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Der Anfang vom Ende - des Wachstums, wie wir es kennen

21.06.2023  |  Jim Puplava
- Seite 3 -
Das russische Energieministerium gab bekannt, dass die russische Ölproduktion "höchstwahrscheinlich" nie wieder das Produktionsniveau des Jahres 2019 erreichen wird. - April 2021, Der Crashkurs von Chris Martenson, S.145

Nach mehr als 25 Jahren in einer palastartigen Chefetage, die als "God Pod" bekannt ist, zieht die Führungsspitze von Exxon Mobil in weniger himmlische Gemächer um. - WSJ, 5/14/23

So haben in den letzten Jahren die drei größten Ölproduzenten, die so genannten "Big Three" - die USA, Russland und Saudi-Arabien - allesamt erklärt, dass sie demnächst ihre Kapazitäten für eine höhere Ölproduktion einschränken müssen. Trotz dieser Ankündigungen gehen sowohl die Internationale Energieagentur (IEA) als auch die Energy Information Administration (EIA) weiterhin davon aus, dass das Wachstum der Ölproduktion ausreichen wird, um die künftige Nachfrage zu decken.

Ich erinnere mich an einen bestimmten Tag, an dem ich mehrere Artikel las, die mir als Zeichen dafür erschienen, dass wir uns dem Peak Oil nähern. In einem Artikel wurden die Bemühungen von Amazon hervorgehoben, sein Logistiknetz zu überarbeiten, um die Lieferzeiten zu verkürzen und die Lieferkosten zu senken, vor allem im Zusammenhang mit dem Kraftstoff.

Ein anderer befasste sich mit der Entscheidung von ExxonMobil, seinen extravaganten "God Pod" aufzugeben, einen Campus für Führungskräfte, der mit Elementen wie Anigre-Holzvertäfelungen und Treppen aus Afrika, einem Lobby-Boden aus französischem Kalkstein und Granitsäulen aus Madagaskar die globale Reichweite von Exxon demonstrieren sollte. Diese Umzüge sind Teil der umfassenden Bemühungen, Kosten in Milliardenhöhe einzusparen. Die ehemaligen, üppig ausgestatteten Büros, die sich über 20.000 Quadratmeter erstreckten, werden durch einen Hauptsitz ersetzt, der sowohl von der Größe als auch von der Ausstattung her viel bescheidener ist.

Auch wenn viele der oben genannten Schlagzeilen als anekdotisch betrachtet werden könnten, vermitteln sie denjenigen, die bereit sind zuzuhören, eine überzeugende Botschaft. Die drei größten Ölproduzenten haben erklärt, dass die Ölförderung an ihre Grenzen gestoßen ist. Die weltweit größte nichtstaatliche Ölgesellschaft verkleinert ihren Hauptsitz, und Amazon rationalisiert seine Auslieferungszentren, um die Kosten, vor allem für Kraftstoff, zu senken und die Lieferzeiten zu verkürzen. Darüber hinaus hat der CEO eines großen Schieferölproduzenten erklärt, dass wir in eine Welt zurückkehren, die den 1970er Jahren ähnelt.

Es gibt Gründe, warum Regierungsorganisationen davon absehen, über "Peak Oil" zu diskutieren oder einen Rückgang der Produktion fossiler Brennstoffe vorherzusagen; vor allem könnten solche Diskussionen zweifellos eine weit verbreitete Panik auslösen. Man denke nur an die Verknappung und das Horten von Toilettenpapier während der Pandemie als Beispiel dafür, wie solche Nachrichten eine öffentliche Reaktion auslösen könnten.

Warum sind die Ölpreise dann im letzten Jahr relativ niedrig geblieben, obwohl sie nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine ihren Höchststand erreicht hatten? Das liegt zum Teil an der Politik verschiedener Regierungen, die dazu geführt haben, dass Hunderte von Millionen Barrel aus ihren strategischen Ölreserven freigegeben wurden. Dies wird im nachstehenden Chart deutlich, der den massiven Rückgang der strategischen Erdölreserven der USA zeigt.

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Quelle: Bloomberg, Financial Sense Wealth Management


In jüngster Zeit haben die Ölhändler in erheblichem Maße darauf gesetzt, dass eine bevorstehende Rezession in den USA und weltweit die Ölnachfrage dämpfen würde. Infolgedessen haben die Händler ihre Rohölbestände um 238 Millionen Barrel verringert. Diese Ölhändler glauben nicht an das Narrativ eines Öldefizits, sondern konzentrieren sich ausschließlich auf die Wirtschaftsindices und übersehen dabei, dass die chinesische Nachfrage im April dieses Jahres ein Rekordhoch erreicht hat.

