Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Eine Weggabelung: Digitales Fiat vs. Dezentrales Geld

24.05.2021  |  Claudio Grass
Ich habe lange über die unglaublichen Möglichkeiten nachgedacht und geschrieben, die dezentrale digitale Technologien mit sich bringen, besonders wenn es um die Lösung von Finanz- und Geldproblemen geht. Je mehr sich diese Technologien und ihre Anwendungen entwickeln und reifen, desto mehr glaube ich, dass sie viele der Antworten auf einige unserer komplexesten Herausforderungen enthalten. Dazu gehört vor allem die Zukunft des Geldes selbst: die Idee eines dezentralen, robusten und unabhängigen Systems frei konkurrierender privater Währungen, die die Privatsphäre ihrer Nutzer schützen und volle finanzielle Souveränität ermöglichen.

Diese Vision scheint nun jedoch bedroht zu sein, da staatlich gelenkte Kräfte und alte Institutionen die gleiche Arena betraten haben, die gleichen Werkzeuge benutzen und ihre eigenen Strukturen entwickeln, die alle auf eine ganz andere Art von Zukunft drängen: Eine, die auf strikter zentraler Kontrolle und der Konzentration von Macht in den Händen einiger weniger beruht.


Das digitale Rennen

Seit dem letzten Boom im Kryptobereich im Jahr 2016 bekundeten viele große Banken und Finanzinstitute Interesse an der Blockchain-Technologie und digitalen Währungen im Allgemeinen. Dieser Trend setzte sich fort und verstärkte sich in den nächsten Jahren, wobei Regierungen eifrig in das Rennen einstiegen. Während es einige Vorreiter in diesem Bereich gab, wie z.B. China mit seinem digitalen Yuan, haben wir im letzten Jahre eine dramatische Beschleunigung in der Anzahl neuer Projekte und Pläne gesehen, die von Regierungen auf der ganzen Welt angekündigt wurden. Der Aufstieg der digitalen Zentralbankwährungen (CBDC) hat nun wirklich begonnen.

Schweden kündigte kürzlich an, dass es erwartet, seine CBDC in 5 Jahren einführen zu können, die Bank of England arbeitet ebenfalls an einer, während Anfang Mai berichtet wurde, dass die USA im nächsten Jahr 5 Pilotprojekte starten werden, um Daten zu erforschen und zu generieren, die bei der Entwicklung eines digitalen Dollar helfen könnten. Die Zentralbanken von Uruguay, Thailand, Kanada und Singapur gehören ebenfalls zu denjenigen, die eigene CBDC-Programme angekündigt haben.


Ein Wolf im Schafspelz

Alle diese Regierungen und ihre Zentralbanken haben ihre Projekte mit einer sehr ähnlichen Sprache präsentiert. Sie versuchen, sie als innovative Ideen, Zeichen des großen Fortschritts und den nächsten natürlichen Schritt in der Evolution des Geldes zu verkaufen. Sie preisen sie als bequeme und sichere Alternativen an, als effiziente und solide Lösungen, und sie versprechen, dass sie das Leben für Unternehmen, Banken und normale Bürger einfacher machen werden.

Sie werden helfen, politische Entscheidungen reibungslos zu übermitteln, sie werden die Kosten rundherum senken und sie werden Echtzeitdaten über die wirtschaftlichen Aktivität liefern, was immens bei der Verbesserung der inländischen Wirtschaftsplanung helfen würde. Am wichtigsten ist jedoch die Behauptung, dass sie für unser aller Sicherheit sorgen werden, da sie die Überwachung für die Regierungen einfacher machen und ein viel breiteres Überwachungsnetz bieten, um alle Geldwäscher, Steuerhinterzieher und andere gefährliche Kriminelle zu erwischen.

Das klingt natürlich alles fantastisch. Das einzige Problem ist, dass nichts davon wahr ist. Um die Schwere der Risiken, die mit der Entwicklung und breiten Einführung von CBDCs einhergehen, vollständig zu verstehen und zu schätzen, müssen wir einen wesentlichen Unterschied machen: Im Gegensatz zu Kryptowährungen, von denen die meisten dezentral, unabhängig und datenschutzorientiert sind, sind CBDCs nichts anderes als die digitale Version von bestehendem Fiatgeld. Es ist nichts Innovatives an ihnen. Sie sind nur digitale Repräsentationen derselben zentral kontrollierten, frei manipulierten und extrem anfälligen und nicht nachhaltigen staatlichen Währungen, die wir bereits haben.

Was die grundlegenden Funktionen von Geld angeht, haben die CBDCs absolut keinen Vorteil gegenüber traditionellem Papiergeld zu bieten. Zumindest nicht für den Durchschnittsbürger, den Geschäftsinhaber oder den Sparer. Aber auch wenn sie für den Normalbürger keine Verbesserungen bringen, haben CBDCs für die Institutionen, die sie kontrollieren, definitiv eine Reihe von Vorteilen.


Das Problem der direkten Kontrolle

Eine der am längsten andauernden Frustrationen von Zentralplanern auf der ganzen Welt ist ihre Unfähigkeit, die Wirtschaft und ihre Teilnehmer dazu zu bringen, das zu tun, was sie von ihnen erwarten, und sich an ihre Prognosen und Modelle zu halten. Das Problem der Politikübertragung plagt sie nun schon seit Jahrzehnten, wird aber in Krisenzeiten, wenn "Erholungsbemühungen" und Konjunkturmaßnahmen am meisten benötigt werden, noch deutlicher.

Immer wieder erweisen sich all ihre Heilmittel und Wundermittel entweder als völlig unwirksam oder, was noch häufiger vorkommt, sie gehen spektakulär nach hinten los und verschlimmern am Ende die Probleme oder schaffen sogar neue. Wir haben das nach der letzten Krise 2008 gesehen, nachdem die massiven Wellen von QE und künstlich unterdrückten Zinsen zu ernsthaften Fehlinvestitionen und Verwerfungen in der Wirtschaft und an den Märkten geführt haben. Und wir sind dabei, es wieder zu sehen, in einem viel größeren Ausmaß, nach den beispiellosen globalen Stimulierungsbemühungen als Reaktion auf die COVID-Krise.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"