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Jeff Thomas: Die Stunde hat geschlagen!

17.07.2024
"Wenn Sie sehen, dass Sie, um zu produzieren, die Erlaubnis von Menschen einholen müssen, die nichts produzieren - wenn Sie sehen, dass das Geld zu denen fließt, die nicht mit Waren, sondern mit Gefälligkeiten handeln - wenn Sie sehen, dass die Menschen durch Bestechung und Abzocke reicher werden als durch Arbeit, und Ihre Gesetze Sie nicht vor ihnen schützen, sondern sie vor Ihnen - wenn Sie sehen, dass Korruption belohnt wird und Ehrlichkeit zur Selbstaufopferung wird - dann wissen Sie vielleicht, dass Ihre Gesellschaft dem Untergang geweiht ist." - Ayn Rand; Atlas Shrugged, 1957

Ziemlich starke Worte... vor allem die letzten sechs. Ayn Rand wusste, wovon sie sprach. Die 1905 in St. Petersburg geborene Russin wurde schon als Kind politisch sensibilisiert und war mit dem bestehenden Konzept der konstitutionellen Monarchie nicht einverstanden. Es wäre also nicht verwunderlich gewesen, wenn sie, als die russische Revolution ausbrach und sie zwölf Jahre alt war, den Bekehrungsversuchen Wladimir Lenins Glauben schenkte, wie so viele andere zu dieser Zeit auch.

Stattdessen ahnte sie schnell, dass die Behauptung der Bolschewiki, das Leben des Durchschnittsmenschen zu verbessern, in Wirklichkeit ein Plan war, die Lebensqualität des gesamten Volkes zu verschlechtern. So beschlagnahmten die Bolschewiki das Geschäft ihres Vaters und vertrieben ihre Familie. Irgendwann waren sie dem Hungertod nahe, aber 1925 erhielt sie die Erlaubnis, in die USA auszuwandern. (Später versuchte sie, ihre Eltern und Schwestern zu befreien, aber es war zu spät).


Eine harte Lektion

Als Ayn Rand ihre inzwischen wohlbekannten Ansichten über Regierungssysteme formulierte, hatte sie den Vorteil, dass sie die gesamte Entwicklung von einem relativ gütigen monarchischen System bis hin zum Totalitarismus beobachten konnte. So lernte sie nicht nur, dass politische Obrigkeiten in ihren Behauptungen über soziale Verbesserungen trügerisch sein können, sondern sie erfuhr auch aus erster Hand, dass diejenigen Obrigkeiten (und/oder hoffnungsvollen Obrigkeiten), die versprechen, dass sie das System so verändern werden, dass jeder "alles hat, was er braucht", die größten Betrüger sind.

Meiner Meinung nach liegt die größte Gefahr, die von den phantasievollen Behauptungen der Politiker ausgeht, in der Bereitschaft der Bevölkerung, diese Behauptungen tatsächlich zu glauben. Leider scheint es, dass die Mehrheit der Menschen in jedem Land in dieser Hinsicht außerordentlich leichtgläubig ist.

Allein die Vorstellung, dass eine Methode gefunden werden kann, die es ermöglicht, alle Menschen gleichzustellen, ist offenkundig lächerlich. Es wird immer Unterschiede in Bezug auf Intellekt, Talent und Ehrgeiz zwischen den einzelnen Menschen geben. Die Vorstellung, dass eine Regierung die begabteren oder motivierteren Menschen irgendwie dazu zwingen sollte, ständig auf die Früchte ihrer Bemühungen zu verzichten, während sie diese Früchte anderen, weniger begabten und weniger motivierten Menschen zukommen lassen, ist per definitionem undurchführbar.


Die offensichtliche Wahl

Eine solche Idee, ob wir sie nun für lobenswert halten oder nicht, kann letztlich keinen Erfolg haben. Man kann höchstens erwarten, dass die Idee erfolgreich durchgesetzt werden kann, was schließlich dazu führt, dass die Begabten und Motivierten aufhören, die notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um sich zu verbessern. Und genau das ist es, was wir in den sozialistischen Ländern im Laufe der Zeit beobachten können.

"Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Grad der "Umverteilung" durch die Regierung und dem Rückgang der Anstrengungen der Begabten oder Motivierten."

