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Regierungseingriffe und der Kobra-Effekt

05.12.2021  |  Claudio Grass
- Seite 2 -
Im zweiten Teil werfen wir einen Blick auf zeitgenössische Beispiele des Kobra-Effekts und deren Folgen, mit denen wir uns bereits heute und in absehbarer Zukunft auseinandersetzen müssen.


Instabiles Geld, instabile Gesellschaft

Einer der wichtigsten und bedeutendsten Teile des unglaublichen komplexen Organismus, den die Wirtschaft darstellt, ist natürlich das Geld. Es ist ihr Lebenselixier und wie es in einem bekannten Lied heißt "it makes the world go round." Demnach ist die Manipulation der Währung wohl das Gefährlichste und Anmaßendste, was ein Zentralbanker tun kann, was wahrscheinlich auch erklärt, warum es deren Lieblingsbeschäftigung ist.

Seit der Goldstandard aufgegeben wurde, öffnete man die Geldhähne; Regierungen und deren Zentralbanken erging es gut. Sie probierten alle möglichen Pläne und Strategien aus, um das Geld zu einem weiteren Werkzeug in den Händen derjenigen zu machen, die zu dieser Zeit gerade an der Macht sind: Sie versuchten es zu verwässern, sie druckten willkürlich große Mengen, gaben ihm einen arbiträren und imaginären Wert, schränkten seinen freien Gebrauch ein und bestraften seine Anhäufung.

Kenner der geldpolitischen Geschichte wissen zu gut, dass es genug Beispiele gibt, um klar darzustellen, wie diese Bemühungen nach hinten losgingen und wie kurzsichtig und selbstzerstörerisch diese politischen Initiativen waren. Erst kürzlich, im letzten Jahrzehnt, haben wir dies anhand der breiten Implementierung von QE und extrem niedrigen Zinsen beobachten können. Diese extremen Maßnahmen sollten die "Wirtschaft retten"; und die politische Rechtfertigung konzentrierte sich, wie immer, darauf, "den Bedürftigen zu helfen". Ein Jahrzehnt später können wir klar erkennen, was diese Maßnahmen tatsächlich bewirkten – und es war sicherlich nicht das, was versprochen wurde.

Sie erschufen und vergrößerten eine präzedenzlose Assetblase, wobei Aktienkurse wertloser Unternehmen Rekordniveaus erreichten. Sie subventionierten große Unternehmen, um Übernahmeserien mit geliehenem Geld durchzuführen, was kleinere Konkurrenten auslöschte, und ermöglichten leichtsinnige Aktienrückkäufe, um ihren eigenen "Wert" künstlich aufzublähen. Verantwortungsbewusste Sparer, Rentner und langfristige, vernünftige Investoren wurden bestraft, während geistlose Spekulation, übermäßige Kreditaufnahme und sinnlose Risikofreudigkeit belohnt wurden.

Am Wichtigsten ist jedoch, dass diese Maßnahmen schwerwiegende, langfristige und wahrhaft schädliche Konsequenzen für die Gesellschaft an sich hatten. Sie vergrößerten die Ungleichheit, eines der schlimmsten Probleme unserer Zeit und eines, das tiefgreifendere Krisen auslösen kann, wie die Geschichte gezeigt hat.

Während die Reichen scheinbar endlos von den inflationierten Assetpreisen profitierten, entfernten sich die Armen, der durchschnittliche Arbeiter und diejenigen ohne Zugang zu den Märkten, weiter und weiter vom nächsten Schritt auf der Leiter. Die Kluft zwischen den beiden Gruppen innerhalb der Wirtschaft wurde immer größer und für diejenigen, die auf der falschen Seite festsaßen, wurde es letztlich nahezu unmöglich, auf die andere Seite zu gelangen.

Bald darauf, während die Gelddruckerei anhielt und beschleunigt wurde, waren es nicht nur "angesagte" Aktien, die sie sich nicht mehr leisten konnten, sondern zudem auch Häuser. Jetzt können sich die "Bedürftigen", die die Zentralbanker angeblich retten wollten, kein neues Auto mehr leisten, auch kein gebrauchtes. Sie können es sich nicht leisten, ihre Häuser zu heizen, da Strom- und Benzinpreise in die Höhe schießen. Güter des täglichen Bedarfs zu kaufen, ist zunehmend zu einer schweren finanziellen Belastung für zahlreiche Haushalte mit niedrigem Einkommen geworden und selbst Lebensmittel belasten viele Budgets.

Anstatt ihre Wut gegen diejenigen Menschen zu richten, die für diese Situation verantwortlich sind, wenden sich viele derjenigen, die sich betrogen fühlen und klar erkennen, dass das Spiel manipuliert wurde, gegen ihre Mitbürger. Die Politiker und Zentralbanker fachen diese Flammen natürlich mit toxischer und polarisierender Rhetorik an, da sie dies als eine Möglichkeit wahrnehmen, die Schuld von sich zu weisen und sich der Verantwortung zu entziehen. Während sich dieser finanzielle Druck also weiterhin aufbaut, nimmt die Gefahr drastisch zu, dass sich diese Spannungen in einem Ereignis entladen werden, das einen permanenten und unumkehrbaren Riss im Sozialgefüge verursacht.


© Claudio Grass
www.claudiograss.ch


Dieser Artikel wurde am 29.11.2021 auf www.claudiograss.ch und Teil 2 am 30.11.2021 auf www.claudiograss.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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