Wie vorübergehend ist vorübergehend?
22.07.2021 | Peter Schiff
Was genau ist "vorübergehend?" Sie und Ihr Partner mögen nicht einer Meinung sein, was es bedeutet, wenn Sie ein alter Freund darum bittet, bei Ihnen unterzukommen, solange er "Sachen in Ordnung bringt." Der Begriff ist praktisch nutzlos, wenn es keinen leitenden Kontext gibt, wie "Schatz, er ist bist Montag verschwunden. Spätestens Dienstag."
Letzte Woche wurde der Vorsitzende der Federal Reserve Jerome Powell darum gebeten, dringend benötigte Klarheit darüber zu schaffen, wie sich dieser Begriff auf die derzeit höher als erwartete Inflationsprognose bezieht. Angesichts der Tatsache, dass der Großteil der Wirtschaftsprognose davon abhängig ist, wie schnell der Anstieg abflaut, ist seine Definition kaum semantisch. Basierend auf seiner Erfahrung und einem Berg an Daten, den die Fed gesammelt hat, bot der Vorsitzende diese direkte Antwort, als er nach der praktischen Bedeutung von "vorübergehend" gefragt wurde: "Es kommt darauf an." Auf genau so viele Details war er vorbereitet.
Auch wenn Vorsitzender Powell seinen Job erst einige Jahre macht, sollte er sich wohl besser mit der bewegten Fed-Geschichte mit dem Begriff "vorübergehend" bekanntmachen. Damals, 2006 und 2007, behauptete Powells Vorgänger mehrfach, dass die damaligen Schwierigkeiten am Hypothekenmarkt "vorübergehend" seien. Wie sich herausstellte, lag man vollkommen falsch. Erst kürzlich lag die Fed ähnlich falsch, was ihre Prognosen zur Inflation anging.
Den Großteil des letzten Jahrzehnts über reichten monatliche CPI-Zunahmen konsistent von 0,1% am unteren Ende und 0,3% am unteren Ende. Diesen Januar lag die Zahl bei 0,3%, eine Zunahme von 0,2% im Dezember 2020. Nicht sonderlich alarmierend. Doch im Februar lag die Zahl bei 0,4%, im März bei 0,6% und im April bei 0,8%. In anderen Worten: Von Monat zu Monat nahm der CPI über fünf Monate hinweg stetig zu.
Das ist ein seltener und alarmierender Trend. Wichtiger noch ist, dass die monatlichen Ergebnisse die Fed-Prognosen überstiegen. Im Mai schöpften viele Hoffnung, als sich die Zahl auf "nur" 0,6% belief. Während dieses Ergebnis die Prognosen zwar ebenfalls überstieg, stellte sie zumindest einen Rückgang von den 0,8% im April dar. Doch im Juni verzeichneten wir eine 0,9%, eine Zahl, die die durchschnittliche Prognose um 50% überstieg und der größte monatliche Anstieg seit Sommer 2008 darstellte.
Wenn man die Zahlen zusammenrechnet, kommen wir auf einen Anstieg um 3,6% des CPI innerhalb nur 6 Monate, eine jährliche Rate von 7,2%. Doch der Trend sollte nicht ignoriert werden. Die größeren Zunahmen fanden erst kürzlich statt. Wenn wir die Inflationsrate des zweiten Quartals für den Rest des Jahres durchschnittlich betrachten, dann wird sich die Gesamtjahresinflation auf weit über 8% belaufen. Das letzte Mal, als die Inflation so tendierte, war im Sommer 2008, als ein rückläufiger Dollar und steigende Rohstoff- und Importpreise die Inflation dramatisch erhöhten.
Doch diese Krise wurde ironischerweise von der Finanzkrise 2008 abgewendet. Der wirtschaftliche, freie Fall in den letzten Monaten des Jahres zertrümmerte die Nachfrage und vertrieb die inflationäre Hitze. Die darauffolgende "sichere-Hafen"-Dollarrally, die den Dollar von einem Allzeittief erhöhte, half ebenfalls dabei, die Preise im Zaum zu halten. Doch diesmal scheint keine derartige Hilfe in Sicht. Tatsächlich brauen sich gegensätzliche Kräfte zusammen.
Eine neue Welle fiskalpolitischer Stimuli ist auf dem Weg. Die verlängerten, staatlichen Arbeitslosenvorteile, die Millionen Amerikaner anreizen, außerhalb der Arbeiterschaft zu bleiben, werden bis September bestehen blieben. (Es ist möglich, dass der Kongress eine erneute Verlängerung beschließt.) Doch die IRS begann letzte Woche die monatlichen Steuerzahlungen über 300 Dollar je Kind "Arbeitseinkommen" unter Millionen Familien zu verteilen.
