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Rohstoffaktien vs. Rohstoffe

13.09.2007  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Verhalten von Rohstoffe in Krisen

Als nächstes möchten wir das Verhalten von Rohstoffen, speziell den einzelnen Sektoren, in den Krisensituationen analysieren. Während der Asienkrise 1997 zeigte sich der Gesamtindex S&P GSCI ähnlich den Aktien für Edelmetall- und Industriemetallaktien. Interessanterweise zeigen die Subindizes für diese beiden Rohstoffsektoren jedoch eine gänzlich andere Entwicklung als die Aktien auf. Es zeigt sich also, dass man mit den Rohstoffen selbst sehr gute Performance erzielen und den Aktien der Produzenten hingegen deutlich stärkere Verluste erleiden kann. Investments in Energieaktien sowie -rohstoffe wirkten sich sehr positiv aus. Während der Russlandkrise 1998 zeigten sich alle Rohstoffsektoren, bis auf die Edelmetalle, deutlich schwächer als die Rohstoffaktien. Edelmetalle bewiesen hingegen ihre Rolle als sicherer Hafen. 1998 zeigte sich beim Energiesektor genau die gegenteilige Entwicklung wie während der Asienkrise.

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Im September 2001, als die Weltbörsen durch die Terroranschläge in New York einbrachen, zeigten die Rohstoffe ein gemischtes Bild. Der Gesamtindex S&P GSCI verlor aufgrund des hohen Energieanteils deutlich. Edelmetalle, Agrarprodukte, Industriemetalle und Lebendvieh präsentierten sich jedoch deutlich besser und wirkten durchaus stabilisierend. Vor allem die Edelmetalle konnten in dieser Zeit ihrem Ruf alle Ehre machen.

In der Finanzkrise, welche uns im Juli/August durch die Verwerfung bei den Subprime-Hypotheken in den USA beschert wurde, spielten die Rohstoffe ganz klar ihre Stärke aus. Während Rohstoffaktien teilweise deutlich mehr als die Standardaktien verloren, konnten die Rohstoffe, bis auf den Sektor der Industriemetalle, ihr Niveau verteidigen.

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Rohstoffaktien sind keine Substitution für Rohstoffe

Wie auf Grafik 14 zu erkennen ist, schwankt die Korrelation der Renditen von Rohstoffsektoren mit jenen der Aktien der Produzenten über längere Zeiträume deutlich. Einzig die Goldaktien können dauerhaft eine hohe Korrelation aufweisen. Es zeigt sich also deutlich, dass eine Investition in Rohstoffaktien kein Substitut für den Rohstoff selbst ist. Der Vergleich der Korrelation der Rohstoffaktien mit dem DAX (dieser wurde ausgewählt, da er weder große Öl- noch Bergbaukonzerne enthält) zeigt, dass sich die verschiedenen Rohstoffaktien in den letzten Jahren zunehmend wie Standardaktien verhalten und nur selten - wie im Falle der Edelmetallaktien - gar nicht bzw. negativ mit dem DAX korrelieren.

Zum Abschluss möchten wir noch darauf hinweisen, dass die aktuelle Finanzmarktkrise gezeigt hat, dass Rohstoffaktien alle Risiken von Aktien aufweisen und diese somit auch bei haussierenden Rohstoffpreisen negative Renditen aufweisen können. Die aktuelle Situation von steigenden Rohstoffpreisen führt in der Folge seit Jahren zu steigenden Explorations- und Abbaukosten. Dies geht natürlich zu Lasten der Unternehmen, wirkt jedoch langfristig unterstützend auf die Rohstoffpreise. Das beste Beispiel hierfür ist die südafrikanische Goldminenindustrie, welche zwar über die größten Reserven der Welt verfügt, jedoch mit steigenden Kosten und fallender Produktion konfrontiert ist und somit dem Goldpreis seit Jahren Auftrieb gibt. Die Folgen der Kredit- und Vertrauenskrise - insbesondere das hohe Engagement von Explorationsgesellschaften in fragwürdigen Asset-backed Commercial Papers - könnten die Exploration und Entwicklung neuer, dringend benötigter Lagerstätten deutlich verzögern und somit mittel- bis langfristig die Rohstoffhausse verlängern. Unserer Meinung nach haben in Krisen- und Paniksituationen nur Rohstoffe einen spürbaren Stabilisierungseffekt auf Portfolios. Rohstoffaktien profitieren selbstverständlich auch von steigenden Preisen, stellen jedoch mehr eine Wette auf die Entwicklung der Standardaktien und Konjunkturentwicklung dar und bieten somit bei Marktturbulenzen keinen Schutz.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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