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Das Ende der Weltwährungsordnung und des Petrodollars?

21.03.2022  |  Sascha Opel
Wenn Sie das Video gesehen haben, dann wird Ihnen aufgefallen sein, dass die wichtigsten Börsen (auch Rohstoffbörsen) immer in den Ländern angesiedelt sind, die gerade die Weltordnung und die Weltwährung besitzen. War es zu Zeiten der Niederländer die Rohstoffbörse Amsterdam (mit dem Gulden als wichtigste Währung der Welt), so war es danach London (mit dem britischen Pfund) und aktuell die USA mit dem US-Dollar.

Chinas Aufstieg wird daher mit einer heftigen Konfrontation mit dem vorherrschenden US-Dollar-Öl-Standard führen (Petrodollar).

Wir hatten das Funktionieren dieses Systems bereits zur Finanzkrise 2008 ausführlich beschrieben. Viele neue und junge Leser dürften noch nichts von "Seignioragegewinnen“, die dem führenden Währungsland der Welt Wohlstand und Gewinne automatisch zufließen lassen, gehört zu haben.

Deshalb hier nochmals eine kleine Zusammenfassung, warum der Petrodollar bislang Garant für den Wohlstand der USA gewesen ist. Wer das verstanden hat, wird auch erkennen, dass die Gefahr eines Dritten Weltkrieges eklatant steigt. Denn die USA werden ihre "Geheimwaffe" Petrodollar nicht kampflos aufgeben, was man bereits in den Kriegen in Afghanistan, Irak und Libyen sehen konnte.

Aus der Abrechnung des Öls und Rohstoffe in USD lassen sich drei Bedeutungen ableiten:
  • 1.) Eine Abhängigkeit der globalen Wirtschaft vom Rohöl und Rohstoffen hat zur Folge, dass der Währungs-Wechselkurs eines jeden Landes gegenüber dem US-Dollar eine extrem wichtige ökonomische Größe ist, da dieser die Rohstoffpreise des Landes beeinflusst. Eine starke einheimische Währung zum USD verbilligt den Import von Öl, eine schwache Währung zum USD verteuert den Import von Öl und Rohstoffen.

  • 2.) Die ausschließliche Dollarfakturierung schafft bilanztechnisch Verbindlichkeiten der US-Zentralbank FED gegenüber den erdölexportierenden Ländern in enormem Umfang, da diesen Ländern durch den Ölexport große Dollarbestände zufließen.

  • 3.) Der US-Zentralbank FED fließen in Höhe der Ölkaufpreise Devisen der ölkaufenden Nationen zu. Dies alles führt zu stetigen Seigniorage-Einnahmen der USA, da es bei vielen erdölexportierenden Ländern bis heute an interessanten Investitionsobjekten in großem Umfang fehlt.

Daher fließt seit jeher ein erheblicher Anteil der Dollarbestände in die USA zurück. Dies führt zu der für die USA angenehmen Situation, dass dem Land hohe Seigniorage-Einnahmen zufallen (vereinfacht gesagt: Gewinn durch Gelddrucken). Die nachhaltig starken Kapitalimporte aus den Ölländern senken zudem das Zinsniveau in den USA, was Investitionen begünstigt.

Man kann dies mit einer Bank vergleichen, die Schuldscheine ausgibt, die aber anschließend von den Gläubigern wieder bei derselben Bank angelegt werden. Fallen nun die US-Dollar-Rückflüsse weg, weil ein Land beschließt, sein Öl nicht mehr in US-Dollar zu verkaufen (oder Öl-Verkäufer und Öl-Käufer einigen sich auf eine andere Währung), dann wäre der Petrodollar in Gefahr und die USA könnten angesichts der inzwischen astronomischen Staatsschulden Pleite gehen.

Genau diesen kritischen Punkt gab es in den letzten Jahrzehnten mehrfach. Saddam Hussein im Irak wollte aus dem Petrodollar ebenso ausscheiden wie Gaddafi in Libyen. Beide wurden als "Schurken“ gebrandmarkt und mit heftigen Kriegen aus dem Amt gebombt. Auch der Ukraine-Konflikt ist teilweise unter der "Gefahr“ des Ende des Petrodollar zu betrachten.

Nicht wenige Marktbeobachter gehen davon aus, dass Russland hier die "Drecksarbeit“ für die Chinesen erledigt, um dann mit China ein neues Abrechnungssystem, welches weder auf dem US-Dollar noch auf dem SWIFT-System basiert, einführen zu können.


Übergang von einer Weltordnung zur nächsten immer mit Kriegen verbunden / Die USA werden den Petrodollar als Garant für ihren Wohlstand nicht kampflos aufgeben

Das Ende bzw. den Übergang eines Weltwährungssystems in ein (vermutlich erst einmal alternatives Zweistystem, welchem sich neben Russland und China vermutlich viele Staaten entlang der neuen Seidenstraße anschließen dürften, insbesondere Indien) erlebt man nicht allzu oft. Beim letzten Mal (1944) war Europa ein Schlachtfeld und keiner von uns am Leben.

Man kann nur hoffen, dass die Verteidigungsschlacht des alten Systems nicht in einem dritten Weltkrieg ausufert und Europa erneut (wie im zweiten Weltkrieg) zwischen den Fronten aufgerieben wird.

Da niemand von uns jemals einen epochalen Übergang von einer Weltordnung in eine neue Weltordnung erlebt hat, gibt es auch keinen Vergleich, den man jemals heranziehen kann. Auch deshalb empfehlen wir dringend das oben als Link eingefügte Video von Ray Dalio! Dieser begann seine Wall Street-Kariere als die Goldbindung am 15. August 1971 aufgelöst wurde. An einem ähnlich kritischen Punkt, der unser komplettes Finanzsystem "auf den Kopf“ stellt, könnten wir in den nächsten Monaten (oder Jahren) ebenfalls ankommen.

Eine US-Dollar-Abwertung (bzw. ein Ersatz) als Weltwährung würde wohl zu einem extremen Anstieg, insbesondere von Gold und anderen Sachwerten führen (Crack-Up-Boom). Aktien und auch Immobilien dürften nominal weiter zulegen. Die "goldene 1/3-Anlegerregel“ (Gold, Aktien und Immobilien) würde in so einer epochalen Übergangsphase den besten Schutz vor dem unvermeidlichen Kaufkraftverlust des US-Dollar/Euro-Papiergeldes bieten.


© Sascha Opel
Rohstoffraketen.de - Auszug aus dem deutschsprachigen Börsenbrief für Rohstoff-, Gold- und Minenaktien



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