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Hohe Inflation und negative Realzinsen für länger

04.02.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Die Erfahrung zeigt, dass ein sinkender Abstand zwischen Lang- und Kurzfristzins nicht selten einen Crash ausgelöst hat (siehe obige rechte Graphik). Der Grund dafür ist der Bankenapparat, der bei einem sich abflachenden Zinsabstand sein Kreditangebot einschränkt und den Boom in einen Bust umschlagen lässt.

Will die Fed also vermeiden, dass die Finanz- und Gütermärkte erneut in Turbulenzen geraten, ist ihr Zinsanhebungsspielraum für den Kurzfristzins vermutlich bei nur ungefähr 2 Prozentpunkten. Der Spielraum für eine "Zinswende" erscheint also relativ gering zu sein. Natürlich ist diese Einschätzung nur ein Versuch, den künftigen Zinspfad der US-Zentralbank einzuschätzen, es ist keine Prognose, die Gewissheit beansprucht.

Diese Einschätzung unterstellt eine Neuausrichtung des Politikziels der US-Zentralbank: "Höhere Inflation für länger". Dass die Fed diese Haltung tatsächlich einnimmt, ist nicht aus der Luft gegriffen. Schon im August 2020 hatte die Geldbehörde ihr Inflationsziel geändert: Sie will fortan eine Inflation von 2 Prozent "im Durchschnitt über die Zeit" erreichen, also auch Phasen zulassen, in denen die Inflation die 2-Prozentmarke übersteigt. Angesichts dieser "Lockerungsübung" ist natürlich sehr gut denkbar, dass die US-Geldpolitik nicht schnell und rigoros die Zinsen anhebt, sondern für eine längere Zeit eine höhere Inflation und damit vor allem auch negative Realzinsen für länger zulässt.

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa.


Option Gold

Abb. 2 zeigt, dass die realen, also inflationsbereinigten Langfristzinsen in den USA im Dezember 2021 ein Rekordtief erreicht haben von fast minus 6 Prozent. Es ist das Ergebnis von sehr niedrigen Nominalzinsen, einhergehend mit einer hohen Inflation. Da unter der voranstehend skizzierten US-Geldpolitik keine rigorose Anhebung der Zinsen und daher auch keine rasche Rückkehr zu einer niedrige(re)n Inflation zu erwarten ist, bleiben die Realzinsen sehr wahrscheinlich im negativen Bereich.

Die Kaufkraft des US-Dollar nimmt also weiter ab. Und da viele andere Zentralbanken der US-Geldpolitik folgen werden, ist auch in vielen anderen Volkswirtschaften mit einem fortgesetzten Kaufkraftverlust des Geldes zu rechnen; auch hier wird gelten "hohe Inflation und negative Realzinsen für länger".

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa. *10-jährige Rendite der US-Staatsanleihen minus Inflation der Konsumgüterpreise.


In den letzten zwei Dekaden ging der Rückgang des Realzinses mit einem Ansteigen des Goldpreises einher (siehe Abb. 3). Damit ist natürlich nicht gesagt, dass nur der Realzins den Goldpreis erklärt; es gibt weitere und vielleicht auch (ge-) wichtigere Erklärungsfaktoren. Dennoch sollte die obige Graphik von besonderem Interesse für den Anleger sein: Der Trend fallender Realzinsen ist unter der herrschenden Verschuldungssituation und politischem Klima kaum mehr rückgängig zu machen - zumindest ist es unwahrscheinlich, dass die Realzinsen in absehbarer Zeit wieder aus dem Negativbereich herauskommen. Die Kaufkraft von US-Dollar, Euro & Co kommt als unter die Räder.

Physisches Gold und Silber empfehlen sich daher mehr denn je als liquide Wertaufbewahrungsmittel. Ihre Kaufkraft kann durch die geldpolitischen Machenschaften der Zentralbanken nicht herabgesetzt werden, und sie tragen - anders als Bankguthaben - auch kein Zahlungsausfallrisiko. So gesehen gibt es gute Gründe, zumindest einen Teil des Portfolios in physischen Edelmetallen zu halten. Für langfristig orientierte Anleger stehen die Chancen dabei gut, dass man in drei, fünf oder mehr Jahren rückblickend wird sagen können: Es war eine richtige Entscheidung, auf physisches Gold und Silber und nicht auf US-Dollar, Euro & Co vertraut zu haben.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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