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Interview mit Jeff Deist: "Märkte und Zivilgesellschaft sind Win-Win-Institutionen, Staat und Politik sind Nullsummensysteme."

14.01.2023  |  Claudio Grass
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Wenn wir nicht bereit sind, einen erheblichen Verlust an materiellem Lebensstandard zu erleiden, sollten die Politiker im Westen besser aufhören, über grüne Energie zu fantasieren, und anfangen, sich ernsthaft mit dem realen Markt für zuverlässige und billige fossile Brennstoffe zu befassen. Hoffen und beten wir, dass dieser Winter nicht zum Erfrierungstod von Menschen in der Ukraine oder in Europa aufgrund von Energieknappheit führt.


Claudio Grass: Da wir gerade von den USA sprechen: Wie beurteilen Sie die Steuer- und Regulierungspolitik, die seit dem Amtsantritt von Joe Biden verfolgt wird? Glauben Sie, dass seine Regierung irgendetwas hätte tun können, um die derzeitige Inflationsspirale abzuwenden, oder war sie nach so vielen Jahren unausweichlich?

Jeff Deist: Biden ist sicherlich für den Anstieg der Ausgaben unter seiner Regierung verantwortlich, welcher enorme inflationäre Folgen hat. Aber der größte Teil des Unheils in unserer Wirtschaft wurde durch die Steuer- und Geldpolitik verursacht, die während seiner jahrzehntelangen Zeit als vetternwirtschaftlicher US-Senator verfolgt wurde. In dieser Hinsicht ist seine Bilanz im Senat weitaus schlechter als seine Bilanz als Präsident. Er ist ein Narr und lässt sich leicht leiten, was bedeutet, dass er nicht in der Lage ist, den von Ihnen erwähnten Ansatz des "Druckens, Borgens und Ausgebens" in Frage zu stellen. Aber ich hoffe, die Menschen verstehen, dass Biden ein Symptom für ein viel tieferes Problem ist, nämlich ein hoffnungslos korruptes System mit den falschen Anreizen.


Ende Teil 1

Im kommenden zweiten Teil konzentrieren wir uns auf die sozio- und geopolitische Dynamik in den USA, auf die grüne Agenda und darauf, was verantwortungsbewusste Anleger, Sparer und Bürger tun können, um sich auf die Zukunft vorzubereiten.


Teil 2

Claudio Grass: Was die gesellschaftspolitische Situation angeht, so sehen wir, zumindest aus der Sicht eines Außenstehenden, in der internationalen Presse sicherlich weniger Empörung und Kontroversen als zu der Zeit, als Trump im Oval Office saß. Bedeutet das, dass die "Wunden geheilt" sind und dass die Amerikaner heute tatsächlich geeinter sind, oder wird die Kluft immer noch größer, nur eben leiser?

Jeff Deist: Aus meiner Sicht hat sich die Kluft vergrößert. Bidens knapper Sieg wird von der Linken als Mandat gesehen, die "Deplorables" zu bestrafen und zu besiegen, vor allem in ländlichen Gegenden. Das liegt in der Natur der Politik, die eine Form von Proto-Gewalt ist. Märkte und die Zivilgesellschaft sind Institutionen, bei denen alle gewinnen, während Staat und Politik ein Nullsummenspiel sind. Solange wir also die Bedeutung politischer Ergebnisse nicht verringern - solange wir das Leben nicht weniger politisch machen -, sollten wir mit einer zunehmenden Spaltung rechnen.


Claudio Grass: Sowohl in den USA als auch in Europa gibt es ein gut dokumentiertes und wachsendes Misstrauen den Medien gegenüber - den sozialen und den traditionellen gleichermaßen. Ich hatte gehofft, insbesondere nach der Pandemie, dass das unglaubliche Ausmaß an Voreingenommenheit mehr und mehr Menschen dazu bringen würde, selbst zu recherchieren und sich zu informieren. Haben Sie einen solchen Wandel in den USA festgestellt, der sich vielleicht in einem gesteigerten Interesse an den Bildungsinhalten und -programmen des Mises Institutes zeigt?

Jeff Deist: Definitiv. Das digitale Zeitalter bietet uns die Möglichkeit, Stimmen der Vernunft und des Friedens inmitten des weißen Rauschens der Mainstream-Medien zu suchen und zu finden. Ich hasse den Gedanken, dass es eine echte Katastrophe braucht, um die Menschen aufzuwecken, aber vielleicht liegt das in der menschlichen Natur. Je mehr sich die Menschen Sorgen um die Wirtschaft und ihre Zukunft machen, desto mehr suchen sie nach alternativen Nachrichten- und Informationsquellen. Das Mises Institute bemüht sich, eine alternative Quelle für Wirtschaftsnachrichten und -aufklärung zu sein.


