Aluminium - Outperformer der nächsten 9-12 Monate
21.11.2004 | Ralph W. Stemper
Aluminium im Engpass
Der Preis von Aluminium ist in den letzten Tagen wieder stark gefallen und damit der Bewegung anderer Metalle gefolgt. Aber gerade bei Aluminium ist die fundamentale Situation besonders günstig. Stark gestiegene Energiekosten, die je nach geographischer Lage der Schmelzerei zwischen 15 bis 30% der Kosten der Aluminiumerzeugung ausmachen, sowie Engpässe beim Abbau von Bauxit und des daraus gewonnenen Aluminiumoxids (auch Tonerde genannt) haben bereits zu einem Rückgang der Produktionskapazitäten in den Schmelzereien geführt.
Diese Tendenz wird sich noch verstärken, sollte der Ölpreis weiterhin so hoch bleiben oder gar noch steigen. Vor allem ist aber auch beim Rohstoff Bauxit in den nächsten zwei Jahren keine Entlastung zu erwarten, da mit der Erschließung neuer Abbaufelder erst in 2007 gerechnet wird. Dagegen bleibt die Nachfrage hoch. Diese fundamentale Stärke von Aluminium hat sich allerdings bisher nicht in der Preisentwicklung widergespiegelt, die hinter der Entwicklung anderer Metalle zurückblieb. Umso mehr ist zu erwarten, dass Aluminium die anderen Metalle "outperformt".
Die Nachfrage
Die Nachfrage nach neu geschmolzenen Aluminium ist in den vergangenen drei Jahren kräftig gestiegen, 7,8% in 2002, 8,4% in 2003 und 10,6% im ersten Halbjahr 2004. Das kommt zu Teil daher, dass die Aluminiumnachfrage 2001 besonders niedrig war und ein gewisser Nachholbedarf eingetreten ist. Natürlich war auch das Megawachstum Chinas ein Faktor. Hier gilt allerdings das gleiche wie bei den anderen Metallen und erklärt deshalb nicht das außergewöhnliche Nachfragewachstum der westlichen Länder im ersten Halbjahr 2004. Während im Westen die Nachfrage 2002 nur um 3,5% und 2003 um 6,5% stieg, der Rest also aus dem asiatischen Raum kam, stieg sie im ersten Halbjahr 2004 in Gleichschritt mit der Weltnachfrage um über 10%.
Zu erklären ist dieses starke Wachstum noch am ehesten dadurch, dass China wegen des Mangels an Aluminiumoxid und wegen des Energieengpasses große Mengen von Aluminiumschrott zur Wiederverarbeitung importiert hat, und deshalb die westlichen Länder zur Nachfrage nach Primäraluminium gezwungen waren. Die chinesische Nachfrage nach Schrott sollte auch weiterhin hoch bleiben, da bei der Wiederverarbeitung deutlich niedrigere Energiekosten anfallen.
Ob sich die hohe Nachfrage in den westlichen Ländern auch im zweiten Halbjahr 2004 so fortsetzt, ist zumindest fraglich. Zunächst ist zur Zeit nicht bekannt, wie viel dieser neuen Nachfrage in den Aufbau von Lagerbeständen ging, die im zweiten Halbjahr nicht mehr notwendig sein werden. Trotzdem rechnen alle Analysten mit einem Nachfragewachstum für das Gesamtjahr 2004 von mindestens 8,5%.
Das Angebot
Obwohl es an Aluminium-Schmelzereien nicht fehlt, wird eine Reduzierung der Kapazitäten nicht ausbleiben. Länder, die den Zugang zu niedrigen Energiekosten haben, verfügen in der Regel nicht über den Rohstoff Aluminiumoxid, und rohstoffreiche Länder leiden unter den hohen Energiekosten. Dies hat bereits zu einem Abbau der Kapazitäten in China geführt, dem bisher größten Aluminium-Hersteller der Welt.