Dennoch wird es immer Menschen geben, die weniger begabt oder motiviert sind und die glauben wollen, dass die politischen Obrigkeiten dieses unmögliche Konzept irgendwie in die Tat umsetzen können. Und natürlich kann man davon ausgehen, dass diese Menschen diejenigen wählen oder anderweitig unterstützen, die solche leeren Versprechungen machen.

Die Erkenntnis, die man aus dieser Diskussion mitnehmen sollte, ist daher, dass es im Laufe der Zeit vollkommen vorhersehbar ist, dass eine bestimmte Regierung letztendlich in Richtung Selbstzerstörung gehen wird, da sie wahrscheinlich der Mehrheit nachgeben wird, die solche Großzügigkeit auf Kosten der anderen sucht. Was ist dann mit der Minderheit? Was ist mit denjenigen, die zu der Gruppe der begabteren oder motivierteren Menschen gehören, die historisch gesehen dazu neigen, eine Gesellschaft mit ihren Fähigkeiten und Bemühungen voranzutreiben?

Sie haben die Wahl. Sie können "mit dem Strom schwimmen", wenn das betreffende Land sozial und politisch untergeht; sie können es akzeptieren und versuchen, sich durchzuschlagen, wie es die Eltern von Ayn Rand nach der Revolution taten. Oder sie können mit den Füßen abstimmen, wie Rand selbst. Die Ergebnisse dieser Entscheidungen sind eindeutig: Zinovy und Anna Rosenbaum verschwanden in der sowjetischen Bedeutungslosigkeit, während Tochter Ayn in ein freieres und inspirierenderes Land floh, um dort Schriftstellerin zu werden: in die USA. Dieses Szenario wiederholte sich in Deutschland und Österreich in den 1930er Jahren, als so bekannte Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Friedrich Hayek und Ludwig von Mises in die USA, nach England bzw. in die Schweiz gingen.


Die Stunde hat geschlagen

Und so ist es im Laufe der Geschichte immer gewesen. Wenn klar ist, dass "die Gesellschaft dem Untergang geweiht ist", bleiben die meisten Menschen, wo sie sind, in der Hoffnung, dass "die Dinge besser werden" oder zumindest, dass "es nicht zu viel schlimmer wird". In George Orwells "Farm der Tiere" von 1945 überzeugten die Schweine die anderen Tiere, sich gegen den Bauern aufzulehnen, von dem sie behaupteten, er würde sie unterdrücken. Als die Revolution erfolgreich war, malten die Tiere voller Stolz die Worte "Alle Tiere sind gleich" an die Scheune. Später, im Schutze der Dunkelheit, änderten die Schweine den Schriftzug in "Alle Tiere sind gleich, aber einige sind gleicher als andere".

Das war buchstäblich der Wink mit dem Zaunpfahl - das Signal, dass der Moment gekommen war, in dem die Tiere entweder die Schweine stürzen oder, wenn das nicht möglich war, über den Zaun springen und sich aus dem Staub machen sollten. Im wirklichen Leben ist diese Entscheidung um einiges schwieriger zu treffen. Man kann jedoch sagen, dass Ayn Rand uns diese Aufgabe erleichtert hat. In dem obigen Zitat gibt sie an, dass "die Stunde geschlagen hat". Es bleibt nur noch an uns zu entscheiden, ob der von ihr beschriebene Punkt erreicht ist. Wir können davon ausgehen, dass wir, wenn wir gegenwärtig in einem Land leben, auf das ihre Beschreibung zutrifft, und es derzeit noch möglich ist, den Ausstieg zu wagen, wie sie es 1926 tat, gut beraten wären, dies zu tun.

Sicherlich haben ihre Eltern irrtümlich länger gewartet, und die junge Ayn war die einzige, die der Sowjetunion entkommen konnte. Wir können das zwanghafte Verhalten von Tyrannen nicht kontrollieren. Sie werden immer unter uns sein, und die Mehrheit der Menschen neigt dazu, am Ende "mitzumachen", entweder aus Unwissenheit oder in dem falschen Glauben, dass sie irgendwie von dieser Tyrannei profitieren werden. Unsere einzige Wahl ist also die, die Ayn Rand und ihre Eltern hatten. Sie haben sich anders entschieden, und ihre Schicksale hätten nicht unterschiedlicher sein können.


© Jeff Thomas



Der Artikel wurde am 12. Juli 2024 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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