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Rohstoffe sind mehr als nur eine Absicherung gegen Inflation

18.01.2023
Im Jahr 2022 erreichten wir in den USA und Europa mit die höchsten Inflationsraten seit den 1980er-Jahren (Abb. 1). Zum einen hatten die Zentralbanken zu lange mit Zinserhöhungen gewartet, zum anderen hatten zahlreiche Versorgungsstörungen die Preise steil in die Höhe getrieben. Der Krieg in der Ukraine, beispielsweise, bewirkte einen Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise. Auch die Anpassung komplexer Lieferketten, deren Schwächen im Verlauf der COVID-19-Pandemie zutage traten, hat zu dem Preisdruck beigetragen.

Als die Preise im Jahr 2021 bedingt durch geldpolitische und steuerliche Anreize stiegen, entwickelten sich zyklische Anlagen wie Aktien sehr gut. Doch als die Zinsen im Jahr 2022 verspätet angehoben wurden, mit der aggressivsten geldpolitischen Straffung seit den 80er-Jahren, und die Input-Kosten stiegen (etwa die erhöhten Energie- und Arbeitskosten, die auf die Gewinnmargen der Unternehmen drückten), gab es kaum noch Zufluchtsorte. US-Aktien fielen um 18% ¹, globale Aktien um 20% ², Anleihen um 16% ³, der Bitcoin Index um 64% ⁴ und Immobilien um 24% ⁵. Die einzige Anlagekategorie, die einen Zuwachs zu verzeichnen hatte, waren Rohstoffe ⁶, die um ganze 16% zulegten.

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Quelle: WisdomTree, Bloomberg, US and UK: Januar 1970 bis November 2022. Westdeutschland: Januar 1970 bis Dezember 2002. Euroraum: Januar 1997 bis November 2022. Die historische Performance ist kein Indikator für die zukünftige Performance und bei Investitionen besteht immer die Möglichkeit, dass sie an Wert verlieren.


Rohstoffe und Gold als Absicherung gegen Inflation

Professionelle europäische Investoren sind der Ansicht, dass Rohstoffe (48%), Gold (41%) und Industriemetalle (40%) die besten Instrumente zur Inflationsabsicherung sind. Dies ergab eine kürzlich von uns inAuftrag gegebene Studie ⁷.

Wir stimmen zu, dass Rohstoffe zu den besten Absicherungen gegen Inflation gehören. Wenn wir die historischen Daten im langen Verlauf betrachten, wird deutlich, dass Rohstoffe zu den inflationssensibelsten Anlagekategorien zählen (Abbildung 2). Wir teilen die Inflation in "erwartete" und "unerwartete" Inflation auf. Wir schätzendie "erwartete" Inflation auf der Basis des Zinssatzes für Staatsanleihen.

"Unerwartete Inflation“ ist die „tatsächliche Inflationsrate" minus dem Zinssatz für Staatsanleihen. Nur sehr wenige Vermögenswerte steigen bei unerwarteter Inflation. Rohstoffe und Gold bilden hier definitiv eine eigene Kategorie, wobei Industriemetalle eine hervorragende Möglichkeit zur Absicherung gegen unerwartete Inflation bieten. Um es noch einmal hervorzuheben: die Inflation, die wir in den letzten zwei Jahren erlebt haben, gehört vornehmlich in die Kategorie der unerwarteten Inflation ⁷.

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Quelle: WisdomTree, Bloomberg, S&P. Von Januar 1960 bis November 2022. Die Berechnungen basieren auf den monatlichen Renditen in USD. Die Datenerfassung für Rohstoffe (Bloomberg Commodity Total-Return-Index) und US-Aktien (S&P 500 Brutto-Total-Return-Index) begann im Januar 1960. Die Datenerfassung für US-Staatsanleihen (Bloomberg US Treasury Total Return Unhedged USD-Index) und US-Unternehmensanleihen (Bloomberg US Corporate Total Return Unhedged USD-Index) begann im Januar 1973. Die Datenerfassung für Gold (physisches Gold) begann 1968. Die Datenerfassung für die TIPS (US Treasury Inflation Protected Securities) begann im April 1997. Die Anfälligkeit wird anhand des Betawerts der Anlagenkategorie gegenüber der Inflation gemessen (je höher der Betawert, desto stärker tendieren die Anlagen mit der Inflation zu steigen). Statistisch gesehen, stellt der Betawert die Steigung der Kurve durch eine Regression der Renditen der Anlageklasse und der Inflation dar. Wir schätzen die "erwartete" Inflation auf der Basis des Zinssatzes für Staatsanleihen. "Unerwartete Inflation" ist die "tatsächliche Inflationsrate" minus dem Zinssatz für Staatsanleihen.Die historische Performance ist kein Indikator für die zukünftige Performance und bei Investitionen besteht immer die Möglichkeit, dass sie an Wert verlieren.


Breite Rohstoffe sind auch eine gute Absicherung gegen die erwartete Inflation (Abbildung 2). Nur die Anfälligkeit der US-Staatsanleihen gegenüber erwarteter Inflation ist so hoch wie die der von breiten Rohstoffen. Wenn also die Inflationsüberraschungen abnehmen, können sich Rohstoffe nach wie vor als wichtiges Absicherungsinstrument erweisen.


Übergang zur nächsten Phase des Konjunkturzyklus

Als die finanz- und steuerpolitischen Rahmenbedingungen 2021 locker waren, verzeichneten wir ein starkes Wirtschaftswachstum und eine hohe Inflation. Das war das perfekte Szenario für Rohstoffe. Ein Blick auf die Entwicklung der Daten seit 1961 zeigt (Abbildung 3), dass Rohstoffe in Zeiten hoher Inflation und hohen Wachstums durchschnittlich 43% abgeworfen haben. Gold hat im gleichen Zeitraum 37% zugelegt. Im Jahr 2021 erzielten Rohstoffe eine Rendite von 27%. Als die Weltzentralbanken 2022 eine straffere Geldpolitik einleiteten, geriet das Wachstum ins Stocken, während die Inflation weiterhin hoch blieb.

Die Entwicklung der Daten seit 1961 zeigt, dass Rohstoffe in Zeiten hoher Inflation/geringen Wachstums mit einem durchschnittlichen Wachstum von 11%, das dem von Staatsanleihen entspricht, gar nicht so schlecht abschneiden. Wir wissen, dass sich die Rohstoffe im Jahr 2022 weitaus besser entwickelt haben als die Staatsanleihen (+18% vs. -10%). Auch Gold hat sich in der Vergangenheit in Zeiten hoher Inflation/geringen Wachstums positiv entwickelt. Im Jahr 2022 blieb der Goldpreis in etwa konstant, nachdem er durch einen starken Dollar und steigende Anleiherenditen einem starken Gegenwind ausgesetzt war.

Mit Blick auf das Jahr 2023 wird die Inflation unserer Einschätzung nach hartnäckig hoch bleiben (mindestens höher als 3,5%, der Schwellenwert, den wir in unserer Analyse als "hoch" festgelegt haben). Das bedeutet, dass wir unter Umständen länger in dieser Phase der hohen Inflation/des geringen Wachstums feststecken werden. Wir möchten jedoch betonen, dass sich das keineswegs negativ auf Rohstoffe auswirkt. Da der US-Dollar nicht mehr im Wert steigt, ist ein Hindernis für Rohstoffe und Gold aus dem Weg geräumt. Und während die Renditen der US-Staatsanleihen ihren Höchstwert erreicht zu haben scheinen, hat sich auch der Gegenwind für Gold abgeschwächt.


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