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Am Anfang des großen Knalls III: der Sensenmann ist da

28.08.2007  |  Rolf Nef
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Diese ist eindeutig korrektiv in ihrer Natur, aber nicht so einfach zu sehen. Es muß also mindestens eine weitere Bewegung nach unten kommen, aber nach meiner Analyse ist es der Anfang eines enormen Zusammenbruches. Das Sentiment der letzten Tage hat wieder auf bullish gedreht, eine zwingende Notwendigkeit.

Die interessanteste Beobachtung, die ich dabei machte, ist, dass alte Hasen, respektierte Analysten und erfahrene Händler/Investoren diese Stimmung mitmachen und die Umstände falsch analysieren. 1987 schrieb Bob Prechter in seiner Augustausgabe seines Börsenbriefes "The Elliott Theorist": You ain’t seen nothing yet. Am 25. August 1987 war der Top bei 2.732 erreicht und am 21. Oktober der tiefste Intraday-Punkt mit 1.616. Bob, der die Elliott-Wave-Theorie wieder ausgegraben hat, ein Konträrien par excellence ist, verstand die Liquidität nicht. Liquiditätsanalyse und Elliott-Wave zusammen liefern exzellente Resultate.

Georg Soros, ein aktiver Investor und Fondsmanager, lief auch voll in den Hammer. Es gab aber auch andere, die sahen den Absturz und agierten. Paul Tudor Jones erwartete einen Crash seit über einem Jahr. Sein Researchdirektor Peter Borish analysiert die Technik von 1929 genau. Die Studie war die Grundlage seiner Short-Position.

Jimmy Rogers, der ehemalige Partner von Georg Soros, war short Finanzaktien schon ein Jahr vorher und verkaufte noch Aktien short am Sonntag den 18. Oktober über Singapur. Er verstand die Liquiditätsverknappung und die Hysterie.

Felix Zulauf sah es kommen. Wir waren Arbeitskollegen im Research und Fondsmanagement der UBS. Er war der einzige Nicht-Akademiker in einem von Akademikern dominierten Umfeld. Kaum jemand verstand ihn. Charts analysieren galt als schwarze Magie und war ihm vorbehalten. Am 1. August 1987 fing gerade mein viertes Jahr an den Finanzmärkten an, managte aber etwa eine Milliarde Franken Obligationen (die jungen waren damals schon billiger).

Dieser direkte Kontakt lehrte mich schnell, dass diese Welt nicht so tickt wie man mir an der Uni beibringen wollte. Ich sprang auf alles, was konzeptionell neu war und Sinn machte. Dadurch kannte ich den Dow Chart von 1789 und die Schulden/BSP Grafik der USA. Aber ich wusste vor allem, wie wenig ich wusste und dass die meisten in meinem Business nicht wussten, was sie nicht wussten. Analog zum Schulden/BSP Chart der USA untersuchte ich die Schweiz (wir waren eine der ersten Abteilungen mit PC), vor allem die Immobilienverschuldung, die mit 270 Mrd. SFr. die 100% Marke überschritten hatte und stark steigend war.

Ich kam zum Schluss, ein Kreditinstitut ist nicht das wahre Umfeld und wechselte zu einer kleineren Privatbank mit gut 30% Eigenkapital und stillen Reserven. Felix ging ins institutionelle Assetmanagement der UBS, verkaufte seinen Kunden die Aktien und ging call-Warants short. Ich hatte die Hosen voll und kaufte Gold.

Heute sind es ziemlich genau zwanzig Jahre später. Die Schweizer Immobilienschulden stehen inzwischen bei 700 Mrd. SFr. und die gesamten Kreditbestände der USA sind von 9.380 Mrd. US$ auf 50.000 Mrd. gestiegen. Die Blase wurde aufgeblasen bis zum wörtlichen "Geht Nicht Mehr".

Ich erinnerte mich an dieses déja vue, als ein bekannter mich letzten Feitag anrief und mir sagte, Richard Russel ist bullish. Richard Russel, Herausgeber des Dow Theory Letters, ein Alt-Oldtimer der Branche, seit 50 Jahren dabei, bullish? Ich hätte es nicht geblaubt, wären mir die Geschichten von 1987 nicht bekannt. Lesen Sie selber seine Worte: (Kommentar vom 23. August 2007):

"There is nothing more bullish than a downside wipe-out, then a reversal - then an advance all the way back to where the plunge began. All this occurred in the face of copious scary news and bearish warnings. Question: what’s been the stock market’s reaction to all the scary news and bearish warning? The market couldn’t be less interested. Next question: then what is the stock market interested in? The stock market is interested in the situation as will exist by the end of 2007 and well into 2008. The stock market sees bullish times ahead. And the market is acting on it.

So is Richard Russel. My suggestion buy the Dow Jones stocks. Be conservative if you want, because I understand that what I’ve been writing about is hard to swallow, hard to believe, in the face of all the current bearish headlines. Make your initial purchase of the Dow stocks here, and then you can add as or if the market pushes higher.
"


(Übersetzung: "Nichts ist bullischer, als wenn nach unten hin alles platt gemacht wird, als eine Umkehrung - wiederum gefolgt von einem erneuten Vorstoß, dorthin, wo der Einbruch begonnen hatte." All dies passierte auch angesichts der Vielzahl von erschreckenden Nachrichten und bärischen Warnungen.

Frage: Wie fiel die Reaktion des Aktienmarktes auf all diese erschreckenden und bärischen Warnungen aus? Den Markt hat es überhaupt nicht interessiert. Nächste Frage: Für was interessiert sich der Markt dann? Der Aktienmarkt interessiert sich für die Situation, wie sie Ende 2007 bis weit ins Jahr 2008 bestehen wird. Und danach handelt der Markt.

So viel zu Richard Russel. Mein Vorschlag: Kaufen sie die Aktien des Dow Jones. Seien sie so vorsichtig wie sie nur wollen, ich verstehe, dass das, worüber ich schreibe, nur schwer zu verdauen ist, schwer zu glauben in Anbetracht der derzeitigen bärischen Schlagzeilen. Kaufen sie zum jetzigen Zeitpunkt die ersten Dow-Aktien; später, wenn der Markt nach oben treibt, können sie weitere hinzukaufen."



Déja vue Bob Prechte 1987: You ain’t seen nothing yet? Ich denke und wir sollten schnell mehr wissen.


© Rolf Nef, Kilchberg (CH)
info@tellgold.li



[i]Anmerkung GoldSeiten.de: Herr Nef ist auch in diesem Jahr Aussteller auf der am 2.+3.11.2007 in München stattfindenen "Edelmetall- & Rohstoffmesse". Zudem wird er auch einen Vortrag halten.



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