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Goldene Worte von Jürgen Stark und Hermann Burbaum

15.07.2007  |  Manfred Gburek
Was für eine Woche! Der Euro steigt gegenüber dem Dollar auf einen Rekordkurs, die Renditen der Anleihen halten sich hartnäckig oben, Währungspolitiker und Analysten geben die Suche nach der wahren Höhe der Risiken aus Kreditderivaten endgültig auf, der DAX probt die Achterbahnfahrt, Immobilienaktien gehen in den freien Fall über, nach Alcoa bietet Rio Tinto mit einem noch höheren Betrag für Alcan, der Goldpreis nimmt einen neuen Anlauf nach oben, und dieses Mal ziehen die Minenaktien überproportional mit. Wie reimt sich das alles zusammen? Und insbesondere: Welche Schlussfolgerungen sollten Anleger daraus ziehen?

Beginnen wir, über einige Antworten der Wahrheit näher zu kommen: Den gestiegenen Euro mit der gegenüber der europäischen Konjunktur etwas schwächeren in den USA, mit dem US-Leistungsbilanzdefizit, mit Zinsdifferenzen oder Währungsumschichtungen nah- und fernöstlicher Zentralbanken zu erklären, führt - jeweils für sich allein genommen - nicht zum Ziel. Erst alle Faktoren zusammen, ergänzt um die nicht zu unterschätzende politische Einflussnahme vor allem seitens der USA, bringen die nüchterne Erkenntnis: Ihre Interdependenz lässt keine klare Analyse, geschweige denn Prognose zu. Das heißt, der Euro kann in nächster Zeit gegen den Dollar steigen oder fallen. Machen wir uns nichts vor, auch die Chartisten, sprich Kurvendeuter, sind ratlos.

Dass die Renditen der Anleihen hüben wie drüben ebenso oben verharren wie die Leitzinsen, belegt: 1. Die Konjunktur ist hier und da robust genug, das zu verkraften. 2. Die Zentralbanken beabsichtigen in beiden Fällen, die Inflationserwartungen zu dämpfen. Leider kommen ihnen zwei ineinander greifende Entwicklungen in die Quere, denen sie nur eingeschränkt entgegenwirken können: Subprime-Kredite und Kreditderivate. Im ersten Fall handelt es sich in großem Umfang um Darlehen (vielfach zu variablen Zinsen, was die Sache noch verschlimmert) an zweifelhafte Schuldner, im zweiten Fall um einen in Appetithäppchen aufgeteilten Mischmasch aus Krediten unterschiedlicher (überwiegend geringer) Qualität, in dem auch Subprime-Kredite enthalten sind. Wie sich beides in den Märkten widerspiegelt, zeigen zwei typische Zitate: "Subprime-Wahnsinn ist längst nicht zu Ende", titelte am 6. Juli die Börsen-Zeitung. Bereits am 25. Juni hatte das Handelsblatt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) auf die Frage, wer die Risiken aus Kreditderivaten trage, mit dem enthüllenden Satz zitiert: "Wir wissen es nicht." Wohlgemerkt: Die BIZ ist die supranationale Bank der Zentralbanken.

Was ist davon zu halten, dass der DAX mal einbricht, sich danach ebenso kräftig erholt, wieder einbricht, wieder steigt? Ganz einfach, er spiegelt, nachdem er seit 2003 auf mehr als das Dreieinhalbfache gestiegen ist, die Verkäufe der Pessimisten und die Käufe der Optimisten wider. Die einen bringen ihre Kursgewinne in die Scheuer, weil sie unter anderem die hier geschilderten Zustände bei den Krediten und Kreditderivaten als Warnsignal betrachten. Die anderen haben dagegen Angst, mit zu frühen Verkäufen ihre satte Performance zu vermiesen, die sie - insbesondere als Fondsmanager - für einen Platz auf dem Siegertreppchen von Ratingagenturen wie Morningstar, Scope, Feri oder Standard & Poor"s benötigen. In diesem Zusammenhang stimmen mich die Kursverluste der Immobilienaktien als Frühindikatoren bedenklich, und zwar nicht nur der britischen, spanischen oder amerikanischen, sondern gerade der deutschen, die noch bis vor wenigen Monaten zu den Überfliegern gehörten. Klicken Sie im Internet zum Beispiel bei www.comdirect.de unter Kurssuche auf IVG, Deutsche Wohnen, Deutsche Euroshop, Patrizia und auf die noch nicht lange börsennotierte Gagfah. Besonders die Charts über sechs Monate und ein Jahr werden Ihnen die Augen öffnen.

Nun zu Rohstoffen und Edelmetallen. Nach Bekanntwerden des Übernahmeangebots von Rio Tinto an Alcan brach der Kurs der Rio Tinto-Aktie erwartungsgemäß ein. Damit spiegelte er die Befürchtung der Anleger wider, wonach der Deal (sollte er zustande kommen) erst einmal Geld kostet. Das Management von Rio Tinto sieht die Sache natürlich unter strategischen Aspekten und damit ganz anders: Ihm geht es um die Weltmarktstellung in den nächsten Jahrzehnten, um das Ausbooten von Alcoa und das Überholen des russischen Rivalen Rusal.

Solche strategischen Spiele gab es ja hinreichend auch im Gold- und Silbersektor: Barrick Gold wäre ohne die Käufe von Homestake und Placer Dome heute nicht weltweit die Nummer eins, Newmont Mining ohne den gegen Anglogold gewonnenen Kampf um Normandy Mining und ohne den Zusammenschluss mit Franco Nevada nicht die Nummer zwei. Was indes zuletzt auffiel, war die relative Stärke der südafrikanischen Aktien Anglogold, Gold Fields und Harmony. Diese Entwicklung ist insofern beachtlich, als hier wegen der im Vergleich zum Dollar stark gefallenen Südafrika-Währung Rand starke Hebelkräfte wirken: schwacher Rand = 1. hohe Kosten für importierte Ausrüstung nebst Treibstoff, 2. aber auch hohe Einnahmen für in Dollar abgerechnete Goldverkäufe. Wahrscheinlich markiert die jüngste Entwicklung die Kompensation von 1. durch 2.




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