Inflationsschock - stärkster Anstieg seit 70 Jahren - Gold kämpft um die 1.800 Dollar Marke
20.12.2021 | Markus Blaschzok
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Die Notenbanken erzeugen Geld aus dem Nichts, was die Kaufkraft entwertet und so zu steigenden Preisen führt
In Zeiten der hohen Inflation und stark steigenden Preisen, müssen auch Investoren und Trader diese neue Realität wahrnehmen und entsprechend agieren. Als Trader darf man sich nicht selbst belügen, sondern man muss realisieren, dass man nach der Berechnungsmethode von 1980 aktuell jährlich 15% mehr Nachsteuergewinn einfahren muss, um nur die Kaufkraft seines Kapitals zu erhalten.
Es gibt Absicherungsstrategien, gerade in Zeiten künstlich niedriger Zinsen, die selbst für ungeübte Investoren relativ leicht umzusetzen sind, mit denen man langfristig diesen Ausgleich erzielen kann. Dabei muss man lediglich einen kleinen Teil des Kapitals binden, während der Großteil weiterhin für die ursprünglich geplanten Investments und Trades zur Verfügung steht. Wer die Inflation jedoch nicht berücksichtigt, der rechnet sich künstlich reich und könnte am Ende des Tages eine böse Überraschung erleben.
Edelmetalle und Minen stark trotz hawkischen FED-Zinsentscheid
Die Edelmetallpreise und insbesondere die Goldminen zeigten sich in der letzten Woche stark, obwohl die US-Notenbank am Mittwochabend ein schnelleres Ende des QE-Programms, drei Zinsanhebungen im kommenden Jahr und drei weitere in 2023 angekündigt hatte. Das Tapering wird beschleunigt von 15 Mrd. Dollar auf 30 Mrd. Dollar und soll bereits im März enden.
Der Gold- und der Silberpreis waren bereits technisch angeschlagen an wichtigen Unterstützungen, doch nachdem kein Abverkauf folgte, kam es zu Short-Eindeckungen und einem kleinen Short-Squeeze, der den Goldpreis wieder an den Widerstand bei 1.800 US-Dollar beförderte. Silber konnte ebenfalls stark auf 22,70 US-Dollar zulegen, wobei es unter 23$ weiterhin short ist. Gerade am Silbermarkt besteht aufgrund eines Überangebots und immer noch schlechter COT-Daten die große Gefahr eines finalen Abverkaufs bis in den Bereich von 19 US-Dollar. Auch der Goldpreis ist weiterhin bärisch, solange dieser unter 1.800 US-Dollar gehandelt wird. Erst oberhalb dieser Marke würde sich das charttechnische Bild etwas aufhellen.
Die Europäische Zentralbank war in der letzten Woche hingegen dovisher als die FED und schloss Zinsanhebungen für 2022 kategorisch aus. Damit liegt der Bias kurzfristig auf einem weiterhin stärkeren US-Dollar in den nächsten Wochen und Monaten. Blickt man über den großen Teich, so hat in der letzten Woche ironischerweise die mexikanische Notenbank den Leitzins um 50 Basispunkte angehoben und damit die Markterwartung von 25 Basispunkte übertroffen. Man hob die Zinsen damit stärker auf 5,5% an, da die annualisierte Teuerung zuletzt stärker auf 7,37 Prozent gestiegen war. Selbst in Mexiko gibt es mit marktnäheren Leitzinsen noch mehr Marktwirtschaft als in Europa oder den USA.
Platin und Palladium leiden weiterhin unter einer sich weiter abschwächenden Nachfrage, die nicht nur auf den Chipmangel in der Automobilindustrie zurückzuführen ist, sondern auch auf die Abschwächung der weltweiten Wirtschaftsleistung. Man sollte sich immer vor Augen führen, dass die Welt unverändert in einer Rezession steckt, die nur durch Inflation und statistische Tricks nicht als solche ausgewiesen wird. Auch wenn der Green New Deal neue Nachfrage nach einigen Rohstoffen schaffen wird, so sorgt die Rezession, die sich zunehmend zeigt, dafür, dass die Nachfrage nach Industriemetallen nicht so stark steigen oder auch zeitweise sinken wird.
Erfreulich waren hingegen die Goldminen, die in der letzten Woche der große Gewinner waren. Der HUI-Goldminenindex stieg wieder an den Widerstand bei 250 Punkte an. Langfristig gesehen sind die Minenaktien historisch unterbewertet, während diese beim aktuellen Goldpreis große Gewinne einfahren. Das Smart Money dürfte bereits die Hände aufhalten, während die zittrigen Hände verkaufen. Auf Sicht der nächsten ein bis zwei Jahre sind wir sehr bullisch für die Minen, auch wenn sie kurzfristig womöglich noch einmal mit dem Goldpreis korrigieren könnten.
Die Goldminen führten die Gewinnerliste in der letzten Handelswoche an