Wie USA und EU die Emissionen von Fluggesellschaften auf unterschiedliche Weise angehen
26.08.2023 | Frank Holmes
Der Flugverkehr erlebt einen Aufschwung: Die International Air Transport Association (IATA) rechnet allein in diesem Jahr mit 4,35 Milliarden beförderten Passagieren weltweit. Dieser Aufschwung birgt jedoch eine ironische Wendung. Mit dem Anstieg der Flugreisen steigt auch die Dringlichkeit, die Emissionen zu reduzieren - nicht nur bei den Fluggesellschaften, sondern auch auf den Flughäfen. Zwei Weltmächte, die USA und die Europäische Union (EU), stellen sich dieser Herausforderung, aber ihre Kompasse zeigen in sehr unterschiedliche Richtungen. Während die USA in neue Flughafeninfrastrukturen und die Modernisierung von Anlagen investieren, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, setzt die EU bei der Bekämpfung der Emissionen auf eine Beschränkung der Zahl der Flüge.
Die Vereinigten Staaten: Neukonzeption der Infrastruktur
Die USA stehen vor einer beängstigenden Prognose: Laut Airports Council International (ACI) wird das Passagieraufkommen bis 2040 im Vergleich zu 2019 um 158% steigen. Dieser massive Zustrom erfordert eine fortschrittliche Infrastruktur, um die Passagiere unterzubringen, einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, den Wettbewerb zu fördern und den Kunden ein erstklassiges Erlebnis zu bieten. Dies sind keine Kleinigkeiten, sondern Notwendigkeiten, insbesondere wenn man bedenkt, dass Flughäfen vor der Pandemie einen beeindruckenden Beitrag von 7,2% zum BIP der USA geleistet haben.
Doch neben der Bewältigung dieses Anstiegs gibt es noch eine weitere kolossale Herausforderung - die Verpflichtung zur Reduzierung von CO2 und anderen Treibhausgasen. Die Federal Aviation Administration (FAA) hat kürzlich über 90 Millionen Dollar bereitgestellt, um 21 US-Flughäfen dabei zu helfen, bis 2050 emissionsfrei zu werden. Dies ist ein lobenswerter Schritt, der mit dem Aviation Climate Action Plan von 2021 übereinstimmt, aber es bleibt ein klaffender finanzieller Abgrund.
Dennoch erhalten viele US-Flughäfen dank des 2021 unterzeichneten Bipartisan Infrastructure Law zweistellige Millionenbeträge für die Modernisierung der Terminalgebäude und die Verbesserung der Energieeffizienz. Zu den größten Empfängern von Bundesgeldern gehört der Dallas-Fort Worth International Airport (DFW), der 25 Millionen Dollar erhält, um ein veraltetes HLK-System zu ersetzen, dimmbares, intelligentes Glas in den Terminalfenstern zu installieren und die Stickoxidemissionen (NOx) zu reduzieren. Weitere 10 Millionen Dollar sind für die neue Anlage für erneuerbare Energien des DFW vorgesehen, die bis 2030 zu 100% kohlenstofffreien Strom liefern soll.
In diesen Zuschüssen sind die Milliarden, die die Flughäfen bereits in sich selbst investieren, nicht enthalten. Das bei weitem bemerkenswerteste Beispiel ist Los Angeles International (LAX), der fünftgrößte Flughafen der USA und der sechstgrößte der Welt, der im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele 2028, die in LA stattfinden sollen, unglaubliche 30 Milliarden Dollar ausgibt. Man geht davon aus, dass es sich um das größte öffentliche Bauprogramm in der Geschichte der Stadt handelt. Hier in San Antonio, dem Sitz von U.S. Global Investors, wird der internationale Flughafen (SAT) für 2,5 Milliarden Dollar erweitert und verbessert. Der Flughafen erhält nicht nur ein drittes Terminal, sondern plant auch eine neue Bodenverladeanlage, die die Kapazität des Flughafens erhöhen wird. Im vergangenen Monat verzeichnete SAT über 1 Million Fluggäste, was einen neuen Rekord für den Juli darstellt.
Die europäische Strategie: Einschränkung und Umlenkung
In Europa hingegen wird ein anderes Bild gezeichnet. Während die USA auf den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur setzen, drängt die EU ihre Bürger zu alternativen Verkehrsträgern. Frankreich sticht in dieser Hinsicht hervor. Im Mai verbot das Land Inlandsflüge auf Kurzstrecken zwischen Städten, in denen es Zugalternativen gibt. Einige Kritiker sind jedoch der Meinung, dass dies nicht weit genug geht, und fordern strengere Maßnahmen wie die Abschaffung von Steuervorteilen für Flüge oder eine progressive Besteuerung von Vielfliegern.
