Das merkwürdige Verhalten von GOLD in Finanzkrisen
22.11.2007 | Dimitri Speck
Als die Krise um die amerikanischen Immobilienkredite begann, wunderten sich nicht wenige Marktteilnehmer über das merkwürdige Verhalten von Gold: Sein Preis stieg nicht, er fiel. Zwar hat sich das dann etwas geändert, Gold stieg im weiteren Verlauf der CDO/MBS/ABS-Turbulenzen. Dennoch ist auffällig, daß Gold in den letzten Jahren von Krisen nicht mehr profitierte, sondern ganz im Gegenteil zusammen mit den Aktien fiel.
Hat Gold als Krisenmetall ausgedient? Ist Gold nur noch eine Ware neben anderen? Was könnte der Grund für den schwachen Kursverlauf in Krisensituationen sein? Zur Beantwortung dieser Fragen untersuchen wir einige vergangene Finanzmarktkrisen und problematische Finanzmarktphasen. Gute Indikation für solche Problemperioden sind markante Kursrückgänge an den Aktienmärkten. Um sie zu identifizieren kommen automatische und manuelle Verfahren in Betracht. Zwar gibt es mathematische Ansätze zur Bestimmung von problematischen Märkten, etwa ein bestimmter prozentualer Rückgang innerhalb einer bestimmten Zeit oder auch eine bestimmte Änderung der Volatilität. Sie haben sich jedoch für unsere Zwecke als problematisch erwiesen. Deswegen wurden die betreffenden markanten Rückgänge manuell selektiert. Entscheidend für die Auswahl war, daß die Rückgänge schnell erfolgten und in Relation zum vorherigen Verlauf ein bedeutendes Ausmaß erreichten. Einzig solche Rückgänge sind typischerweise mit Verunsicherung der Anleger verbunden und mit dem Eindruck von Krise. Chart 1 zeigt den Verlauf des Dow Jones ab 5. August 1993. Darin markiert sind die zwölf Tiefstkurse der problematischen Marktphasen, auf die die Wahl fiel.
Chart 1
Wieso beginnt der Betrachtungszeitraum am 5. August 1993? Dieser Tag ist ein wichtiger Stichtag für die jüngere Geschichte des Goldes. An diesem Tag begannen nämlich systematische Interventionen gegen den Anstieg des Goldpreises. Die Zentralbanken haben ein Vielfaches der Jahresproduktion an Gold in ihren Tresoren. Teile davon werden zu marginalen, einer Subvention gleichkommenden, Zinssätzen verliehen und gelangen so in den Kassamarkt. Das zusätzliche Angebot drückt den Goldpreis. Ein niedriger Goldpreis ist erwünscht, da er einen festen Dollar, geringere Kapitalmarktzinsen und ein größeres Vertrauen in die Finanzmärkte bewirkt. Dieses Thema ist mittlerweile hinlänglich erforscht*.
Doch zuerst zu den zwölf markanten Rückgängen im Aktienmarkt. Chart 2 analysiert sie im Detail. Er zeigt die typische Korrektur an den Aktienmärkten. Dazu wird der Tiefstkurs am Ende des jeweiligen Einbruchs genommen und als zeitlicher Anker verwendet. Dann wird der durchschnittliche Verlauf aller zwölf Kurseinbruchsphasen drei Monate vor und nach dem Tief ermittelt. Chart 2 zeigt somit den durchschnittlichen Verlauf des Dow Jones in den betreffenden zwölf Einbrüchen über insgesamt sechs Monate. Man sieht, daß der durchschnittliche Rückgang gut 10% betrug. Er begann über einen Monat vor dem Tief. Seinen Höchstkurs hatte er gut anderthalb Monate zuvor. Man erkennt, daß der Einbruch sich etwa zwei Wochen vor dem Tief deutlich beschleunigte. Chart 2 bestätigt zudem, was an den Märkten seit langem bekannt ist, aber nur selten näher untersucht wurde: Typischerweise gehen Einbrüche schneller vonstatten als die anschließenden Erholungen. Sie benötigen länger. Hintergrund ist wohl das bei Einbrüchen einsetzende Gefühl von Panik.
Hat Gold als Krisenmetall ausgedient? Ist Gold nur noch eine Ware neben anderen? Was könnte der Grund für den schwachen Kursverlauf in Krisensituationen sein? Zur Beantwortung dieser Fragen untersuchen wir einige vergangene Finanzmarktkrisen und problematische Finanzmarktphasen. Gute Indikation für solche Problemperioden sind markante Kursrückgänge an den Aktienmärkten. Um sie zu identifizieren kommen automatische und manuelle Verfahren in Betracht. Zwar gibt es mathematische Ansätze zur Bestimmung von problematischen Märkten, etwa ein bestimmter prozentualer Rückgang innerhalb einer bestimmten Zeit oder auch eine bestimmte Änderung der Volatilität. Sie haben sich jedoch für unsere Zwecke als problematisch erwiesen. Deswegen wurden die betreffenden markanten Rückgänge manuell selektiert. Entscheidend für die Auswahl war, daß die Rückgänge schnell erfolgten und in Relation zum vorherigen Verlauf ein bedeutendes Ausmaß erreichten. Einzig solche Rückgänge sind typischerweise mit Verunsicherung der Anleger verbunden und mit dem Eindruck von Krise. Chart 1 zeigt den Verlauf des Dow Jones ab 5. August 1993. Darin markiert sind die zwölf Tiefstkurse der problematischen Marktphasen, auf die die Wahl fiel.
Chart 1
Wieso beginnt der Betrachtungszeitraum am 5. August 1993? Dieser Tag ist ein wichtiger Stichtag für die jüngere Geschichte des Goldes. An diesem Tag begannen nämlich systematische Interventionen gegen den Anstieg des Goldpreises. Die Zentralbanken haben ein Vielfaches der Jahresproduktion an Gold in ihren Tresoren. Teile davon werden zu marginalen, einer Subvention gleichkommenden, Zinssätzen verliehen und gelangen so in den Kassamarkt. Das zusätzliche Angebot drückt den Goldpreis. Ein niedriger Goldpreis ist erwünscht, da er einen festen Dollar, geringere Kapitalmarktzinsen und ein größeres Vertrauen in die Finanzmärkte bewirkt. Dieses Thema ist mittlerweile hinlänglich erforscht*.
Doch zuerst zu den zwölf markanten Rückgängen im Aktienmarkt. Chart 2 analysiert sie im Detail. Er zeigt die typische Korrektur an den Aktienmärkten. Dazu wird der Tiefstkurs am Ende des jeweiligen Einbruchs genommen und als zeitlicher Anker verwendet. Dann wird der durchschnittliche Verlauf aller zwölf Kurseinbruchsphasen drei Monate vor und nach dem Tief ermittelt. Chart 2 zeigt somit den durchschnittlichen Verlauf des Dow Jones in den betreffenden zwölf Einbrüchen über insgesamt sechs Monate. Man sieht, daß der durchschnittliche Rückgang gut 10% betrug. Er begann über einen Monat vor dem Tief. Seinen Höchstkurs hatte er gut anderthalb Monate zuvor. Man erkennt, daß der Einbruch sich etwa zwei Wochen vor dem Tief deutlich beschleunigte. Chart 2 bestätigt zudem, was an den Märkten seit langem bekannt ist, aber nur selten näher untersucht wurde: Typischerweise gehen Einbrüche schneller vonstatten als die anschließenden Erholungen. Sie benötigen länger. Hintergrund ist wohl das bei Einbrüchen einsetzende Gefühl von Panik.