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Freiheit verliert man in kleinen Dosen

19.11.2002  |  Ferdinand Lips
Volksinitiative zur Wiedereinführung der Golddeckung: Nationalbank soll Goldverkäufe stoppen!

Die Resultate der jüngsten Volksabstimmung in der Schweiz über den Verkauf des Goldes der Nationalbank sind anders herausgekommen, als von der Regierung gewünscht. Das Volk will den Erlös aus Goldverkäufen weder für die Altersversorgung noch für eine dubiose Solidaritätsstiftung verwenden. Jetzt muss neu überlegt werden, was mit dem Gold geschehen soll.

Unter dem Aspekt des Gemeinwohls und der umsichtigen Staatslenkung wären zwei Schritte nötig: Die Nationalbank müsste die Goldverkäufe sofort einstellen, und dann sollte die frühere Golddeckung des Frankens wieder eingeführt werden. Dies muss wohl mit einer Volksinitiative zur Debatte gebracht werden.

Eine unabhängige, stabile Währung ist in Zeiten von Krisen, Finanzkollapsen und Kriegen ein Schutz für Staat und Bevölkerung vor der «Arglist der Zeit», wie der Bundesbrief von 1291 so zeitlos formulierte. Ein Zusammenbruch des unstabilen Papiergeldsystems und die Kriegskosten, welche unweigerlich mit Inflation «bezahlt» werden, könnten unerwartet rasch zu einer grossen Krise und breiter Verarmung führen.


Wie kam es zur Abschaffung der Golddeckung?

Als Folge des Beitrittes der Schweiz zum Internationalen Währungsfonds (IWF) 1992 war die Schweiz gezwungen, die in der alten Verfassung verankerte Golddeckung des Schweizerfrankens (bis dahin zu 40%) aufzugeben. Die Verfassungsänderung wurde in der ominösen neuen Bundesverfassung versteckt und trat per 1.1.2000 in Kraft.

Auch die untergeordneten Gesetze und Verordnungen wurden geändert. Eine breite Diskussion über die Vor- und Nachteile der Abschaffung der Golddeckung fand nicht statt, und ich bezweifle, dass viele die Tragweite der damaligen Entscheidung wirklich ermessen konnten.

Gestützt auf diese Entwicklung begann die Schweizerische Nationalbank (SNB) 1300 Tonnen Gold, die angeblich nicht mehr als Währungsreserve benötigt wurden, zu verkaufen (bisher 600 Tonnen). Der Erlös soll verteilt werden. Die bisherigen zwei Vorschläge hat das Volk vor zwei Wochen abgelehnt.


Vorteile der Wiedereinführung der Golddeckung

Die Schweiz ist jetzt im IWF-System eingebunden. Die Schäden für das Land sind zwar noch nicht offensichtlich, aber der IWF hat in anderen Ländern eine Verwüstungsschneise in die Volkswirtschaften gehauen, wie die B-52-Bomber auf den Kriegsschauplätzen. Auf jeden Fall ist die Schweiz nicht frei, ihre Währungs- und Finanzpolitik unter Gemeinwohlaspekten selbst zu gestalten.

Bei der Wiedereinführung der Golddeckung und damit dem Austritt aus dem IWF hätten wir wieder eine Währung, die international respektiert und uns Schutz und Sicherheit vor inflationären Krisen und anderen grossen Schockwellen der Weltwirtschaft bieten würde. Wir hätten wieder das vertrauenswürdigste Geld der Welt. Nichts wäre positiver für die Schweiz, ihre Bürgerinnen und Bürger und den Bankenplatz als eine solche Entwicklung.

Das Gold soll also nicht verkauft werden, sondern der Schweizerfranken soll wieder wie unter dem früheren Recht zu 40% mit Gold gedeckt sein. Damals konnte jedermann sicher sein, dass für jeden Franken mindestens 40 Rappen in purem Gold bei der Nationalbank lagerten. Da die SNB das Gold bis 1998 nur zu Fr. 4575.- pro Kilogramm in der Bilanz einsetzte, während der Goldpreis zwischen Fr. 10000.- und Fr. 15000.- pro Kilogramm schwankte, war mehr als genügend Golddeckung für jeden Franken Notenumlauf vorhanden.

Dies machte unsere Währung zur besten Währung der Welt und unsere Nationalbank zu einer respektierten Grösse. Zweifellos hat der Bankenplatz Schweiz enorm von dieser Situation profitiert. Dies war auch mit Personen wie dem damaligen Präsidenten Dr. Fritz Leutwiler verbunden.


Eiserne Reserve gegen Papier tauschen?

Gold ist übrigens in den letzten 12 Monaten von rund 275 Dollar pro Unze (33 g) auf 320 Dollar pro Unze gestiegen (etwa +18%). In dieser Zeit brachen die Börsen ein, und Weltkonzerne kollabierten (Enron, Swissair). Viele andere - auch schweizerische Gesellschaften - stehen am Abgrund. Die Weltlage ist ernst, und die nächsten Jahre werden nicht heiter sein.

Darum wäre es schon für einen gewöhnlichen Kaufmann nicht klug, jetzt Gold zu verkaufen, das überall als materialisierte Krisensicherheit und Wertbeständigkeit betrachtet wird. Wenn es heftig kracht, z. B. eine Grossbank kollabiert, dann passiert das nicht isoliert, dann taumelt wirtschaftlich die ganze Welt, und den Papierwährungen geht gleichzeitig die Luft aus. Als «Lender of Last Resort» (Zentralbank als letzter Retter des Bankensystems) werden dann Papiergeld-Reserven in Dollars, Euros und Yen der SNB nicht viel weiterhelfen. Dann werden sie auf das Gold zurückgreifen müssen - wenn sie es noch haben.


Verkäufe stoppen

Am Donnerstag nach der Abstimmung gab die Schweizerische Nationalbank SNB bekannt, sie werde in den nächsten 12 Monaten weitere 283 Tonnen Gold verkaufen. Sie will damit rechtzeitig die 1300 Tonnen loswerden, die sie über eine Periode von 4 Jahren verkaufen will. In Anbetracht des Abstimmungsresultates und der veränderten Situation am Goldmarkt müsste die Nationalbank eigentlich die Verkäufe stoppen und die Situation neu überdenken. Was macht die SNB, wenn der Goldpreis in ein paar Jahren viel höher ist und sie den Goldschatz zu billig verkauft hat?

Die Bank von England kommt deswegen schon jetzt unter Druck, weil das Land durch seine Goldauktionen bisher etwa 500 Mio. Pfund verloren hat. Ich habe in meinem Buch «Gold Wars» zeitgeschichtlich im Detail beschrieben, wie es zu diesem Ausverkauf gekommen ist. Alles in allem handelt es sich um einen Betrug und Verrat am Schweizer Volk, um einen erstklassigen Skandal.



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