Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Drohen zweistellige Leitzinsen in den USA?

02.10.2007  |  Jochen Steffens
- Seite 2 -
Rezessionsgefahren

Der Binnenkonsum ist in den USA allerdings zu 60-70% für das Wirtschaftswachstum in den USA verantwortlich. Wenn also gestern der ISM-Index sich wieder auf den Weg macht, die 50 Punkte Marke zu erreichen (ein Wert von unter 50 weist auf eine Schrumpfung des verarbeitenden Gewerbes hin), dann ist das im Gesamtkontext nicht verwunderlich. Denn diese oben genannten Belastungen des Konsums sind geeignet, das US-Wirtschaftswachstum "nachhaltig" abzuschwächen.

Das Problem ist lediglich, dass der Markt eben diese mögliche, durch eine Abschwächung des Konsums verursachte Rezession meines Erachtens noch nicht eingepreist hat. Stattdessen hoffen die Anleger, dass die Zinssenkung der Fed die Wirtschaft (und den Konsum) wieder auf Trab bringen wird. Das ist aber aufgrund der oben genannten Effekte nicht zwingend.


Von der Deflation über die Inflation zur Stagflation

Sie merken, ich schreibe gerne von Deflation UND Inflation. Die erwarteten weiteren Zinssenkungen der Fed und die damit verbundene weitere Dollarabwertung wird die Inflation der Agrarrohstoffe und der Energiepreise weiter antreiben. Wenn dann noch die Preise der ehemaligen Billigprodukte aufgrund höherer weltweiter Nachfrage und der gestiegenen Rohstoffpreise ansteigen, könnten die deflationären Effekte durch den Konsumrückgang in den USA überkompensiert werden. Sobald das böse Wort "Inflation" ins Bewusstsein der Konsumenten dringt, wird dieser psychologische Effekt zusätzlich die Inflation anstacheln.

Wir reden hier allerdings nicht unbedingt von Wochen und Monaten, sondern eher von Monaten bis Jahren.


Quo vadis, Liquidität

Wenn die Fed die Zinsen tatsächlich weiter senken sollte - und darauf spekuliert gerade der Markt - wird sich auch dieses Mal die Liquidität irgendwo "sammeln" und es wird nicht, wie bei den letzten Niedrigzinsen 2002/2004, der US-Immobilienmarkt sein. Dort haben sich zu viele die Finger verbrannt. Die Korrektur im US-Immobilienmarkt ist noch lange nicht vorbei.Die Emerging Markets sind heiß gelaufen. Auch hier sind Investitionen nur begrenzt möglich.

Es kann also tatsächlich sein, dass diese Liquidität eine Weile den Aktienmarkt (und auch den Devisenmarkt, dazu evt.am Donnerstag mehr) flutet. Das würde jedoch nur dazu führen, dass die Schere zwischen fundamentalen Gegebenheiten (Inflation und Rezession) und Hoffnung der Anleger (Die Notenbank wird’s schon richten) weiter auseinander klafft.


Je länger desto crash

Und eben das ist fast immer eine Vorbereitung für einen Crash. Hier gilt: Je weiter diese Schere auseinander geht, desto stärker wird der Crash.

Jetzt gilt es, nur noch eine Frage zu klären: Wann?

Ich kann Ihnen dazu nur sagen, dass wir in diesem Oktober/November eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen Crash (15-20% Einbruch) haben. Doch diese liegt auch aufgrund der frühen Zinssenkung seitens Ben Bernanke noch unter 50%. Das heißt, man sollte darauf vorbereitet sein, aber nicht unbedingt sein ganzes Geld darauf setzen.


Bald kommt der Kamineffekt der Präsidentschaftswahl

Zudem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass, wenn dieser Crash ausbleibt, wir aufgrund des US-Präsidentschaftswahljahr 2008 mit weiter steigenden Kurse bis Ende 2008 rechnen müssen (Präsidentschaftszyklus). Die USA wird auf einen neuen Präsidenten oder sogar Präsidentin hoffen. Hoffen, dass dann alles besser wird. Das kann die Kurse beflügeln und vollmundige Wahlversprechen können von den Gefahren eine Weile ablenken.

Damit bleiben die Prognosen wie gehabt: Vergleichsweise hohe Crash-Gefahr im Oktober, ansonsten ist spätestens 2008 (eventuell auch früher) mit weiter steigenden Kursen zu rechnen. Steigen die Kurse 2008 wird es ab Januar 2009 bitter werden (spätestens ab 2010 dann richtig bitter). Für uns als Trader werden aufgrund der Abgeltungssteuer ab 2009 natürlich herrliche Zeiten beginnen, egal wohin die Börse auch treibt.

Doch wir tanzen auch jetzt schon auf einem Baisse-Vulkan, der jederzeit vorher ausbrechen kann! Ob Ben Bernanke das Feuer in diesem Vulkan löschen kann? Wir werden es erleben.


© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Investor´s Daily"



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"