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Chinesische Goldnachfrage und US-Arbeitsmarkt lösen Preissturz bei Gold aus

12.06.2024  |  Markus Blaschzok
Zum Ende der letzten Handelswoche sank der Goldpreis um fast 100 $ von seinem Höchststand, nachdem verschiedene Faktoren, besonders die sehr guten Arbeitsmarktdaten, ihn erheblich unter Druck setzten. Dabei fiel der Goldpreis unter die wichtige Unterstützung bei 2.330 $ und durchbrauch auch seinen Aufwärtstrend.

Die Initialzündung für die Korrektur kam womöglich von den Zahlen der chinesischen Zentralbank, die im Mai erstmals kein Gold mehr zugekauft hatte. In den vorangegangenen Monaten waren die offiziellen staatlichen Goldkäufe bereits rückläufig. Spekulanten hatten daraufhin womöglich ihre Long-Positionen am Terminmarkt geschlossen und damit eine erste Korrektur eingeleitet.

Die chinesische Goldnachfrage war in diesem Jahr einer der primären Treiber für den Goldpreis gewesen. Noch im März waren die chinesischen Goldimporte stark, was dazu führte, dass die Importe im ersten Quartal auf den höchsten Stand seit 2015 anstiegen. China importierte im März 85 Tonnen Gold, was einem Anstieg von 8% im Vergleich zum Vormonat und einem Rückgang von 34% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Der März trieb die Gesamtmenge des ersten Quartals auf 324 Tonnen, was einem Anstieg von 17% im Jahresvergleich entspricht und das stärkste Quartal für Importe seit 2015 darstellt. Der Anstieg der Importe im ersten Quartal war hauptsächlich das Ergebnis einer stärkeren lokalen Nachfrage im Laufe des Quartals. Das Abflauen dieser Nachfrage und das Ende vorgezogener Käufe in der westlichen Welt könnten nun eine Lücke in der Nachfrage hinterlassen und den Markt kurzzeitig in ein Überangebot treiben. Da der Terminmarkt so stark überkauft ist wie seit Jahren nicht mehr, birgt diese Kombination kurzzeitige Risiken für den Goldpreis, die mit der kurzen Korrektur noch nicht ausgestanden sein könnten.

Am Freitagnachmittag zerstörten neue, sehr starke Arbeitsmarktdaten die Hoffnungen auf Zinssenkungen in den USA, ließen den US-Dollar stark ansteigen und führten zu weiteren Einbrüchen bei Gold- und Silberpreisen. Der Goldpreis hat mittlerweile die Unterstützung bei 2.280 $ erreicht. Sollte diese Unterstützung in den kommenden Wochen brechen, so gäbe es weiteres Korrekturpotenzial bis 2.200 $ je Feinunze.

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Der Goldpreis hat die wichtige Unterstützung bei 2.280 $ erreicht


Der Silberpreis konnte sich hingegen noch relativ stark halten in der letzten Woche, doch auch dieser hat seine wichtige Unterstützung bei 30 $ nach unten durchbrochen. Das Sentiment am Terminmarkt ist so bullisch wie seit Jahren nicht mehr und birgt gerade deshalb das Risiko einer Korrektur. Sollte der Goldpreis seine Korrektur fortsetzen, wäre eine Korrektur am Silbermarkt auf 26 $ durchaus im Rahmen dieser überkauften COT-Daten möglich, insbesondere im Vorfeld einer Rezession.

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Der Silberpreis durchbrach die Unterstützung bei 30 $


EZB senkt Zinsen trotz höherer Inflationsaussichten

Die EZB hat wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt. Der Einlagensatz liegt nun bei 3,75%, der Hauptrefinanzierungssatz bei 4,25% und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 4,50%. Dies wurde von der EZB gut im Voraus kommuniziert und war weitgehend von den Märkten eingepreist worden, weshalb der Euro auf diesen Zinsschritt am Donnerstag kaum reagierte.

Die Zinssenkung wurde mit dem Rückgang der Inflationsrate seit September 2023 um mehr als 2,5 Prozentpunkte und der deutlichen Verbesserung des Inflationsausblicks begründet. Auch die Kerninflation war rückläufig und die Inflationserwartungen sind gesunken. Trotz der Fortschritte in den letzten Quartalen stellte die EZB jedoch fest, dass "der inländische Preisdruck aufgrund des hohen Lohnwachstums stark bleibt und die Inflation wahrscheinlich bis weit ins nächste Jahr hinein über dem Zielwert liegen wird. Die EZB-Projektionen für die Gesamtinflation und die Kerninflation wurden für 2024 und 2025 nach oben korrigiert.

Die Gesamtinflation wird nun für 2024 bei 2,5% (2,4%), für 2025 bei 2,2% (2,0%) und für 2026 bei 1,9% (1,9%) gesehen. Die Zinsen wurden also gesenkt, obwohl die Inflationsaussichten angehoben wurden, was darauf hindeutet, dass das 2%-Inflationsziel nicht mehr oberste Priorität hat und als tot bezeichnet werden kann.

Die EZB beabsichtigt dennoch, die Zinsen so lange wie nötig auf einem ausreichend restriktiven Niveau zu halten, um die Inflation zeitnah zum 2%-Ziel zurückzuführen. Weitere Zinsentscheidungen sollen datenabhängig und von Sitzung zu Sitzung getroffen werden. Bundesbankchef Joachim Nagel mahnte nach der Zinswende der EZB zur Vorsicht und dämpfte die Erwartungen des Marktes an weiter sinkende Zinsen. "Die Unsicherheit über die künftige Wirtschafts- und Preisentwicklung ist groß", sagte Nagel. "Wir sind auf einem Bergrücken und müssen den richtigen Punkt für den Abstieg finden." Der Euro blieb von diesen Aussagen unberührt.

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Die EZB hat begonnen die Zinsen zu senken



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