Ebenfalls stellten die Demokraten letzte Woche ihren "humanitären Infrastrukturplan" über 3,5 Billionen Dollar vor, der den Mischmasch aus Familien- und Medicare-Dienstleistungen massiv erweitern würde. Dieser Plan käme zum Infrastrukturplan über 1,2 Billionen Dollar und dem rekordverdächtigen 2021-Budget von 6 Billionen Dollar hinzu. Während all diese Pläne zwar noch nicht vom Kongress genehmigt wurden, ist dennoch sicher, dass das Land in den kommenden Jahren von neuen Wellen inflationärer Defizitausgaben überrollt werden wird.
Jahrzehntelang haben Amerikaner von zunehmendem Welthandel profitiert, der die Preiszunahmen für Güter, die importiert werden können, weit unter den Zunahmen für Dienstleistungen hielt, die größtenteils nicht importiert werden können. Der starke Dollar und die wachsende Effizienz im Ausland führt zu niedrigeren Preisen im Inland. Laut einem kürzlichen Bericht des Wall Street Journals stiegen die Preise der "Kernprodukte" zwischen 1990 und 2019 um knapp 18%. Im Vergleich dazu stiegen die Preise für "Kerndienstleistungen" um 147%.
Nun scheint sich dieser Vorteil zu verflüchtigen. Im Jahr 2021 steigen Warenpreise, die im Jahresvergleich um 8,7% gestiegen sind (die größte jährliche Zunahme seit 1981), schneller als Dienstleistungspreise. Doch das freie-Markt-Mantra, das Washington den Großteil der letzten 30 Jahre beherrscht hatte, ist tot und wurde durch den aufsteigenden Protektionismus ersetzt. Demnach sollten wir nicht auf eine neue Welle spottbilliger Importe hoffen, die die Inflation in den nächsten Jahren verankern wird.
Die große Frage ist nun also: Wie lange wird die trendübersteigende Inflation bestehen bleiben müssen, bevor die Fed zugibt, dass sie nicht vorübergehend ist, und etwas gegen sie unternimmt? Derzeit wird die COVID-Ausrede Ihnen etwas Zeit verschaffen. Zumindest bis Frühlingsanfang 2022 wird die Fed die monatlichen Zahlen herunterspielen und stattdessen den Fokus auf die Daten im Jahresvergleich legen, die COVID berücksichtigen. Danach wird der Tanz viel aggressiver.
Sicher, man wird sich auf die neuen, politischen Rahmenbedingungen verlassen, die es erlauben, eine Inflation über 2% "einige Zeit lang" zu tolerieren, um die Jahre auszugleichen, in denen die Inflation anscheinend unter diesem Niveau lag. Doch selbst Fed-Verfechter werden zugeben müssen, dass es kein "Ausgleich" ist, eine Inflation zu tolerieren, die 2% oder 3% über dem Ziel liegt, um für eine Zeit zu kompensieren, in der sie 0,2% oder 0,3% unter dem Ziel lag.
Letzte Woche wurde der Vorsitzende der Federal Reserve Jerome Powell darum gebeten, dringend benötigte Klarheit darüber zu schaffen, wie sich dieser Begriff auf die derzeit höher als erwartete Inflationsprognose bezieht. Angesichts der Tatsache, dass der Großteil der Wirtschaftsprognose davon abhängig ist, wie schnell der Anstieg abflaut, ist seine Definition kaum semantisch. Basierend auf seiner Erfahrung und einem Berg an Daten, den die Fed gesammelt hat, bot der Vorsitzende diese direkte Antwort, als er nach der praktischen Bedeutung von "vorübergehend" gefragt wurde: "Es kommt darauf an." Auf genau so viele Details war er vorbereitet.
Auch wenn Vorsitzender Powell seinen Job erst einige Jahre macht, sollte er sich wohl besser mit der bewegten Fed-Geschichte mit dem Begriff "vorübergehend" bekanntmachen. Damals, 2006 und 2007, behauptete Powells Vorgänger mehrfach, dass die damaligen Schwierigkeiten am Hypothekenmarkt "vorübergehend" seien. Wie sich herausstellte, lag man vollkommen falsch. Erst kürzlich lag die Fed ähnlich falsch, was ihre Prognosen zur Inflation anging.
Den Großteil des letzten Jahrzehnts über reichten monatliche CPI-Zunahmen konsistent von 0,1% am unteren Ende und 0,3% am unteren Ende. Diesen Januar lag die Zahl bei 0,3%, eine Zunahme von 0,2% im Dezember 2020. Nicht sonderlich alarmierend. Doch im Februar lag die Zahl bei 0,4%, im März bei 0,6% und im April bei 0,8%. In anderen Worten: Von Monat zu Monat nahm der CPI über fünf Monate hinweg stetig zu.
Das ist ein seltener und alarmierender Trend. Wichtiger noch ist, dass die monatlichen Ergebnisse die Fed-Prognosen überstiegen. Im Mai schöpften viele Hoffnung, als sich die Zahl auf "nur" 0,6% belief. Während dieses Ergebnis die Prognosen zwar ebenfalls überstieg, stellte sie zumindest einen Rückgang von den 0,8% im April dar. Doch im Juni verzeichneten wir eine 0,9%, eine Zahl, die die durchschnittliche Prognose um 50% überstieg und der größte monatliche Anstieg seit Sommer 2008 darstellte.
