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Wird der böse Kreditvirus die gesamte Wirtschaft befallen?

30.01.2008  |  Dr. Marc Faber
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Doch der Punkt ist ganz einfach der: Die Lebenshaltungskosten übersteigen bei Weitem die gemeldeten Inflationszahlen und sie quetschen die Verbraucher aus, was im unternehmerischen Sektor zu einem Druck auf die Einnahmen führt. (Laut der Kaiser Family Foundation, sind die Prämien für die Krankenversicherungen seit dem Jahr 2001 um 78% gestiegen, während die Löhne nur um 19% gestiegen sind und die „Messung der Inflation durch die Regierung in dieser Zeitspanne bei 17% gelegen hat“). Gleichzeitig mussten sich die Unternehmen mit eingeschränkten Gewinnspannen aufgrund steigender Kosten auseinander setzen.)

Druck auf Einnahmen und Kostenanstiege haben zu den bescheidenen Ertragsleistungen im dritten Quartal 2007 beigetragen. So hat beispielsweise Starbucks die Preise im Juli um durchschnittlich neun Dollarcent pro Tasse erhöht. Doch die Besuche der amerikanischen Verbraucher in diesen Läden sind in dem Quartal, das am 30. September endete, um 1% zurückgegangen. Starbucks Finanzchef stellte fest, dass ein "ähnlicher Rückgang im vierten Quartal auftreten könnte, die Zahlen für das ganze Jahr aber im positiven Bereich liegen würden." Er sagt außerdem: „Wir erlebten uns unbekannten wirtschaftlichen Gegenwind, der - offen gestanden - vermutlich heftiger ausfiel, als ich erwartet hätte."

Zuvor hatte der Finanzchef von Starbucks festgestellt, dass "die Verbraucher in jedem Lebensbereich mit steigenden Kosten konfrontiert werden und ein Teil davon spiegelt sich bei uns wieder." Ein wissender Freund von mir legte nahe, dass der zurückgehende Publikumsverkehr in den Läden von Starbucks in den Vereinigten Staaten ein besonderer Grund zur Sorge ist, weil Starbucks alle Einkommensstufen bedient.

Daher ist der zurückgehende Publikumsverkehr nicht nur ein Problem "der weniger zahlungskräftigen Kunden”! Ich würde jetzt gerne wiederholen, was ich schon zu verschiedenen früheren Gelegenheiten erklärt habe. Anstatt den Medien und dem positiven Schwung der Analysten zu viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, zahlt es sich vermutlich aus, das Marktverhalten von Wertpapieren als Prognose für die wirtschaftlichen Aussichten zu Rate zu ziehen. Die Aktien von Starbucks verdoppelten sich zwischen Mai 2005 und November 2006. Danach ging es mit den Aktien bergab, auch wenn der Aktienmarkt bis zu seinem letzten Gipfel Mitte Oktober 2007 weiter angestiegen ist. Das sollte ein Warnzeichen sein, dass sich die Grundlagen von Starbucks verschlechtern.

Gleiches gilt für die Tatsache, dass die Aktien des Einzelhandels während der jüngsten Erholungsphase zwischen dem 16. August und dem 11. November nicht in der Lage waren, bessere Ergebnisse als zum Gipfel im Juli zu zeigen. Diese Erholungsphase setzte, gemessen am Dollar beim S&P 500 einen neuen Rekord (nicht jedoch, wie ich oben gezeigt habe, gemessen am Euro). Das ist ein schlechtes Omen für die Verkaufszahlen des Einzelhandels, den Konsum und die Wirtschaft. Ich bin nicht der einzige, der die Wirtschaftsstatistiken, die von der amerikanischen Wirtschaft veröffentlicht werden, in Frage stellt. Lee Quaintance und Paul Brodsky stellen fest:

"...Der Kreditmarkt verstopfte endgültig gegen Ende des zweiten Quartals 2007 und verschloss damit die wichtigste Arterie des privaten Sektors, die die Meinungsbildner dazu verwendet hatten, den heimischen Output künstlich herzustellen (gemessen am Dollar durch das nominelle Wachstum des Bruttoinlandsprodukts). Wie es ihre Art ist, fingen sie im Dritten Quartal 2007 an, verschärft amerikanische Dollar aus dünner Luft zu zaubern (auf das Jahr hochgerechnet in einem Ausmaß von 14,7%). Das Amt für Wirtschaftsanalyse (BEA) veröffentlichte das nominelle Wachstum des Bruttoinlandsprodukts mit einer jährlichen Wachstumsrate von 4,7% im dritten Quartal 2007.

Nimmt man die Zahlen des Amtes für Wirtschaftsanalyse und zieht davon die jährliche Inflationsrate ab, dann gehe ich davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt angepasst an die Inflation im dritten Quartal 2007 um 10% aufs Jahr gerechnet geschrumpft ist. Dieses Ausmaß wirtschaftlicher Kontraktion scheint mir konsistent mit der Analyse des unternehmerischen Konjunkturrückgangs, der weiter oben besprochen wurde und mit den Beobachtungen aus früheren Berichten, wonach sich die USA bereits in einer Rezession befinden."


© Dr. Marc Faber

Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Traders´ Daily"



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