Und dieser Prozeß wird weitergehen, weil China neben dem Energieengpass eben auch nicht über die Rohstoffmengen verfügt, um die Aufrechterhaltung der bisherigen Megaproduktion zu rechtfertigen. Die Entwicklung des Angebots im ersten Halbjahr 2004 macht dies noch nicht deutlich. Immerhin stieg es weltweit noch um 7,6%, obwohl das Mengenwachstum an Aluminiumoxid mindestens um 1 -1,5% darunter, also bei 6,0-6,5%, lag.
Die Minen und deren Weiterverarbeitung zu Oxid laufen schon seit einiger Zeit mit maximaler Kapazität, und die Vermutung liegt nahe, dass die von ihnen gehaltenen Lager auf einem historisch bedenklich niedrigen Niveau angelangt sind. Analysten rechnen deshalb mit einem deutlichen Rückgang des Angebots im zweiten Halbjahr 2004 und gehen inzwischen nur noch von einem Angebotswachstum für das Gesamtjahr 2004 von weltweit 5,5% aus. Dem stünde selbst bei der vermuteten Abflachung der Nachfrage ein Überhang von mindestens 3% gegenüber.
Die Preisentwicklung
Der Preis für Aluminium ist deutlich weniger gestiegen als der anderer LME-Metalle. Das mag 2004 noch berechtigt gewesen sein. 2005 wird sich jedoch bei den anderen LME-Metallen der Angebot-Nachfrage-Engpass eher entspannen, während bei Aluminium gerade ab 2005 mit einem zunehmenden Angebotsdefizit zu rechen ist, das bis tief ins Jahr 2006 hinein andauern kann.
China wird im übrigen immer weniger mit Exporten den Weltmarkt beeinflussen, zumal die Knappheit dieses Metalls die Chinesische Regierung veranlassen wird, die bisherigen Exportsubventionen auf Aluminium abzubauen. Aluminium bleibt also weiterhin spannend.
© Ralph W. Stemper
www.rohstoff-report.de
Der Preis von Aluminium ist in den letzten Tagen wieder stark gefallen und damit der Bewegung anderer Metalle gefolgt. Aber gerade bei Aluminium ist die fundamentale Situation besonders günstig. Stark gestiegene Energiekosten, die je nach geographischer Lage der Schmelzerei zwischen 15 bis 30% der Kosten der Aluminiumerzeugung ausmachen, sowie Engpässe beim Abbau von Bauxit und des daraus gewonnenen Aluminiumoxids (auch Tonerde genannt) haben bereits zu einem Rückgang der Produktionskapazitäten in den Schmelzereien geführt.
Diese Tendenz wird sich noch verstärken, sollte der Ölpreis weiterhin so hoch bleiben oder gar noch steigen. Vor allem ist aber auch beim Rohstoff Bauxit in den nächsten zwei Jahren keine Entlastung zu erwarten, da mit der Erschließung neuer Abbaufelder erst in 2007 gerechnet wird. Dagegen bleibt die Nachfrage hoch. Diese fundamentale Stärke von Aluminium hat sich allerdings bisher nicht in der Preisentwicklung widergespiegelt, die hinter der Entwicklung anderer Metalle zurückblieb. Umso mehr ist zu erwarten, dass Aluminium die anderen Metalle "outperformt".
Die Nachfrage
Die Nachfrage nach neu geschmolzenen Aluminium ist in den vergangenen drei Jahren kräftig gestiegen, 7,8% in 2002, 8,4% in 2003 und 10,6% im ersten Halbjahr 2004. Das kommt zu Teil daher, dass die Aluminiumnachfrage 2001 besonders niedrig war und ein gewisser Nachholbedarf eingetreten ist. Natürlich war auch das Megawachstum Chinas ein Faktor. Hier gilt allerdings das gleiche wie bei den anderen Metallen und erklärt deshalb nicht das außergewöhnliche Nachfragewachstum der westlichen Länder im ersten Halbjahr 2004. Während im Westen die Nachfrage 2002 nur um 3,5% und 2003 um 6,5% stieg, der Rest also aus dem asiatischen Raum kam, stieg sie im ersten Halbjahr 2004 in Gleichschritt mit der Weltnachfrage um über 10%.