Claudio Grass: Ein weiterer Trend, den wir gemeinsam haben, ist die "grüne Agenda". Auch wenn die gegenwärtige Krise überdeutlich gezeigt hat, dass die Energiewende in Europa katastrophal verfrüht war und den "kalten, dunklen Winter" herbeigeführt hat, mit dem Millionen von Bürgern jetzt konfrontiert sind, gibt es immer noch extremen Druck für eine "grünere" Politik, einschließlich eines Krieges gegen die Landwirte in einer Zeit, in der die Lebensmittelpreise in nie gekanntem Maße steigen. Erwarten Sie, dass sich dies in den kommenden Monaten und Jahren fortsetzen wird, und wenn ja, mit welchen Auswirkungen rechnen Sie?

Jeff Deist: Lebensmittel- und Energiekrisen sind durchaus möglich. Im Einklang mit der "neuen Normalität" werden die Eliten derartige Krisen nutzen, um ihre eigene Macht auszubauen, und uns zwingen, unter den von ihnen verursachten Problemen zu leiden. Wir kennen ihre ganz offen geäußerten Pläne, die darauf abzielen, dass wir keine fossilen Brennstoffe mehr verbrauchen, nicht mehr so viel reisen, kein Fleisch mehr essen und keine Häuser mehr besitzen. Sie sind in dieser Hinsicht ziemlich eindeutig.

Der schnellste und effektivste Weg, dies zu erreichen, besteht darin, Häuser, Benzin und Fleisch so teuer zu machen, dass nur noch die wirklich Reichen sie sich leisten können. Wir erleben beispielsweise in den USA bereits eine Konsolidierung des Wohneigentums durch private Kapitalbeteiligungsgesellschaften, um eine Nation von Mietern zu schaffen. Wir sehen Milliardäre wie Bill Gates, die in Fleischersatzprodukte investieren. In Gourmet-Magazinen finden wir Rezepte für Gerichte mit Käfern!

Davon ist nichts normal oder natürlich, sondern muss durch positive oder negative Anreize erzwungen werden. Wenn wir hoffen, in den kommenden Jahrzehnten irgendeine persönliche oder familiäre Souveränität zu bewahren, müssen wir dieses neue Programm erzwungener Sparmaßnahmen erkennen und uns dagegen wehren.


Claudio Grass: Was sind Ihre Aussichten für die US-Wirtschaft im Jahr 2023? Was sind die größten Bedrohungen, die Sie am meisten beunruhigen, und was würden Sie verantwortungsbewussten Sparern raten, die alles, wofür sie gearbeitet haben, vor der Inkompetenz ihrer Regierung oder dem vorsätzlichen Missbrauch durch diese schützen wollen?

Jeff Deist: Ich erwarte, dass die US-Notenbank im Jahr 2023 hinsichtlich der Zinserhöhungen umschwenken wird, was bedeutet, dass sie sich wieder mehr um die Aktien- und Anleihemärkte als um die Verbraucher und die Inflation kümmern wird. Und ich rechne damit, dass die Biden-Regierung nicht in der Lage sein wird, ihre Popularität oder Legitimität aufrechtzuerhalten, was dazu führen wird, dass der Ruf nach einem Ersatzdemokraten für die Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2024 lauter wird.

Die Inflation wird uns weiterhin begleiten, sie wird höher sein, als die Regierungsstatistiken zugeben, und sie wird in den 2020er Jahren im gesamten Westen zu einem festen Bestandteil werden. Die Staatsausgaben und -defizite werden weiter ansteigen. Daher wird es für Sparer ein sehr schwieriges Jahrzehnt werden! Gold und Silber, Rohstoffe und Bitcoin sind die offensichtlichen Empfehlungen für diejenigen, die sich vor einer Abwertung schützen wollen. Aus einer Vielzahl von Gründen wird der US-Dollar jedoch gegenüber anderen Währungen stark bleiben. Das Wichtigste ist, sich gegen Unsicherheiten zu wappnen, indem man seine Fähigkeiten verbessert und sich weiterbildet.


© Claudio Grass
www.claudiograss.ch



Dieser Artikel wurde am 02.01.2023 auf www.claudiograss.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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