Das Gleiche geschieht derzeit in den Niederlanden. Letzten Monat hat die niederländische Regierung vor Gericht durchgesetzt, dass die Zahl der Flüge am Amsterdamer Flughafen Schiphol, dem wichtigsten internationalen Flughafen des Landes und drittgrößten Flughafen Europas, der im Jahr 2022 52,5 Millionen Passagiere abfertigte, begrenzt wird. Die Entscheidung hat zur Folge, dass die Zahl der Flugbewegungen - d. h. die Zahl der Ankünfte und Abflüge auf dem Flughafen - von derzeit 500.000 auf 460.000 im Jahr und dann weiter auf 440.000 reduziert wird.
Wie nicht anders zu erwarten, ist die Entscheidung auf Widerstand gestoßen. Große Fluggesellschaften, darunter KLM Royal Dutch Airlines, die größte Fluggesellschaft in Schiphol, Delta Air Lines und easyJet, haben ihre Enttäuschung zum Ausdruck gebracht und setzen sich für ähnliche Nachhaltigkeitsmaßnahmen ein wie in den USA.
Ein unausweichlicher Scheideweg
Beide Kontinente streben nach demselben Ziel - einer nachhaltigen Zukunft für den Luftverkehr. Der Unterschied besteht darin, dass die USA auf Infrastrukturverbesserungen und Modernisierungsmaßnahmen setzen, während Europa die Gewohnheiten der Reisenden durch Vorschriften und Beschränkungen beeinflussen will. Wird sich der Ausbau der Infrastruktur in den USA, bei dem die Umweltverpflichtungen im Vordergrund stehen, angesichts der steigenden Nachfrage als nachhaltig erweisen? Können umgekehrt die europäischen Beschränkungen die Emissionen wirksam reduzieren, ohne das Wirtschaftswachstum und die Konnektivität zu beeinträchtigen? Die Antworten sind vielleicht nicht sofort absehbar, aber als Anleger müssen wir engagiert und informiert bleiben.
Wir mögen nach wie vor Aktien von börsennotierten Flughafenbetreibern, wobei unsere Favoriten die Grupo Aeroportuario del Sureste und die spanische Aena SME sind, vor allem weil sie starke Burggräben bzw. Eintrittsbarrieren für neue Wettbewerber aufweisen. Wie Sie oben sehen, liegen die Aktien von globalen Fluggesellschaften, gemessen am NYSE Arca Global Airlines Index, und von Flughäfen, gemessen am 10 Mitglieder umfassenden Dow Jones Brookfield Airports Infrastructure Index, in diesem Jahr bisher leicht vor dem Markt. Hoch die Räder!
© Frank Holmes
U. S. Global Investors
Der Artikel wurde am 21. August 2023 auf www.usfunds.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Die Vereinigten Staaten: Neukonzeption der Infrastruktur
Die USA stehen vor einer beängstigenden Prognose: Laut Airports Council International (ACI) wird das Passagieraufkommen bis 2040 im Vergleich zu 2019 um 158% steigen. Dieser massive Zustrom erfordert eine fortschrittliche Infrastruktur, um die Passagiere unterzubringen, einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, den Wettbewerb zu fördern und den Kunden ein erstklassiges Erlebnis zu bieten. Dies sind keine Kleinigkeiten, sondern Notwendigkeiten, insbesondere wenn man bedenkt, dass Flughäfen vor der Pandemie einen beeindruckenden Beitrag von 7,2% zum BIP der USA geleistet haben.
Doch neben der Bewältigung dieses Anstiegs gibt es noch eine weitere kolossale Herausforderung - die Verpflichtung zur Reduzierung von CO2 und anderen Treibhausgasen. Die Federal Aviation Administration (FAA) hat kürzlich über 90 Millionen Dollar bereitgestellt, um 21 US-Flughäfen dabei zu helfen, bis 2050 emissionsfrei zu werden. Dies ist ein lobenswerter Schritt, der mit dem Aviation Climate Action Plan von 2021 übereinstimmt, aber es bleibt ein klaffender finanzieller Abgrund.
Dennoch erhalten viele US-Flughäfen dank des 2021 unterzeichneten Bipartisan Infrastructure Law zweistellige Millionenbeträge für die Modernisierung der Terminalgebäude und die Verbesserung der Energieeffizienz. Zu den größten Empfängern von Bundesgeldern gehört der Dallas-Fort Worth International Airport (DFW), der 25 Millionen Dollar erhält, um ein veraltetes HLK-System zu ersetzen, dimmbares, intelligentes Glas in den Terminalfenstern zu installieren und die Stickoxidemissionen (NOx) zu reduzieren. Weitere 10 Millionen Dollar sind für die neue Anlage für erneuerbare Energien des DFW vorgesehen, die bis 2030 zu 100% kohlenstofffreien Strom liefern soll.
