, was das US-Handelsbilanzdefizit und nicht die amerikanische inländische Produktion steigen lässt.
© Dr. Kurt Richebächer
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Trader's Daily"