Rohstoff-Report Kommentar: Was Sie über den Fleischmarkt wissen sollten...
06.12.2004 | Ralph W. Stemper
Mageres Schwein (Lean Hog)
Um eine konstantes, zyklenfreies Angebot zu gewährleisten, werden zweimal pro Jahr Ferkel ausgetragen. Die Austragung dauert 3½ Jahre, ein Wurf kommt auf 9-10 Ferkel. Die Ferkel werden drei bis vier Wochen gesäugt und dann in weiteren 5 Monaten für einen maximalen Gewichtszuwachs gemästet. Das Futter besteht vorwiegend aus Getreide und Eiweißzusätzen. Pro Pfund Futter legen Schweine ca. 3 Pfund Gewicht zu. Mit etwa 254 Pfund haben Schweine das optimale Gewicht für die Schlachtung erreicht. Aus den 254 Pfund lebend Gewicht werden knapp 90 Pfund Fleisch gewonnen.
Future-Kontrakte auf Mageres Schwein (Lean Hog) werden an der Chicago Mercantile Exchange gehandelt. Es findet lediglich ein Barausgleich statt, d.h. es gibt keine physische Lieferung.
Der Future-Preis zum Jahresende 2003 lag nah am Durchschnittspreis der vergangenen 3 Jahre. Betrachtet man die Bewegung im Laufe des Jahres, gab es jedoch deutliche Schwankungen. Während sich die Kurse im ersten Quartal seitwärts bewegten, setzten sie zu einer Rallye an, die Mitte Juni mit 68,20 US-Cent/Pfund ein 2-Jahres-Hoch erreichte. In der zweiten Jahreshälfte gingen die Preise dann wieder zurück und beschlossen das Jahr bei 55,42 US-Cent/Pfund.
Grund für den Preisrückgang war ein höheres Angebot als erwartet, das aus einer erhöhten Anzahl an Schweinen und dem höheren Durchschnittsgewicht der Tiere resultierte. Die gestiegenen Importe aus Kanada verstärkten noch den Druck. Etwas abgeschwächt wurde der Effekt des gestiegenen Angebots durch eine Zunahme der Nachfrage. Die Sorge um BSE in den USA in der zweiten Jahreshälfte und gestiegene Preise für Rindfleisch ließen einige Konsumenten von Rind- auf Schweinefleisch umsteigen.
Weltweit wurden 2003 87,204 Mio. Tonnen Schweinefleisch produziert. Dies entsprach einem Zuwachs von 1,4% im Vergleich zum Vorjahr. Für 2004 rechnet das US-Landwirtschaftsministerium mit einem weiteren Zuwachs auf 88,903 Mio. Tonnen. 2003 war China mit 44,1 Mio. Tonnen der wichtigste Produzent von Schweinefleisch gefolgt von der EU (17,85 Mio. Tonnen) und den USA (8,7 Mio. Tonnen). Wichtigster Verbraucher ist China, gefolgt von der EU und den USA. Größter Exporteur von Schweinefleisch ist die EU, größter Importeur Japan.
Mastrind/Lebendrind (Feeder Cattle/Live Cattle)
Kälber werden in der Regel im Frühling geboren, um so für etwa sechs Monate von mildem Wetter und von Weideflächen profitieren zu können. Nach 6-8 Monaten werden die Kälber von der Mutter getrennt. In weiteren 6-10 Monaten erreichen sie ein Gewicht von 600-800 Pfund, sind damit erwachsen und gehören zur Kategorie Lebendrind (Life Cattle). Zu diesem Zeitpunkt werden sie an spezielle Mastbetriebe verkauft. Hier wird mit speziellem Futtermittel versucht die Gewichtszunahme zu beschleunigen. Das Futter besteht aus Getreide, Eiweißzusätzen u.a.. Mit einem Gewicht von 1200 Pfund erreichen die Rinder das Zielgewicht und werden an Schlachthöfe verkauft.
Future-Kontrakte auf Lebendrinder und Mastrinder werden an der Chicago Mercantile Exchange gehandelt.
