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Kurs-Gewinn-Verhältnis und Inflation

19.11.2004  |  Robert Rethfeld
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P500 setzt sich aus dem aktuellen Kurs geteilt durch den kumulierten Gewinn der im S&P500 enthaltenen Unternehmen pro Aktie zusammen. Die Rechnung ist einfach: Befindet sich der S&P500 bei 1.180 Punkten und beläuft sich der kumulierte Gewinn aller im S&P500 notierten Unternehmen auf 50 Dollar pro Aktie, so ergibt sich ein KGV von 23,60.

Unternehmensgewinne sind einer der Hauptbestimmungsfaktoren für den Aktienkurs. Deshalb sollte der Aktienkurs eines Unternehmens annähernd im gleichen Maße steigen wie seine Gewinne. Doch das geschieht nicht, auch nicht bezogen auf einen marktbreiten Index wie den S&P500. Im vergangenen Jahrhundert wurden im S&P500 ein KGV-Tiefstwert von 5 und ein Höchstwert von über 40 gemessen.

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Ein Beispiel für die unterschiedliche Bewertung bietet ein Vergleich der Jahre 1980 und 2003. Der S&P500 notierte 1980 bei knapp über 100 Punkten, während er im Frühjahr 2003 mehr als das Achtfache maß. Die kumulierten Unternehmensgewinne befanden sich in beiden Jahren bei 27 Dollar pro Aktie.

Wie kommt es eigentlich, dass das Kurs/Gewinn-Verhältnis des S&P500 im Laufe der Zeit derart schwankt? Eine Aussage, die immer wieder zu hören ist: Anleger geben denjenigen Unternehmen Raum für höhere KGV’s, für die sie besondere Zukunftserwartungen hegen. Beispiele sind Ebay oder Google. Das gleiche kann auch gelegenlich für den Gesamtmarkt gelten; als Beispiel dient die "Gewinne-sind-in-der-Zukunft-unendlich-Haltung" im Nasdaq Ende der 90er Jahre.

Doch noch ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Einflussfaktor existiert. Und dieser nennt sich Inflation. Auf dem folgenden Chart ist das KGV des S&P500 gemeinsam mit der Inflationsrate abgetragen.

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Man erkennt, dass ein niedriges KGV auffällig häufig mit einer hohen Inflations-rate einhergeht (Pfeile). Zuletzt war diese Extremsituation in den 70er bis Mitte der 80er Jahre zu beobachten.

Warum besteht dieser Zusammenhang? In einem Wochenend-Wellenreiter aus dem Dezember 2003 zitierte ich aus dem berühmt-berüchtigten "Business-Week"-Artikel "Der Tod der Aktien", erschienen am 13.08.1979.

Origninalton "Business Week": „Die Massen haben sich bereits vor langer Zeit aus dem Aktienmarkt zurückgezogen. Sie sind in alternative Investments mit höherer Verzinsung und damit größerem Schutz vor Inflation eingestiegen. Jetzt haben auch Pensionsfunds die Erlaubnis erhalten, Aktien und Anleihen zugunsten von Immobilien, Futures, Gold und sogar Diamanten fallen zu lassen. Der Tod der Aktien sieht nach einem beinahe permanenten Zustand aus; irgendwann umkehrbar, aber nicht in der nahen Zukunft."

"Bis jetzt war die Flucht der Institutionen aus den Finanzmärkten eher moderat. Aber es besteht die Gefahr, dass sie sich in einen reißenden Strom verwandelt, falls der diesjährige 60%ige Anstieg des Öl-Preises eine tiefe Rezession auslöst, während die Inflation gen Himmel schießt."

"In der Tat haben die Aktienmärkte nach einer Untersuchung der Salomon Bros. seit 1968 einen enttäuschenden Return von 3,1% geliefert, der Consumer Price Index (CPI) ist dagegen um 6,5% gestiegen. Gold konnte um unglaubliche jährliche 19,4% zulegen, Diamanten um 11,8% und der Preis von Einfamilien-häusern um 9,6%." Der gesamte Wellenreiter kann hier nachgelesen werden:
www.wellenreiter-invest.de

Ich erwähne das Thema Inflation nicht umsonst. Es hat in dieser Woche Zahlen aus den USA gegeben, die auf den Beginn einer Ölpreisinduzierten Inflation schließen lassen. In einem solchen Fall werden die Anleger dahin gehen, wo der Inflationsschutz gewährleistet ist. Und das sind insbesondere Edelmetalle (bes. Gold und Silber) sowie Inflationsgeschützte Anleihen (TIPS). Nähere Angaben zu TIPS finden sich unter www.investinginbonds.com/TIPS.htm


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de





Die in der vergangenen Woche angekündigte "Konsumstudie Erdöl" ist zwischenzeitlich erschienen. Wir modellieren darin ein Konsum-Szenario bis zum Jahr 2050, indem wir die Konsumgewohnheiten der großen Nationen analysieren und uns Gedanken über eine Anpassung an den vor uns liegenden Erdöl-Produktionshöhepunkt machen. Die Studie kostet 15 Euro. Nähere Informationen dazu unter www.wellenreiter-invest.de


[i]P.S.: Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7:30h und 8:00h eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos gestestet werden kann.[i]





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