Zu erklären ist dieses starke Wachstum noch am ehesten dadurch, dass China wegen des Mangels an Aluminiumoxid und wegen des Energieengpasses große Mengen von Aluminiumschrott zur Wiederverarbeitung importiert hat, und deshalb die westlichen Länder zur Nachfrage nach Primäraluminium gezwungen waren. Die chinesische Nachfrage nach Schrott sollte auch weiterhin hoch bleiben, da bei der Wiederverarbeitung deutlich niedrigere Energiekosten anfallen.
Ob sich die hohe Nachfrage in den westlichen Ländern auch im zweiten Halbjahr 2004 so fortsetzt, ist zumindest fraglich. Zunächst ist zur Zeit nicht bekannt, wie viel dieser neuen Nachfrage in den Aufbau von Lagerbeständen ging, die im zweiten Halbjahr nicht mehr notwendig sein werden. Trotzdem rechnen alle Analysten mit einem Nachfragewachstum für das Gesamtjahr 2004 von mindestens 8,5%.
Das Angebot
Obwohl es an Aluminium-Schmelzereien nicht fehlt, wird eine Reduzierung der Kapazitäten nicht ausbleiben. Länder, die den Zugang zu niedrigen Energiekosten haben, verfügen in der Regel nicht über den Rohstoff Aluminiumoxid, und rohstoffreiche Länder leiden unter den hohen Energiekosten. Dies hat bereits zu einem Abbau der Kapazitäten in China geführt, dem bisher größten Aluminium-Hersteller der Welt.
Und dieser Prozeß wird weitergehen, weil China neben dem Energieengpass eben auch nicht über die Rohstoffmengen verfügt, um die Aufrechterhaltung der bisherigen Megaproduktion zu rechtfertigen. Die Entwicklung des Angebots im ersten Halbjahr 2004 macht dies noch nicht deutlich. Immerhin stieg es weltweit noch um 7,6%, obwohl das Mengenwachstum an Aluminiumoxid mindestens um 1 -1,5% darunter, also bei 6,0-6,5%, lag.
Die Minen und deren Weiterverarbeitung zu Oxid laufen schon seit einiger Zeit mit maximaler Kapazität, und die Vermutung liegt nahe, dass die von ihnen gehaltenen Lager auf einem historisch bedenklich niedrigen Niveau angelangt sind. Analysten rechnen deshalb mit einem deutlichen Rückgang des Angebots im zweiten Halbjahr 2004 und gehen inzwischen nur noch von einem Angebotswachstum für das Gesamtjahr 2004 von weltweit 5,5% aus. Dem stünde selbst bei der vermuteten Abflachung der Nachfrage ein Überhang von mindestens 3% gegenüber.
Die Preisentwicklung
Der Preis für Aluminium ist deutlich weniger gestiegen als der anderer LME-Metalle. Das mag 2004 noch berechtigt gewesen sein. 2005 wird sich jedoch bei den anderen LME-Metallen der Angebot-Nachfrage-Engpass eher entspannen, während bei Aluminium gerade ab 2005 mit einem zunehmenden Angebotsdefizit zu rechen ist, das bis tief ins Jahr 2006 hinein andauern kann.
China wird im übrigen immer weniger mit Exporten den Weltmarkt beeinflussen, zumal die Knappheit dieses Metalls die Chinesische Regierung veranlassen wird, die bisherigen Exportsubventionen auf Aluminium abzubauen. Aluminium bleibt also weiterhin spannend.
© Ralph W. Stemper
www.rohstoff-report.de