Wenn man die Zahlen zusammenrechnet, kommen wir auf einen Anstieg um 3,6% des CPI innerhalb nur 6 Monate, eine jährliche Rate von 7,2%. Doch der Trend sollte nicht ignoriert werden. Die größeren Zunahmen fanden erst kürzlich statt. Wenn wir die Inflationsrate des zweiten Quartals für den Rest des Jahres durchschnittlich betrachten, dann wird sich die Gesamtjahresinflation auf weit über 8% belaufen. Das letzte Mal, als die Inflation so tendierte, war im Sommer 2008, als ein rückläufiger Dollar und steigende Rohstoff- und Importpreise die Inflation dramatisch erhöhten.
Doch diese Krise wurde ironischerweise von der Finanzkrise 2008 abgewendet. Der wirtschaftliche, freie Fall in den letzten Monaten des Jahres zertrümmerte die Nachfrage und vertrieb die inflationäre Hitze. Die darauffolgende "sichere-Hafen"-Dollarrally, die den Dollar von einem Allzeittief erhöhte, half ebenfalls dabei, die Preise im Zaum zu halten. Doch diesmal scheint keine derartige Hilfe in Sicht. Tatsächlich brauen sich gegensätzliche Kräfte zusammen.
Eine neue Welle fiskalpolitischer Stimuli ist auf dem Weg. Die verlängerten, staatlichen Arbeitslosenvorteile, die Millionen Amerikaner anreizen, außerhalb der Arbeiterschaft zu bleiben, werden bis September bestehen blieben. (Es ist möglich, dass der Kongress eine erneute Verlängerung beschließt.) Doch die IRS begann letzte Woche die monatlichen Steuerzahlungen über 300 Dollar je Kind "Arbeitseinkommen" unter Millionen Familien zu verteilen.
Ebenfalls stellten die Demokraten letzte Woche ihren "humanitären Infrastrukturplan" über 3,5 Billionen Dollar vor, der den Mischmasch aus Familien- und Medicare-Dienstleistungen massiv erweitern würde. Dieser Plan käme zum Infrastrukturplan über 1,2 Billionen Dollar und dem rekordverdächtigen 2021-Budget von 6 Billionen Dollar hinzu. Während all diese Pläne zwar noch nicht vom Kongress genehmigt wurden, ist dennoch sicher, dass das Land in den kommenden Jahren von neuen Wellen inflationärer Defizitausgaben überrollt werden wird.
Jahrzehntelang haben Amerikaner von zunehmendem Welthandel profitiert, der die Preiszunahmen für Güter, die importiert werden können, weit unter den Zunahmen für Dienstleistungen hielt, die größtenteils nicht importiert werden können. Der starke Dollar und die wachsende Effizienz im Ausland führt zu niedrigeren Preisen im Inland. Laut einem kürzlichen Bericht des Wall Street Journals stiegen die Preise der "Kernprodukte" zwischen 1990 und 2019 um knapp 18%. Im Vergleich dazu stiegen die Preise für "Kerndienstleistungen" um 147%.
Nun scheint sich dieser Vorteil zu verflüchtigen. Im Jahr 2021 steigen Warenpreise, die im Jahresvergleich um 8,7% gestiegen sind (die größte jährliche Zunahme seit 1981), schneller als Dienstleistungspreise. Doch das freie-Markt-Mantra, das Washington den Großteil der letzten 30 Jahre beherrscht hatte, ist tot und wurde durch den aufsteigenden Protektionismus ersetzt. Demnach sollten wir nicht auf eine neue Welle spottbilliger Importe hoffen, die die Inflation in den nächsten Jahren verankern wird.
Die große Frage ist nun also: Wie lange wird die trendübersteigende Inflation bestehen bleiben müssen, bevor die Fed zugibt, dass sie nicht vorübergehend ist, und etwas gegen sie unternimmt? Derzeit wird die COVID-Ausrede Ihnen etwas Zeit verschaffen. Zumindest bis Frühlingsanfang 2022 wird die Fed die monatlichen Zahlen herunterspielen und stattdessen den Fokus auf die Daten im Jahresvergleich legen, die COVID berücksichtigen. Danach wird der Tanz viel aggressiver.
Sicher, man wird sich auf die neuen, politischen Rahmenbedingungen verlassen, die es erlauben, eine Inflation über 2% "einige Zeit lang" zu tolerieren, um die Jahre auszugleichen, in denen die Inflation anscheinend unter diesem Niveau lag. Doch selbst Fed-Verfechter werden zugeben müssen, dass es kein "Ausgleich" ist, eine Inflation zu tolerieren, die 2% oder 3% über dem Ziel liegt, um für eine Zeit zu kompensieren, in der sie 0,2% oder 0,3% unter dem Ziel lag.