In diesen Zuschüssen sind die Milliarden, die die Flughäfen bereits in sich selbst investieren, nicht enthalten. Das bei weitem bemerkenswerteste Beispiel ist Los Angeles International (LAX), der fünftgrößte Flughafen der USA und der sechstgrößte der Welt, der im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele 2028, die in LA stattfinden sollen, unglaubliche 30 Milliarden Dollar ausgibt. Man geht davon aus, dass es sich um das größte öffentliche Bauprogramm in der Geschichte der Stadt handelt. Hier in San Antonio, dem Sitz von U.S. Global Investors, wird der internationale Flughafen (SAT) für 2,5 Milliarden Dollar erweitert und verbessert. Der Flughafen erhält nicht nur ein drittes Terminal, sondern plant auch eine neue Bodenverladeanlage, die die Kapazität des Flughafens erhöhen wird. Im vergangenen Monat verzeichnete SAT über 1 Million Fluggäste, was einen neuen Rekord für den Juli darstellt.
Die europäische Strategie: Einschränkung und Umlenkung
In Europa hingegen wird ein anderes Bild gezeichnet. Während die USA auf den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur setzen, drängt die EU ihre Bürger zu alternativen Verkehrsträgern. Frankreich sticht in dieser Hinsicht hervor. Im Mai verbot das Land Inlandsflüge auf Kurzstrecken zwischen Städten, in denen es Zugalternativen gibt. Einige Kritiker sind jedoch der Meinung, dass dies nicht weit genug geht, und fordern strengere Maßnahmen wie die Abschaffung von Steuervorteilen für Flüge oder eine progressive Besteuerung von Vielfliegern.
Das Gleiche geschieht derzeit in den Niederlanden. Letzten Monat hat die niederländische Regierung vor Gericht durchgesetzt, dass die Zahl der Flüge am Amsterdamer Flughafen Schiphol, dem wichtigsten internationalen Flughafen des Landes und drittgrößten Flughafen Europas, der im Jahr 2022 52,5 Millionen Passagiere abfertigte, begrenzt wird. Die Entscheidung hat zur Folge, dass die Zahl der Flugbewegungen - d. h. die Zahl der Ankünfte und Abflüge auf dem Flughafen - von derzeit 500.000 auf 460.000 im Jahr und dann weiter auf 440.000 reduziert wird.
Wie nicht anders zu erwarten, ist die Entscheidung auf Widerstand gestoßen. Große Fluggesellschaften, darunter KLM Royal Dutch Airlines, die größte Fluggesellschaft in Schiphol, Delta Air Lines und easyJet, haben ihre Enttäuschung zum Ausdruck gebracht und setzen sich für ähnliche Nachhaltigkeitsmaßnahmen ein wie in den USA.
Ein unausweichlicher Scheideweg
Beide Kontinente streben nach demselben Ziel - einer nachhaltigen Zukunft für den Luftverkehr. Der Unterschied besteht darin, dass die USA auf Infrastrukturverbesserungen und Modernisierungsmaßnahmen setzen, während Europa die Gewohnheiten der Reisenden durch Vorschriften und Beschränkungen beeinflussen will. Wird sich der Ausbau der Infrastruktur in den USA, bei dem die Umweltverpflichtungen im Vordergrund stehen, angesichts der steigenden Nachfrage als nachhaltig erweisen? Können umgekehrt die europäischen Beschränkungen die Emissionen wirksam reduzieren, ohne das Wirtschaftswachstum und die Konnektivität zu beeinträchtigen? Die Antworten sind vielleicht nicht sofort absehbar, aber als Anleger müssen wir engagiert und informiert bleiben.
Wir mögen nach wie vor Aktien von börsennotierten Flughafenbetreibern, wobei unsere Favoriten die Grupo Aeroportuario del Sureste und die spanische Aena SME sind, vor allem weil sie starke Burggräben bzw. Eintrittsbarrieren für neue Wettbewerber aufweisen. Wie Sie oben sehen, liegen die Aktien von globalen Fluggesellschaften, gemessen am NYSE Arca Global Airlines Index, und von Flughäfen, gemessen am 10 Mitglieder umfassenden Dow Jones Brookfield Airports Infrastructure Index, in diesem Jahr bisher leicht vor dem Markt. Hoch die Räder!
© Frank Holmes
U. S. Global Investors
Der Artikel wurde am 21. August 2023 auf www.usfunds.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.