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Überraschende Frühjahrsoffensive der Inflation

05.06.2021  |  Michael J. Kosares
"Es war schon immer richtig, skeptisch zu sein, wenn jemand sagt, 'dies ist das Jahr, in dem die Inflation zurückkommt'", sagt Jim Leaviss von M&G Investments in einem aktuellen Beitrag in der Financial Times. "Aber zum ersten Mal kann man sagen, dass es dieses Mal anders ist. Die Pandemie könnte das systemische Erdbeben sein, das die Inflationsprognose verändert, an die wir uns in den letzten 30 Jahren gewöhnt haben."

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Allerdings folgte der FT-Leitartikel auf Regierungsdaten, die einen soliden Anstieg der Inflation im Groß- und Einzelhandel zeigten. Eine Woche später meldete das Handelsministerium einen viel höheren Anstieg als erwartet beim Index der persönlichen Konsumausgaben - dem bevorzugten Inflationsindikator der Fed.

"Es gibt eine ganze Generation von Händlern", warnt Sonal Desai, Chief Investment Officer von Franklin Templeton, in demselben Leitartikel, "die mit dem Investieren in einer Welt ohne Inflation nach der globalen Finanzkrise aufgewachsen sind. Die Leute sollten nicht unterschätzen, wie unsicher die Dinge aussehen werden, wenn wir in ein neues Paradigma eintreten." Wie immer geht es um die Sommerzeit und die Frage, ob man die Welt auf Eis legen kann, während man sich auf Freizeitaktivitäten konzentriert. Vielleicht ist dieses Jahr, da wir aus dem Pandemie-Lockdown herauskommen, dieses Bedürfnis dringender als in den meisten anderen.

Gleichzeitig könnte dies aus den eben genannten Gründen auch ein Jahr sein, in dem wir in Alarmbereitschaft bleiben müssen. Im Laufe des Sommers könnte es zu weiteren und noch böseren inflationären Überraschungen kommen.


Werden die 2020er Jahre eine Wiederholung der 1970er Jahre sein?

Der Yale-Volkswirtschaftler Stephen Roach sieht die Federal Reserve von Jerome Powell auf demselben Weg, den sie während der stagflationären 1970er Jahre eingeschlagen hat. "Erinnerungen können heikel sein", schreibt Roach in seinem Essay, das kürzlich bei Project Syndicate veröffentlicht wurde. "Ich werde seit langem von der Inflation der 1970er Jahre heimgesucht. Vor fünfzig Jahren, als ich gerade meine Karriere als professioneller Volkswirtschaftler bei der Federal Reserve begonnen hatte, war ich als Fed-Insider Zeuge der Geburt der Großen Inflation.

Das hinterließ bei mir die wiederkehrenden Albträume einer finanziellen posttraumatischen Belastungsstörung. Die schlechten Träume sind wieder da. Sie drehen sich um den legendären Vorsitzenden der Fed zu dieser Zeit, Arthur F. Burns." Roach erinnert uns insbesondere daran, dass Burns "Öl ins [Inflations-]Feuer goss", indem er zuließ, dass die realen Zinssätze negativ wurden - eine politische Option, die die derzeitige Fed offen favorisiert.

In ähnlicher Weise glauben Ronald Stoferle und Mark Valek von Incrementum: "Es ist durchaus möglich, dass sich die 2010er Jahre als die 1960er Jahre und die 2020er Jahre als die 1970er Jahre herausstellen werden. Unserer Ansicht nach verdichten sich jedenfalls die Anzeichen deutlich, dass der gesamte Bereich der inflationssensiblen Assets am Beginn eines ausgeprägten Bullenmarktes stehen könnte.

So ungemütlich die Dynamik im Allgemeinen auch ist, die Bedingungen für Gold könnten nicht besser sein: massiv überschuldete Volkswirtschaften, die als letztes Mittel zum Schuldenabbau auf eine Abwertung ihrer Währungen zurückgreifen werden. Wir glauben, dass die Realzinsen für das nächste Jahrzehnt im negativen Bereich bleiben werden."


"Eine breitere Perspektive großer Muster und Zyklen"

In diesem Sommer werden wir einen bedeutenden Meilenstein erreichen - das goldene Jubiläum des Fiatgeldsystems. Ray Dalio, den viele für den erfolgreichsten Investor der heutigen Zeit halten, hat immer wieder den Besitz von Gold für Privatanleger als Absicherung gegen finanzielle Unwägbarkeiten befürwortet, insbesondere im Zusammenhang mit einer weiteren Entwertung des Fiatdollar. Sein Bridgewater Associates All Weather Fonds hält einen Anteil von 7,5% an Gold.

"Ich glaube", schrieb er kürzlich in einem LinkedIn-Artikel, "dass der Grund, warum die Menschen typischerweise die großen Momente der Evolution, die im Leben auf sie zukommen, verpassen, darin liegt, dass wir jeweils nur winzige Teile von dem, was passiert, erfahren. Wir sind wie Ameisen, die mit ihrer Aufgabe beschäftigt sind, in ihrem winzigen Leben Krümel zu tragen, anstatt eine breitere Perspektive auf die großen Muster und Zyklen zu haben, auf die wichtigen, miteinander verbundenen Dinge, die sie antreiben, und darauf, wo wir uns innerhalb der Zyklen befinden und was sich wahrscheinlich ereignen wird."

Das untenstehende Diagramm spricht zu Dalios "breiterer Perspektive der großen Muster und Zyklen" - und vielleicht dem wichtigsten großen Muster von allen. Sie bietet auf einen Blick ein grundlegendes Verständnis dafür, warum Gold als langfristiger Portfoliobestand weiterhin Sinn macht.

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Goldpreis/Monetäre Epochen


Der Zusammenschluss zwischen Fed und Finanzministerium

Einige sehen in der zunehmend kuscheligen Beziehung zwischen Jerome Powells Fed und Janet Yellens Finanzministerium eine gefährliche Umarmung der modernen Geldtheorie. Dieses Gelddrucksystem im Weimarer Stil beruht auf einer Fusion zwischen der Bundesregierung und der Zentralbank als Kernprinzip.


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