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Hyperinflation oder Deflation?

23.09.2007  |  Robert Rethfeld
In der vergangenen Woche wurden die US-Zahlen für die Verbraucher- und Erzeugerpreisentwicklung für August bekannt gegeben. Die Erzeugerpreise (PPI) stiegen offiziell um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, während die Verbraucherpreise (CPI) um 1,9 Prozent zulegten.

Gleichzeitig stieg der Ölpreis in dieser Woche mit über 80 US-Dollar auf ein neues Allzeithoch, während der Goldpreis mit 732 US-Dollar (Oktober-Future) exakt sein Mehrjahreshoch vom Mai 2006 erreichte.

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Dem geübten Beobachter wird auffallen, dass eine solche Konstellation vollkommen abnormal ist. Öl- und Gold in Rekordhöhen zeigen üblicherweise eine überbordende Inflationsrate an (siehe 70er Jahre). Die Inflationsrate von 1,9% befindet sich jedoch gefährlich nahe am Deflationsabgrund. Viele Beobachter gehen davon aus, dass die offiziellen US-Inflationsraten manipuliert sind. Selbst wenn das stimmt und die Inflationsrate zwei bis drei Prozent höher liegen sollte, wäre dies noch keine Erklärung für diese signifikante Diskrepanz.

Was bedeuten diese Extrema? Wahrscheinlich ist dies eine Glaubensfrage. Diejenigen, die den offiziellen Inflations-Zahlen massiv misstrauen, werden in den ansteigenden Gold- und Ölpreisen den Beginn einer deutlichen Inflationsentwicklung sehen, die sogar in eine Hyper-Inflation ausarten kann. Der Fall des US-Dollar, der importierte Inflation nach sich zieht, bestätigt in ihren Augen diese Annahme.

Das andere Lager spricht den offiziellen Inflationszahlen zumindest eine gewisse Aussagekraft zu. Es werden Bedenken laut, dass die deflatorische Entwicklung der US-Häuserpreise sich bis weit ins kommende Jahr hinein verstärken könnte. Eine Hauspreisdeflation von 10 bis 15 Prozent wird für möglich gehalten. Dieser Wertverlust dürfte sich auch im US-Konsum niederschlagen. Da sich die offizielle US-Inflationsrate bei 1,9% (Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat) befindet, hält dieses Lager die Gefahr einer deflatorischen Entwicklung auch in der US-Realwirtschaft für plausibel.

Egal, welches Lager der Wahrheit am nächsten kommt: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein Verlassen des optimalen Inflationskorridors meist negative Auswirkungen auf die Kaptialmärkte nach sich zieht. Der optimale Inflationskorridor befindet sich zwischen 0 und 5%. Seit mehr als 20 Jahren ist dieser Korridor offiziell nicht verlassen worden.

Meiner Meinung nach ist die Gefahr, dass dieser Korridor nach unten verlassen wird, deutlich größer als ein offizieller Sprung über die 5%-Marke. Das saisonale Muster des Ölpreises zeigte in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Konstanz. Danach ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass der Ölpreis in den kommenden Monaten in Richtung 70 US-Dollar oder sogar darunter zurückfällt.

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Auch interessant: Während sich der Ölpreis auf einen neuen Allzeithoch befindet, hat der US-Benzinpreis Mühe, sein Hoch vom September 2005 (Kathrina) zu erreichen.

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US-Benzinpreis-Future (XRB) Wochenchart


Die US-Zentralbank hat sowohl die Fed Funds Rate als auch den Diskontsatz um 50 Basispunkte gesenkt. Die Entscheidung war einstimmig. Fed-Präsident Bernanke sieht deutliche Risiken für die Realwirtschaft.

Wir finden, dass man seine Bedenken teilen sollte. Der Ölpreis dürfte in den kommenden Monaten nach unten tendieren. Die Häuserpreise dürften in den USA in den kommenden Monaten deutlich fallen. Die offizielle US-Inflationsrate beträgt aktuell 1,9 Prozent.

Ben Bernanke hat die US-Depression der 30er Jahre in allen Details studiert. Genau deshalb dürfte er in der Lage sein, eine länger andauernde Deflation in der US-Realwirtschaft zu vermeiden. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass er eine kurze Phase der Deflation schlucken muss. Das sich zwischen Hyperinflation und Deflation befindene Pendel dürfte weiter in Richtung Deflation ausschlagen.


© Robert Rethfeld
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