Wird Gold unvorstellbare Höhen erreichen?
19.10.2021 | Egon von Greyerz
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Warum sollte man dann in Gold investieren? Ok, es hat keinen Zweck, Gold zu halten, wenn:
- der Staat durchweg Überschüsse einfährt
- weder staatliche, private Schulden oder das Geldangebot stärker wachsen als die (sehr moderate) Inflation
- es eine stabile Geldpolitik gibt, ohne Geldschöpfung
- sich die Inflation bei null oder fast null Prozent bewegt. Ein Inflationsziel von 2% ist Unsinn, weil sich die Preise dann alle 36 Jahre verdoppeln.
- die Währungen ihren wahren Wert behält, was so gut wie unvermeidlich ist, wenn die oben geschilderten Bedingungen gegeben sind.
Unter solchen Bedingungen kann Gold überhaupt keine neuen Hochstände erreichen - willkommen im Paradies!
Ein Finanz- und Geldsystem, wie das oben beschriebene, hat in der Geschichte noch nie existiert - oder nur für sehr begrenzte Zeit. Deswegen hat noch keine Währung im Verlauf der Geschichte überlebt - KEINE Währung - NICHT EINE.
In den modernen Zeiten ist die Schweiz womöglich das einzige Land mit einem System, das der Definition von oben nahekommt. Welchen Zweck haben Goldbestände also in unseren Zeiten mit epischen Aktienmarktentwicklungen?
Erstens ist physisches Gold die beste Anlage zum Zweck der Vermögenssicherung. Goldeigentum, das direkt außerhalb des Finanzsystems gehalten wird, schützt gegen folgende Risiken:
- systemische
- finanzielle
- geldpolitische
- Gegenparteirisiken
Historisch gesehen hat kein anderes Asset seit 5.000 Jahren als perfekte Versicherung funktioniert. Womöglich ist auch Land eine gute Vermögenssicherung, allerdings ist es nicht transportabel, nicht einfach zu teilen und auch nicht liquide. Die Risikolage an den Finanzmärkten ist heute größer als jemals zuvor in der Geschichte, da wir uns dem Ende der Epischen Everything-Bubble nähern, wie ich jüngst in einem Artikel dargestellt hatte.
Alle, die kein physisches Gold halten, um sich gegen diese Risiken abzusichern, müssen als vollkommen unverantwortlich gelten gegenüber den eigenen Teilhabern - sei es die eigene Familie, Anteilseigner, Investoren oder Pensionäre. Allerdings hat auch dieser unverantwortliche Beschützer noch seine letzte Chance, weil Gold - im Vergleich zum US-Geldangebot - heute noch so billig ist wie 1971 (als es 35 $ kostete) oder wie im Jahr 2000 (als es bei 290 $ stand).
Gold wird neue Hochstände erreichen, die sich heute kaum jemand vorstellen kann
Mein Kollege Matt Piepenburg schrieb jüngst in einem exzellenten Artikel über das Thema "Warum steigt Gold nicht?". Im Artikel heißt es, dass Gold noch vor Ende des Jahrzehnts neue Hochstände von 4.000 $ erreichen wird. Ich denke, dass er sich dabei auf den In Gold We Trust Report meines Freundes und MAM-Beraters Ronald Stöferle - stützt, dessen Preisziel für 2030 bei 4.800 $ liegt.
Persönlich halte ich dieses Ziel aber für viel zu konservativ. Seit mehr als 10 Jahren halte ich nachweislich ein Goldpreisziel von 10.000 $ in heutigem Geld aufrecht. Allerdings ist auch diese Hochrechnung, wie alle anderen, vollkommen bedeutungslos. Wie ich oben geschildert habe, hat es überhaupt keinen Zweck, Gold in einer Währung zu bemessen, die sich tagtäglich entwertet. Da ist es viel besser, Gold beispielsweise in Big Mac zu messen.