Die Preise für beide Kontrakte zogen im vergangenen Jahr deutlich an, bis im Dezember ein BSE Fall auf einer Milchfarm im Staat Washington festgestellt wurde. Der Preis für Lebendrinder erreichte im November mit 104,25 US-Cent/Pfund ein Allzeithoch, bevor er dann im Dezember um 20% einbrach. Für den deutlichen Preisanstieg lassen sich mehrere Gründe anführen. Die Nachfrage nach US-Rindfleisch stieg an, nachdem im Mai ein BSE-Fall in Kanada festgestellt wurde und als Folge dessen der Verkauf von kanadischem Rindfleisch verboten wurde.
Eine Dürre-Periode und schlechte Bedingungen für das Getreidewachstum führten zu geringerem Gewicht bei Rindern und insgesamt kleineren Herden. Da die Fütterungskosten zu hoch gewesen wären, reduzierten die Bauern ihre Bestände. Veränderte Ernährungsgewohnheiten in den USA, weg von kohlenhydratereicher, hin zu eiweißreicher Ernährung, führte zu einer erhöhten Nachfrage. Mit steigenden Preisen begannen die Bauern ihre Bestände zu verkaufen, um von den hohen Preisen zu profitieren. Die sich daraus ergebenden niedrigen Bestände beschleunigten die Preisrallye weiter.
Mit dem Ausbruch von BSE gaben die Preise mehr als die gesamten Gewinne wieder ab. Hierbei handelte es sich vornehmlich um eine psychologische Reaktion, da die tatsächliche Nachfrage nach Rindfleisch in den USA durch die Beteuerungen der Regierung, US-Rindfleisch sei nicht gefährlich, kaum litt. Die Strategie des Landwirtschaftsministeriums, derartige Krisen in Zukunft zu vermeiden, scheint aufzugehen. Der Preis für Lebendrinder ist im Sommer dieses Jahres auf ein Niveau gestiegen, das weiter über dem Rekordpreis von November 2003 lag.
Die Weltproduktion an Rindfleisch betrug 2003 49,789 Mio. Tonnen. Größter Produzent von Rindfleisch sind die USA mit einem Marktanteil von 25%, gefolgt von Brasilien (15,5%), der EU (14,8%) und China (12,09%). Größter Konsument sind ebenfalls die USA (25,6%), gefolgt von der EU (15,3%), Brasilien (13%) und China(12%)
© Ralph W. Stemper
www.rohstoff-report.de
Um eine konstantes, zyklenfreies Angebot zu gewährleisten, werden zweimal pro Jahr Ferkel ausgetragen. Die Austragung dauert 3½ Jahre, ein Wurf kommt auf 9-10 Ferkel. Die Ferkel werden drei bis vier Wochen gesäugt und dann in weiteren 5 Monaten für einen maximalen Gewichtszuwachs gemästet. Das Futter besteht vorwiegend aus Getreide und Eiweißzusätzen. Pro Pfund Futter legen Schweine ca. 3 Pfund Gewicht zu. Mit etwa 254 Pfund haben Schweine das optimale Gewicht für die Schlachtung erreicht. Aus den 254 Pfund lebend Gewicht werden knapp 90 Pfund Fleisch gewonnen.
Future-Kontrakte auf Mageres Schwein (Lean Hog) werden an der Chicago Mercantile Exchange gehandelt. Es findet lediglich ein Barausgleich statt, d.h. es gibt keine physische Lieferung.
Der Future-Preis zum Jahresende 2003 lag nah am Durchschnittspreis der vergangenen 3 Jahre. Betrachtet man die Bewegung im Laufe des Jahres, gab es jedoch deutliche Schwankungen. Während sich die Kurse im ersten Quartal seitwärts bewegten, setzten sie zu einer Rallye an, die Mitte Juni mit 68,20 US-Cent/Pfund ein 2-Jahres-Hoch erreichte. In der zweiten Jahreshälfte gingen die Preise dann wieder zurück und beschlossen das Jahr bei 55,42 US-Cent/Pfund.
Grund für den Preisrückgang war ein höheres Angebot als erwartet, das aus einer erhöhten Anzahl an Schweinen und dem höheren Durchschnittsgewicht der Tiere resultierte. Die gestiegenen Importe aus Kanada verstärkten noch den Druck. Etwas abgeschwächt wurde der Effekt des gestiegenen Angebots durch eine Zunahme der Nachfrage. Die Sorge um BSE in den USA in der zweiten Jahreshälfte und gestiegene Preise für Rindfleisch ließen einige Konsumenten von Rind- auf Schweinefleisch umsteigen.
