Der Palladium Preisabsturz
29.12.2023 | David Morgan
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Der zweite Grund für den Rückgang der Palladiumnachfrage ist, daß die verbleibende Nachfrage nach Katalysatoren von Platin und nicht von Palladium gedeckt wird. Dieser Trend wird nicht nur von Jeffrey Christian, geschäftsführender Gesellschafter von CPM, beobachtet, der eine Verlagerung weg von Palladium hin zu Platin" sieht, sondern zeigt sich auch auf dem Markt, wie in dem TMR-Artikel vom September 2023 über Platin ausführlich beschrieben wird.
Was die Gründe für diese Verschiebung betrifft, so ist die Zurückhaltung des Westens im Handel mit Rußland die wichtigste Erklärung. Achtunddreißig Prozent des Palladiums kommen aus Südafrika, während 73% der Platinlieferungen aus Südafrika stammen. Südafrika ist zwar nicht gerade der beste Freund des Westens - es ist ein BRICS-Mitglied, das sich kürzlich für Palästina ausgesprochen hat -, aber es ist immer noch der bevorzugte PGM-Lieferant im Vergleich zu Putins kriegstreiberischem Rußland.
Obwohl die Leser durchaus mit Palladium spekulieren möchten, sind die Anreize für die Verbraucher begrenzt, den neuen attraktiven Preis zu nutzen, da die westlichen Sanktionen den Zugang zu Rußlands Hauptanteil am Palladiumangebot blockieren, so daß das südafrikanische Platinangebot die nächstbeste Alternative darstellt, sozusagen das kleinere Übel.
Diese Dynamik spiegelt sich nun allmählich in den Zahlen für das Palladiumangebot wider. Norilsk geht nun davon aus, daß sich der weltweite Palladiummarkt von einem Defizit von 200.000 Unzen im Jahr 2023 auf einen Überschuß von 300.000 Unzen im Jahr 2024 entwickeln wird. Unterdessen erwartet der World Platinum Investment Council für 2023 ein Rekorddefizit von 1.071.000 oz, da die Platinnachfrage im Jahresvergleich um 26% steigt und das Angebot um 3% sinkt.
Folglich bleiben die Investitionsaussichten für Platin auf lange Sicht positiv. Dank der geopolitischen Lage, die zu einer erzwungenen Substitution von Palladium durch Platin führt, ist es wahrscheinlich, daß Platin die frühere Palladiumnachfrage auffangen wird - eine Theorie, die durch die oben erwähnten Prognosen des World Platinum Investment Council gestützt wird, die für 2023 einen Anstieg der Platinautomobilnachfrage um 14% prognostizieren.
Im Gegensatz zu Palladium wird das Angebot von Platin durch diese neu gestärkte Nachfrage ausgeschöpft werden. Mehr noch, es könnte Platin vor den potentiell schädlichen Auswirkungen des wahrscheinlich durch Elektrofahrzeuge bedingten Rückgangs der Nachfrage nach Katalysatoren bewahren, zumindest solange, bis andere Platinanwendungen, wie die Wasserstoffwirtschaft, bereit sind, den Staffelstab zu übernehmen.
Letzten Endes sind wir für Palladium im Moment negativ eingestellt. Die Leser mögen auf eigenes Risiko an einer von Trader-Spekulationen angeheizten Blase teilhaben wollen. Solange es jedoch kein sofortiges Ende des Krieges zwischen der Ukraine und Rußland gibt, keine bedeutenden Palladiumfunde in einem relativ neutralen Land gemacht werden oder ein plötzlicher Anwendungsfall entsteht, den nur Palladium erfüllen kann, werden wir wahrscheinlich unsere bärische Haltung gegenüber Palladium und unsere bullische Haltung gegenüber Platin beibehalten.
© David Morgan
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Der Artikel erschien in der Dezemberausgabe des Morgan Reports. Dieser Brief "Der Morgan Report" kann in deutscher Sprache unter www.morgan-report.de abonniert werden. Informationen zum Super Weihnachts-Angebot mit Gratis-Ausgabe gibt es hier.