Die Händler stützen sich auf historische Muster, die während Rezessionen zu beobachten sind, in denen die Nachfrage in der Regel geringfügig zurückgeht. Sie übersehen die Maßnahmen der OPEC+, die das Angebot begrenzen und den Markt wieder ins Gleichgewicht bringen sollen. Sie vernachlässigen auch die sinkende Produktivität in der Permian-Region und die Aussagen von Schieferöl-CEOs über die abnehmende Schieferölproduktion. Führungskräfte von ConocoPhillips und Pioneer Resources sagen für die zweite Jahreshälfte höhere Ölpreise voraus und verweisen dabei auf die sinkende Produktivität der Bohrungen und die steigenden Kosten.

Darüber hinaus akzeptieren diese Händler die Anhebung des erwarteten Wachstums der US-Rohölproduktion durch die Energy Information Administration (EIA), die für dieses Jahr einen Anstieg von 720.000 Barrel am Tag prognostiziert. Die Führungskräfte der Schieferindustrie teilen diesen Optimismus jedoch nicht. Anfang März erklärten sie, dass die OPEC wieder zur einflussreichsten Kraft bei der weltweiten Ölversorgung geworden ist und die Führung der Ölmärkte im Wesentlichen wieder in die Hände der OPEC gelegt hat.

In den letzten zehn Jahren, als wir mit dem Übergang zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft begonnen haben, wurde behauptet, dass die Elektrifizierung unseres Fuhrparks unsere Abhängigkeit vom Öl verringern und uns dem "Peak Demand" näher bringen würde. Im Gegensatz dazu ist die Ölnachfrage mit Ausnahme der Rezessionsjahre 1974, 1981, 2008 und des Lockdown-Jahres 2020 seit 1972 jedes Jahr kontinuierlich gestiegen.

Der Ölverbrauch ist in jedem Jahrzehnt um fast 10 Mio. Barrel am Tag gestiegen: von 50-60 Mio. Barrel am Tag in den 70er Jahren, auf 60-65 Mio. Barrel am Tag in den 80er Jahren, 70-80 Mio. Barrel am Tag in den 90er und 2000er Jahren, bis zum heutigen Bedarf von 101,9 Mio. Barrel am Tag. Wirtschaftswachstum erfordert einen Anstieg des Energiebedarfs, und da Erdöl nach wie vor der wichtigste Energieträger ist, insbesondere für den Transport, erfordert Wirtschaftswachstum unweigerlich einen Anstieg des Verbrauchs fossiler Brennstoffe. Heute entfallen über 83% des weltweiten Energieverbrauchs auf Erdöl.

Die Händler übersehen einen weiteren entscheidenden Faktor: die Erschöpfung. Ölquellen erschöpfen sich nicht aufgrund wirtschaftlicher Aktivitäten. Die Erschöpfung wird von der Geologie bestimmt, nicht von der Wirtschaft, und sie ist in Schieferbecken besonders unerbittlich. Die Produktion von Ölquellen folgt einer glockenförmigen Kurve, die bei der ersten Bohrung und Inbetriebnahme einer Ölquelle ansteigt, bis etwa die Hälfte der Reserven gefördert ist. Dieser Rückgang erfolgt bei Schieferöl schneller als bei konventionellen Ölquellen. Da es sich bei Öl um eine geologische Ressource handelt, nimmt die Förderung mit der Zeit ab, wenn mehr Öl oder Mineralien gebohrt oder abgebaut werden.

Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte werden wir bald herausfinden, wer Recht hat: die Händler oder die Vorstandsvorsitzenden der Ölgesellschaften. Sollten sich die Befürchtungen der Händler hinsichtlich einer Rezession bewahrheiten, könnten die Ölpreise nachgeben und fallen. Sollten die Vorhersagen der Ölmanager und Analysten hingegen zutreffen, könnten die Preise drastisch ansteigen. Nur die Zeit wird die Wahrheit ans Licht bringen, aber wir werden nicht mehr lange warten müssen, um sie zu erfahren. Ich persönlich setze mein Geld auf die Ölmänner, die tatsächlich an der Produktion beteiligt sind.

Lesen Sie weiter: Teil 2, Teil 3 ...


© Jim Puplava



Dieser Artikel wurde am 14.06.2023 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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