Weltweit wurden 2003 87,204 Mio. Tonnen Schweinefleisch produziert. Dies entsprach einem Zuwachs von 1,4% im Vergleich zum Vorjahr. Für 2004 rechnet das US-Landwirtschaftsministerium mit einem weiteren Zuwachs auf 88,903 Mio. Tonnen. 2003 war China mit 44,1 Mio. Tonnen der wichtigste Produzent von Schweinefleisch gefolgt von der EU (17,85 Mio. Tonnen) und den USA (8,7 Mio. Tonnen). Wichtigster Verbraucher ist China, gefolgt von der EU und den USA. Größter Exporteur von Schweinefleisch ist die EU, größter Importeur Japan.
Mastrind/Lebendrind (Feeder Cattle/Live Cattle)
Kälber werden in der Regel im Frühling geboren, um so für etwa sechs Monate von mildem Wetter und von Weideflächen profitieren zu können. Nach 6-8 Monaten werden die Kälber von der Mutter getrennt. In weiteren 6-10 Monaten erreichen sie ein Gewicht von 600-800 Pfund, sind damit erwachsen und gehören zur Kategorie Lebendrind (Life Cattle). Zu diesem Zeitpunkt werden sie an spezielle Mastbetriebe verkauft. Hier wird mit speziellem Futtermittel versucht die Gewichtszunahme zu beschleunigen. Das Futter besteht aus Getreide, Eiweißzusätzen u.a.. Mit einem Gewicht von 1200 Pfund erreichen die Rinder das Zielgewicht und werden an Schlachthöfe verkauft.
Future-Kontrakte auf Lebendrinder und Mastrinder werden an der Chicago Mercantile Exchange gehandelt.
Die Preise für beide Kontrakte zogen im vergangenen Jahr deutlich an, bis im Dezember ein BSE Fall auf einer Milchfarm im Staat Washington festgestellt wurde. Der Preis für Lebendrinder erreichte im November mit 104,25 US-Cent/Pfund ein Allzeithoch, bevor er dann im Dezember um 20% einbrach. Für den deutlichen Preisanstieg lassen sich mehrere Gründe anführen. Die Nachfrage nach US-Rindfleisch stieg an, nachdem im Mai ein BSE-Fall in Kanada festgestellt wurde und als Folge dessen der Verkauf von kanadischem Rindfleisch verboten wurde.
Eine Dürre-Periode und schlechte Bedingungen für das Getreidewachstum führten zu geringerem Gewicht bei Rindern und insgesamt kleineren Herden. Da die Fütterungskosten zu hoch gewesen wären, reduzierten die Bauern ihre Bestände. Veränderte Ernährungsgewohnheiten in den USA, weg von kohlenhydratereicher, hin zu eiweißreicher Ernährung, führte zu einer erhöhten Nachfrage. Mit steigenden Preisen begannen die Bauern ihre Bestände zu verkaufen, um von den hohen Preisen zu profitieren. Die sich daraus ergebenden niedrigen Bestände beschleunigten die Preisrallye weiter.
Mit dem Ausbruch von BSE gaben die Preise mehr als die gesamten Gewinne wieder ab. Hierbei handelte es sich vornehmlich um eine psychologische Reaktion, da die tatsächliche Nachfrage nach Rindfleisch in den USA durch die Beteuerungen der Regierung, US-Rindfleisch sei nicht gefährlich, kaum litt. Die Strategie des Landwirtschaftsministeriums, derartige Krisen in Zukunft zu vermeiden, scheint aufzugehen. Der Preis für Lebendrinder ist im Sommer dieses Jahres auf ein Niveau gestiegen, das weiter über dem Rekordpreis von November 2003 lag.
Die Weltproduktion an Rindfleisch betrug 2003 49,789 Mio. Tonnen. Größter Produzent von Rindfleisch sind die USA mit einem Marktanteil von 25%, gefolgt von Brasilien (15,5%), der EU (14,8%) und China (12,09%). Größter Konsument sind ebenfalls die USA (25,6%), gefolgt von der EU (15,3%), Brasilien (13%) und China(12%)
© Ralph W. Stemper
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