Zerohedge: Das Aktien-Goldpreis-Rätsel, Teil 1: Der Große Gatsby
18.03.2021
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Selbst mit einem jährlichen BIP-Wachstum von unglaublichen 5% und einer Inflation von 2% würde es noch immer sieben Jahre dauern, dies zu erreichen. Preisen die Aktien tatsächlich das Jahr 2028 mit einem Diskontsatz von 0% ein? Und wenn ja, was wäre dann der grundlegende Treiber, um die Aktien von hier aus noch höher zu befördern? Und gibt es einen historischen Präzedenzfall für diese Art von Wachstum? In der Zeit nach WWII gab es nur zwei Instanzen, in denen die wirtschaftliche Expansion über eine längere Zeitspanne so hoch war.Nachdem der WWII beendet wurde, verzeichneten die USA jahrelang gemäßigtes Wachstum, während die Regierungsausgaben einbrachen; gefolgt von sehr hohen Wachstumsraten von etwa 6,9% zwischen 1949 und 1953. Das war möglich, da die USA eines der wenigen Länder waren, in denen keinerlei Infrastruktur zerstört wurde. Doch mathematisch betrachtet, würde selbst eine Wiederholung dieser Wachstumszeitspanne von 1949 bis 1953 die aktuellen Aktienkurse nicht rechtfertigen, da sie "nur" vier Jahre andauerte, bevor die USA in eine weitere Rezession verfiel.
Von 1958 bis 1969 war die US-Wirtschaft in der Lage, mit einer kurzen Währungsrezession 1960 um nahezu 5% zu wachsen. Unserer Ansicht nach ist dieses Wachstum der 1960er Jahre das einzige, was das Ausmaß und die Länge widerspiegelt, die benötigt wäre, um das US-amerikanische BIP zurück an aktuelle Aktienkurse anzupassen. Doch das wirtschaftliche Umfeld der 1960er Jahre unterscheidet sich stark von heute.
Die USA verließen den WWII mit einem rekordverdächtigen Schulden-BIP-Verhältnis von mehr als 100%. Dann wurden die Ausgaben jedoch sofort gekürzt und die Schulden reduziert. Die Inflation stieg ebenfalls in gewisser Weise, was dabei half, die Schulden weiter zu reduzieren. Bis 1959 hatte die US-Regierung die Schulden der Öffentlichkeit auf 44% reduziert und bis Ende der 1960er Jahre auf 27%.
Zusätzlich dazu belaufen sich die Renditen der 10-Jahresstaatsanleihe über diese gesamte Wachstumszeitspanne auf durchschnittlich 5%. Das ist ein starker Kontrast zu den 1,5%, die wir derzeit verzeichnen. Des Weiteren hat die Fed keinerlei Raum nach unten, da der Leitzins bereits bei 0% liegt. Demnach bleibt nur anhaltende und noch extremere QE. Doch QE hatte schon immer eine große und direkte Wirkung auf den Goldpreis und Gold preist davon bisher nichts ein. Stattdessen scheinen Aktien- und Goldmärkte eine wirtschaftliche Expansion einzupreisen, die durch weiteren Stimulus angetrieben wird.
Eine weitere Thematik des Gatsby-Szenarios ist die Tatsache, dass Regierungen massive Transformationen hin zu einer grüneren Zukunft entfesseln werden. Das wird zu großen Infrastrukturausgaben in Energie-, Transport- und Rohstoffbranche führen, Arbeitsplätze schaffen und Wirtschaftswachstum freisetzen. Während wir dies für wahrscheinlich halten, scheint der Markt zu ignorieren, dass dies nur mit weiteren Regierungsschulden finanziert werden kann.
Zentralbanken werden diese Schulden letztlich kaufen müssen, was dieselbe Wirkung wie QE hat - also zu einer wachsenden Bilanz führt. Und höhere QE führt zu höheren Goldpreisen. Wenn die Märkte eine wirtschaftliche Expansion mit Hinblick auf den "Green New Deal" einpreisen, dann scheinen sie fälschlicherweise anzunehmen, dass man dies ohne Wirkung auf den Goldpreis tun kann.
Außerdem gibt es den Gedanken, dass COVID-Schecks auf unbestimmte Zeit fortgesetzt werden, was praktisch ein universelles Grundeinkommen bedeuten würde. Dies hätte einen Effekt auf die Verbrauchausgaben und somit die Unternehmensumsätze. Doch die USA unterhalten derzeit das größte Defizit in der Geschichte. Wenn ein Grundeinkommen Realität wird, dann müsste dieses ebenfalls vollständig via Schulden finanziert werden.
Die Märkte preisen dies nicht ein, da wir sonst einen Effekt auf Gold sehen würden. Demnach verschwindet das Aktien-Gold-Rätsel im Gatsby-Szenario nicht. Tatsächlich würde starkes Wirtschaftswachstum vollständig durch Schulden finanziert werden; und als Folge dessen sollte Gold dann die Aktien übertreffen, nicht andersherum.
Dieser Artikel wurde ursprünglich via GoldMoney Insights veröffentlicht.
© Zerohedge
Der Artikel wurde am 10. März 2021 auf www.zerohedge.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.