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Drohen zweistellige Leitzinsen in den USA?

02.10.2007  |  Jochen Steffens
Alan Greenspan hat gestern eine seiner scheinbar "unqualifizierten" Aussagen im Zusammenhang mit seiner Buchveröffentlichung qualifiziert. Er sagte, dass er sich in einigen Jahren wieder zweistellige Leitzinsen vorstellen könne. Nun fügte er auch die Begründung hinzu: Er glaubt, dass die deflationären Effekte der Globalisierung auslaufen werden.


Die deflationären Effekte der Globalisierung

Damit ist Folgendes gemeint: Durch die Globalisierung wurde eine Art freier "Weltmarkt" geschaffen, auf dem gerade Billiglohnländer (z.B. China) Waren zu Schleuderpreisen verkaufen konnten. Diese billigen Waren führten allgemein zu einem enormen Preisdruck in bestimmten Warengruppen (z.B. Textilien).

Es war die Fed unter Alan Greenspan, die 2003/2004 auch aufgrund der möglichen Gefahr einer Deflation (wie in Japan) die Zinsen auf einem derart niedrigen Niveau belassen hat (wir hatten damals im Investor’s Daily darüber berichtet). Etwas später ist es dann wohl auch dieser Effekt gewesen, der die Inflationsgefahren, die normalerweise ein starkes Wirtschaftswachstums begleiten, gedämpft hat.


Ein Effekt, der so langsam verpufft...

Natürlich hat die Globalisierung mit der Zeit Anpassungseffekte hervorgerufen. Sprich, die billigeren Preise sind nun schon seit längerem "im Markt", sie werden nicht mehr weiter stark sinken können. Noch billiger können auch diese Länder nicht produzieren. Die negativen Folgen dieses Preiskampfes haben in den letzten Jahren abgenommen. Viele Unternehmen sind bereits pleite, andere haben sich angepasst oder sind auf andere Märkte ausgewichen.


Das Ende des Preisdrucks

Der Preisdruck hat also an Kraft verloren, doch nicht nur das: Die steigenden Rohstoffpreise werden so langsam dazu führen, dass auch die Produkte der Billiglohnländer teurer werden - werden müssen. Zumal der plötzliche "Reichtum" der Emerging Markets auch dazu führt, dass immer mehr neue Konsumenten entstehen (die zuvor keine Kaufkraft besaßen). Auch diese werden auf dem weltweiten Markt immer mehr Produkte nachfragen. Diese dadurch steigende Nachfrage wird sich zusätzlich preistreibend auswirken. Das ist ein ganz wesentlicher Umstand, der zurzeit noch kaum diskutiert wird.

Demnach ist es nur logisch, dass einer der deflationären Effekte der Globalisierung immer mehr an Wirkung verliert. Eben diese Billigprodukte der Billiglohnländer.

Wenn dieser dämpfende Effekt jetzt wegfällt, wird das zu einer Zunahme der Inflationsgefahren in einem nicht unerheblichen Ausmaß führen. Wenn in diesem Zusammenhang auch noch eine Ressourcenknappheit die Rohstoffpreise weiter nach oben treibt, könnte die Inflation ausufern und tatsächlich die (weltweiten) Notenbanken dazu zwingen, die Zinsen dramatisch anzuheben. So gesehen wären im absoluten Worst Case Szenario auch zweistellige Leitzinsen gerade in den USA denkbar. Doch das ist eine sehr langfristige Betrachtung.


Zurzeit dämpft unter anderem die Immobilienkrise die Inflation

Im Moment hilft den USA natürlich noch der massive Preisverfall der Immobilien. Denn dieser Preisverfall und die dadurch sinkende Bereitschaft zu bauen, führen eben auch zu einem Preisverfall der Waren von Unternehmen, die indirekt vom Immobilienboom profitiert hatten (Baustoffhersteller, Baumaschinenhersteller, etc).

Zudem führen steigende Agrarprodukt- und Energiepreise zu einer Verknappung des Geldes, das dem Konsum zur Verfügung steht. Dazu werden auch Hypothekenschuldner, die durch die gestiegenen Zinsen in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, nicht mehr konsumieren können. Wenn sich dazu nun auch noch eine Schwäche des Arbeitsmarktes gesellen sollte (die nächsten Zahlen kommen am Freitag), würde auch von dieser Seite eine Belastung auf den Konsum hinzu kommen.

Weniger Konsum bedeutet aber zunächst auch, stärkerer Konkurrenzdruck unter den Unternehmen. Das hat zur Folge, dass notwendige Preissteigerungen nicht durchgesetzt werden können. Auch auf diese Weise wird aktuell die Inflation noch gedämpft.




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