Expertenrunde zur Ukraine-Krise und die möglichen Auswirkungen einer militärischen Eskalation
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Kempfer erklärt in dem Gespräch, dass Russland zwar über die nötigen personellen Ressourcen für eine Invasion in der Ukraine verfüge, doch gebe es nach wie vor logistische Probleme. Er glaubt, dass ein direktes militärisches Vorgehen der USA gegen Russland in der Ukraine unwahrscheinlich sei. Allerdings erhalte die Ukraine bereits nachrichtendienstliche Informationen und Unterstützung bei der strategischen Planung von den USA und ihren Verbündeten.
Sofern es sich nicht um einen direkten Angriff auf die Türkei oder ein anderes NATO-Mitglied handle, sei es höchst unwahrscheinlich, dass die USA und ihre Verbündeten durch direkte Militäraktionen gegen die russischen Streitkräfte eingreifen würden: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer der NATO-Partner dies tun würde, insbesondere nicht Deutschland", so Kempfer.
Diese Aussage begründet er mit der Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas und anderen Rohstoffen. "Russland exportiert eine enorme Menge an Nickel. Einer der Gründe, warum Deutschland so abhängig von russischem Erdgas ist, liegt darin, dass man die Kohlekraftwerke abgeschafft hat und nach Fukushima aus politischen Gründen gesagt hat, dass man die Atomkraftwerke abschaffen wird", erklärt Kempfer. "Sie wollen auf erneuerbare Energien umsteigen. Erneuerbare Energien bedeuten, dass man eine Menge Batterien braucht. Für Batterien benötigt man Lithium, Nickel, Kobalt und andere Rohstoffe. Russland hat einen großen Anteil am Nickelmarkt, insbesondere in Europa. Ich glaube, es sind etwa 80% oder so, sie liefern Nickel nach Europa. Das ist gewaltig."
Ryan glaubt, dass eine direkte militärische Konfrontation auf offenem Feld mit dem US-Militär und seinen NATO-Verbündeten ein Szenario sei, das der Kreml um jeden Preis vermeiden wolle. Sollten die Spannungen zwischen den USA und Russland dennoch eskalieren, würde sich der Konflikt hauptsächlich im Cyberspace abspielen, meint er.
"Die USA und die NATO sind eine gewaltige Militärmacht, und wenn es dazu käme, wäre es meiner Meinung nach sehr schnell vorbei. Die Ölpreise würden in die Höhe schnellen und dann wieder sinken, genau wie im Irakkrieg 1990. Der entscheidende Punkt ist, dass wir in einem Zeitalter der Cyberkriegsführung leben. Es wäre also überhaupt nicht überraschend, wenn russische U-Boote alle nach Europa führenden Kabel kappen würden, so dass das Internet zusammenbricht. Ein großer Cyberangriff würde das Stromnetz lahm legen. Die NATO und die USA müssten darauf reagieren", erklärt Ryan.
Sollte Russland tatsächlich in die Ukraine einmarschieren, würden die Märkte sofort reagieren, wobei Rohöl die Bewegung anführen würde, glaubt der Experte. Im Falle einer Eskalation dürfte es zu einer Rallye von sogenannten Safe-Haven-Anlagen kommen.
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