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Die Wahl der Qual: Marktsturz oder fatale Inflation?

24.06.2021  |  Matt Piepenburg
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Um dieses durchschaubare Spiel fortsetzen zu können - sprich: Geldschöpfung, zum Zweck der "Akkommodierung" von Risikoanlage-Blasen wie bspw. Anleihen oder Anwesen am Strand - muss letztlich in Kauf genommen werden, dass die inflationären Effekte von Falschgeld und laufender (verzweifelter) Geldpolitik offen hervortreten und nicht mehr wegdiskutiert werden können - trotz aller lächerlichen Ausreden, CPI-Daten und beruhigenden Prognosen von Quacksalbern wie Powell.

Sobald die Märkte ins Schlingern geraten, druckt die Fed Geld (man denke an März 2020); wenn die Märkte aber "stark" sind (man denke an Juni 2020) und "Tapering" (= weniger drucken) gefahrlos möglich wäre, beginnen die Märkte gleich wieder zu sinken. Und dann muss die Fed die Gelddrucker erneut hochfahren (man denke an Juli 2020). Kurzum: Erkennen Sie die Korrelation und die Muster? Sehen Sie, was in der Marktwurst der Fed steckt? Und vor allem: Verstehen Sie die selbstgeschaffene Zwickmühle der Fed?

Also: Die Fed muss sich entscheiden: Entweder lässt sie es 1) zu, dass die Märkte zu Grunde gehen (wenn sie geldpolitische Strenge walten lässt und die zur Zinssatzdrückung benötigte Erhöhung des Geldangebots zurückfährt - also tapert), oder sie lässt es 2) zu, dass die Inflation weiter steigt, wodurch aber die Realwirtschaft schweren Schaden nimmt (wenn die Fed monetär freizügig bleibt und die Märkte mithilfe unbegrenzter Fiat-Geldmengen akkommodiert).

Nun fügt sich die Fed aber den Märkten und nicht den Menschen. Welche Entscheidung wird sie also treffen?

Anderes formuliert: Es darf von mehr Geldschöpfung und mehr Ertragskurvenkontrolle ausgegangen werden; und das bedeutet in der Folge noch mehr Geldschöpfung, noch mehr Inflation und schließlich noch mehr Fiat-Geldentwertung.

Wer das wahre Wesen der Federal Reserve und ihre tatsächlichen Marktprioritäten akzeptiert, dem fallen Vorhersagen zum Verhalten der Fed (und damit ihrer Politik) so leicht wie Vorsagen zum Verhalten von Spielsüchtigen oder Gebrauchtwagenhändlern.


Was kommt auf die Märkte zu? Taper-Tobsucht oder Uncle Fed mit vollen Taschen?

Während ich diesen Artikel schreibe, herrscht an den Börsen ein panisches Auf und Ab - in den USA über Europa bis hin nach Australien und Japan. Warum ist das so?

Ganz gleich, was der CPI-Maßstab, Powell oder andere Finanzmarionetten sagen: Die vorausschauenden Märkte erleben und erwarten steigende Inflation (aus vielen Gründen - von Geldschöpfung bis Lieferkettenschocks). Gleichzeitig hängen eben jene Märkte an jedem Wort, das Powell äußert. Und das ist ein weiterer Beweis dafür, dass die heutige moderne und furchtbar unnatürliche Marktlandschaft komplett Fed-lastig ist, und nicht mehr auf den sehr alten, traditionellen (heute jedoch ausgelöschten) kapitalistischen Prinzipien gründet, wie bspw. natürliche Angebot-Nachfrage-Verhältnisse bzw. legitime Preisfindung. Sagen wir an dieser Stelle einfach wie es ist: Die Fed ist der Markt.

Aktuell herrscht noch echte Angst, dass Powell Tapering-Andeutungen machen wird (d.h. weniger viel Geldschöpfung), was bei den verwöhnten Wall-Street-Neffen des reichen Onkels Fed wieder "Taper-Tobsuchtsanfälle" auslöst.

Während die Märkte nervös auf mehr Fed-Zuckerbrot oder doch deren Peitsche warten (Taube oder Falke, Zinsrepression oder -erhöhung), blenden die Teilnehmer gezwungenermaßen aus, dass der S&P ein Durchschnitts-KGV von 43 aufweist (der historische Durchschnitt liegt bei 17-20). Das schreit zwar schon jetzt nach Überbewertung, könnte aber zu weiter steigenden Aktienkursen (Blasen) führen, insofern die Federal Reserve die Geldschöpfung nicht ausdünnt und die Repression der Zinssätze nicht zurückfährt.

Doch selbst wenn Powell den "Falken" in sich entdeckte (bzw. sein Gewissen oder den gesunden Menschenverstand) und der Wall Street tatsächlich die Peitsche zeigte, so würden alle zukünftigen Bemühungen, die "Akkommodierung" bei Zinsen und Geldangebot zurückzufahren, sturzartige! Marktbewegungen verursachen. Also: Was wird kommen? Zuckerbrot oder Peitsche? Taube oder Falke? Marktimplosion oder Hyper-Inflation?…

In der Zwischenzeit wartet ohnehin noch jede Menge Ungemach auf die Aktientitel.

Die S&P-Dividendenrenditen sind auf 1,5% gesunken, womit sie sogar noch unter der künstlich gesenkten Anleiherendite für 10-jährige US-Anleihen liegen (1,66%). Werden Investoren sich in die "Sicherheit" des Anleihemarktes flüchten? Solche Abflüsse würden Aktienkursverluste bedeuten… Gleichzeitig geht die Menge und Wirkung der US-Stimulus-Schecks zurück und ebenfalls die der geplanten verlängerten Arbeitslosenunterstützung.

Versiegt diese Unterstützung, bekommen das zuerst die Verbrauchernachfrage und dann die Unternehmensgewinne zu spüren - und somit auch die Aktienkurse. Das ist auch die Erklärung dafür, warum das Smart Money das Kasino verlässt.


Traditionelles Denken ist gefährlich

Ganz gleich, wie schnell sich die schweren Marktverluste (bei strenger Fed) oder die realwirtschaftsschädigende Inflation (bei milder Fed) in aller Deutlichkeit zeigen werden, die Wackeldackel-Medien und der im Konsensdenken verhaftete Finanz-Industrie-Komplex wird den Anlegern raten, nicht vom eingeschlagenen Kurs abzuweichen.

Warum? Nur Investoren, die auf Kurs bleiben, bringen Geld - selbst wenn dieser Kurs geradewegs in einen Eisberg aus Schulden und zunehmend wertlosem Fiat-Geld führt.

Apropos Kurstreue vor dem Hintergrund der größten Schuldenexpansion der Geschichte sowie einer ähnlich beispiellosen Blasenbildung in den Bereichen Aktien, Anleihen, Immobilien und Kryptos: Vielleicht lohnt sich ein klein wenig Mathe und etwas Geschichte, um das eigene Denken zu formen und den eigenen Enthusiasmus zu dämpfen.


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