Gold und der Elendsindex
13.11.2021 | Michael J. Kosares
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ContagionChina mischt sich in ein ohnehin schon "brennbares Gemisch" ein und bringt die Fed in die Bredouille
Doug Noland von Credit Bubble hat vor kurzem eine Chronik der sich ausbreitenden Schuldenkrise in China verfasst, die mit dem Zusammenbruch von Evergrande beginnt und sich in aller Ausführlichkeit mit der Möglichkeit befasst, dass die Contagion, wie er sie jetzt nennt, an "unsere Küsten" gespült wird. Außenminister Blinken richtete im vergangenen Monat Bemerkungen an China, die auch für die westlichen Finanzmärkte als Weckruf dienen.
Er sagte, China solle "verantwortungsvoll handeln und mit den Herausforderungen" umgehen, die sich durch die Probleme auf seinen Immobilien- und Kreditmärkten ergeben. Was das Land wirtschaftlich tut, so Blinken, "wird tiefgreifende Auswirkungen auf die ganze Welt haben, weil unsere Volkswirtschaften so eng miteinander verflochten sind." Kurzum, auch Blinken spricht von einer Contagion-Gefahr.
"Peking hat viel zu lange damit gewartet, seine Blase einzudämmen", schreibt Noland in einer detaillierten Analyse. Jetzt stehen die chinesischen Beamten vor einem schrecklichen Dilemma und schweren Entscheidungen. Zum jetzigen Zeitpunkt könnten umfangreiche Liquiditätsspritzen den Inflationsdruck weiter anheizen und gleichzeitig eine ungeordnete Abwertung des Renminbi riskieren. Die Fed hat viel zu lange gewartet, um mit der Reduzierung der historischen geldpolitischen Anreize zu beginnen. Der pandemische Stimulus schürte bereits gefährliche Exzesse. Die Beamten der Federal Reserve könnten schon bald in eine ziemliche Zwickmühle geraten und vor schwierigen Entscheidungen stehen..."
"Wie sieht die Welt in einem Monat aus?", fragt er zum Schluss. "Hat die sich entfaltende Krise in China bis dahin den 'Kern' erfasst? Wie stark ist die Risikoreduktions-/Entschuldungsdynamik im November, weltweit und auf den US-Märkten? Meine Gedanken gehen zurück auf die Verwerfungen bei den ETFs für Anleihen (und Aktien) im März 2020.
Seitdem haben die pandemischen Maßnahmen der Fed zu weiteren gigantischen Zuflüssen in Anleihefonds geführt (bei historisch niedrigen Anleiherenditen) und gleichzeitig eine starke inflationäre Dynamik ausgelöst. Eine ziemlich brennbare Mischung. Es ist klar, dass die Fed nicht vorhat, auf die Bremse zu treten. Der Anleihemarkt vielleicht schon?"
Die Financial Times wies kürzlich darauf hin, dass der Bauträger "trotz der großen Dramatik seines Zusammenbruchs nur das Symptom eines viel größeren Problems ist" - eines breiteren Zusammenbruchs des chinesischen Immobilienmarktes, der durch eine übermäßige Kreditvergabe ausgelöst wurde. Da der Bau- und Immobilienmarkt ein so wichtiger Bestandteil der chinesischen Binnenwirtschaft ist, wird sich die Gefahr, die von ihm für die übrige Weltwirtschaft ausgeht, wahrscheinlich nicht so bald verflüchtigen.
"Die Risiken, die sich aus der Evergrande-Saga ergeben", so die FT, "umfassen sowohl finanzielle Contagion-Gefahren - insbesondere auf dem Offshore-Markt für US-Dollar-Anleihen - als auch die Aussicht, dass ein schwächelnder Immobiliensektor einige der lebenswichtigen Organe der chinesischen Wirtschaft angreift und möglicherweise das BIP-Wachstum für die kommenden Jahre drückt." Obwohl die Krise in den letzten Tagen aus den Schlagzeilen verschwunden ist, berichtete die South China Morning Post Ende letzter Woche, dass "Evergrande kaum über den Berg ist, da weitere Zahlungsfristen bevorstehen."
In Venezuela dienen Goldflocken als Geld
Während eine Hyperinflation in der US-Wirtschaft unwahrscheinlich ist, ist sie in Venezuela eine Realität. Eines der Merkmale der Hyperinflation ist, wie schnell sie sich in einer Volkswirtschaft durchsetzen kann. Der nachstehende Chart zeigt den rasanten Wertverlust des venezolanischen Bolivar in den letzten zwei Jahren gegenüber dem US-Dollar.
Wie Sie sehen, brauchte man Ende 2019 etwa 45.760 Bolivar, um einen Dollar zu kaufen. Kurz bevor das Land Anfang Oktober den Wert des Bolivar um sechs Ziffern senkte, lag der Wechselkurs bei 4.133.144 Bolivar je Dollar. Zu diesem Zeitpunkt brauchte man laut Goldrate24 383.207.885.304.659,50 Bolivar, um eine Unze Gold zu kaufen - ein Indiz für die Nützlichkeit des Goldes als langfristiges Wertaufbewahrungsmittel selbst unter den extremsten Umständen.
In den entlegeneren Teilen Venezuelas wird Gold als Geld für den täglichen Bedarf verwendet. "Dort, in den Friseurläden, Restaurants und Hotels, die die Hauptstraße eines staubigen kleinen Außenpostens nach dem anderen bilden", berichtete Bloomberg kürzlich, "werden die Preise in Gramm Gold angezeigt.
Eine Übernachtung in einem Hotel? Das kostet ein halbes Gramm. Ein Mittagessen für zwei Personen in einem chinesischen Restaurant? Ein Viertel Gramm. Ein Haarschnitt? Ein Achtel Gramm, bitte. Jorge Pena, 20, rechnete aus, dass dieses Achtel drei kleinen Flocken entspricht - das sind umgerechnet 5 Dollar. Nachdem er sich an einem Wochentag in der Stadt Tumeremo die Haare schneiden ließ, übergab er sie seinem Friseur, der, zufrieden mit Penas Berechnung, sie schnell einsteckte. Man kann alles mit Gold bezahlen", sagt Pena.
Anmerkung: Die offizielle Anpassung des Nominalwerts des Bolivar je Dollar löst nicht das Problem der Hyperinflation in Venezuela. Es vereinfacht lediglich die täglichen Einkäufe und die Buchführung.