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Das chinesische Freudenfeuer (oder der China-Put)

19.11.2007  |  Roland Leuschel
- Seite 2 -
Erinnerungen

Es scheint so, als würde sich dasselbe Spektakel wie Ende der 60er Jahre wiederholen, das erst Anfang der 80er Jahre zu Ende ging.

Ende der 60er Jahre waren die Notenbanken verzweifelt versucht, den Goldpreis niedrig zu halten, nämlich bei dem im Bretton Woods System vereinbarten Preis von 35,20 Dollar pro Feinunze. Die Notenbanken hatten Befürchtungen, ein höherer Preis könne das Vertrauen der Bevölkerung in die westlichen Währungen im allgemeinen und in den amerikanischen Dollar im besonderen untergraben. Bemerkenswert war dieser Preis von genau 35 Dollar und 20 Cents und nicht etwa 35 Dollar und 25 Cents... Auf der anderen Seite hatten die Anleger in Gold die Gewissheit, der Kurs des Goldes konnte nicht tiefer gehen, denn dann intervenierten die Notenbanken. Die Vertrauensgrenze war also genau gezogen. Täglich wurde der Preis auf dem Londoner Goldmarkt fixiert, und der Umsatz schwankte um die 5 Tonnen pro Tag. Mit dem Jahre 1967 begannen die Umsätze dramatisch zu steigen. Das heißt die private Nachfrage nach Gold stieg an, und die Notenbanken hatten Mühe, dieselbe zu befriedigen, da die Lieferungen aus den südafrikanischen Minen dem Wachstum der Goldnachfrage nicht mehr gewachsen waren. Die Umsätze stiegen auf 10 bis 50 Tonnen pro Tag, und 1968 bestätigte die Federal Reserve in Washington hoch und heilig, sie werde am Preis von 35,20 Dollar festhalten: "down to the last ounce" (bis zur letzten Unze), und die westliche Welt wusste, die Amerikaner haben das meiste Gold in ihren Währungsreserven (8.133 Tonnen), übrigens auch heute noch.

Aber dann ging es erst richtig los. Am 8. März 1968 lag der Umsatz bei 100 Tonnen am Tag und in der darauf folgenden Woche stieg er auf 225 Tonnen. Am 15. März erklärte die Queen Elizabeth den 16. März zum Bank Holiday, und der Londoner Goldmarkt wurde für zwei Wochen geschlossen. Bei seiner Wiedereröffnung erfuhr die Welt, dass es künftig einen so genannten "two-tier" Goldpreis gibt: einen Preis für die Notenbanken (unverändert bei 35,20) und einen Preis für den "freien Markt" für private Investoren, auf dem Angebot und Nachfrage die Höhe des Preises bestimmen. Und der stieg dann auch um 2.400%, auf 850 Dollar im Februar 1980. Der Goldpreis "explodierte", nachdem im August 1971 der damalige US-Präsident Richard Nixon einseitig die Zusage aufhob, den US-Dollar zu einem Preis in Gold zu tauschen. Die Banque de France war also nicht mehr in der Lage, ihre amerikanischen Dollar zu einem festgesetzten, vertraglich vereinbarten Preis gegen Gold zu tauschen, wie es übrigens General de Gaulle auch tatsächlich versuchte. Damit besiegelte Richard Nixon das Ende des Bretton Woods Währungssystems, und es entstand ein neues, Bretton Woods II genannt. Der Anker dieses Systems war der US-Dollar, und dieses System besteht auch heute noch.

Übrigens 1980 wurde Paul Volcker Chef der Fed, und mit seiner rigorosen Geldpolitik beendete er auch die Euphorie, die sich beim Goldpreis entwickelt hatte. Er hob übrigens die Zinsen auf 20% an. So wissen wir also alle, die Notenbank kann, wenn sie es will, den Goldpreis bestimmen.

Wir müssen uns alle die Frage stellen, ob wir heute an der Stelle angelangt sind wie 1980, und wir müssen uns fragen, ob ein neuer Paul Volcker in Sicht ist? Derzeit haben wir die Politik eines Greenspan und Bernanke, die den Goldpreis immerhin auf rund 800 Dollar pro Feinunze "geführt" hat. Vielleicht muss der Goldpreis wirklich auf über 2.000 Dollar pro Unze steigen, bevor ein neuer Paul Volcker kommt oder das Weltwährungssystem kollabiert.

Claus Vogt wird Ihnen auf diese entscheidende Frage eine präzise Antwort geben und dies mit gewichtigen Argumenten. Um es klar und deutlich zu formulieren: Wir beide befürchten, dass es zu einem Kollaps des Währungssystems kommen wird mit allen Konsequenzen für unsere Gesellschaftsstrukturen. Wir haben noch eines gemeinsam: Seitdem wir unser Buch "Das Greenspan Dossier" im Jahre 2003 fertig geschrieben haben, legten wir mindestens 10% unseres "bescheidenen" Vermögens in physisches Gold an. Das schließt natürlich nicht aus, auch ein paar Prozent in Goldminenaktien und ein paar Prozent in Goldzertifkaten anzulegen. Insgesamt empfehle ich 25% des mobilen Vermögens in der Branche Edelmetalle anzulegen.

Noch ein Wort bevor ich an meinen Freund das Staffelholz weitergebe. Nach Berichten des Historikers Herodot waren die Lyder die ersten Menschen, die Gold- und Silbermünzen prägten und einen hochentwickelten Handel betrieben, das war vor 5.000 Jahren. Wie schnell sich die Dinge in der Geschichte verändern können, haben wir alle Ende der 80er Jahre erlebt. Ich habe 1961/62 an der FU in Berlin studiert und mein Examen gemacht. Als Student hatte ich auch gute Kontakte zum "Osten", und ich war felsenfest davon überzeugt, dass das Regime in der DDR fest im Sattel sitzt und wir uns mit der Mauer abfinden müssen. Gottseidank hatte ich mich getäuscht, und so sage ich, der Dollarstandard nicht mehr lange bestehen wird. Er ist seit 1971 lediglich ein Experiment in der Geschichte der Währungssysteme, in dem das Vertrauen der Völker auf einem Stück bedrucktem Papier beruht, das der Geldschöpfung keine Grenzen setzt. Vor über 100 Jahren bemerkte dazu ein großer Denker und Ökonom der so genannten Österreichischen Schule, Ludwig von Mieses: "Wenn die Kreditausweitung nicht rechtzeitig beendet wird, dann geht der Aufschwung in eine Katastrophen-Hausse über; die Flucht in reale Werte beginnt, und das gesamte Währungssystem geht unter."

Thomas Mann hat in einem seiner zahlreichen Briefe an den Publizisten Wilhelm Kiefer am 26.10.1933, also genau vor 74 Jahren geschrieben: "Das Heilmittel, das dem ganzen Spuk von heute ein katastrophales Ende bereiten und eine neue Welt aus sich erstehen lassen würde, kann man aus individueller Menschlichkeit nicht wünschen und doch wünscht man es heimlich trotz der Sicherheit, mit darin unterzugehen." Mit 25% Ihres Vermögens in Edelmetall-Anlagen werden Sie meine Damen und Herren nicht untergehen sondern werden mit Schwung in eine neue Ära gehen können.

Meine Damen und Herren, die nächste Etappe des Goldpreises wird 850 Dollar die Feinunze sein und in 2 bis 3 Jahren sind 2.000 Dollar durchaus möglich. Sollte der Goldpreis anschließend noch weiter nach oben steigen, dann könnten wir uns alle nicht darüber freuen ...


© Roland Leuschel



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