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Gedanken zum Ölpreis

19.02.2008  |  Ronald Gehrt
- Seite 2 -
Pro und Contra aktuelles Preisniveau

Die geopolitische Lage ist momentan nicht angespannter als sonst. Ein Krisenbonus wäre eigentlich nicht gerechtfertigt. Als sich die USA noch mit dem Iran regelmäßig zankten, war er angeblich enthalten. Das war bei Kursen von 90-100 Dollar. Nun ist es ruhiger ... aber das Öl immer noch dort.

Die Hurrikan-Saison brachte nach 2006 auch 2007 keine Verwüstungen bei der Ölförderung. Die Urlaubssaison endete im September. Der Ölpreis hätte also sukzessive nachgeben können ... tat er aber nicht.

Jetzt ist absehbar, dass die Nachfrage mit nahendem Frühjahr nachlassen dürfte. Schon jetzt steigen die US-Lagerbestände wieder klar an. Da die Akteure meist die Zukunft zu traden versuchen, wären tendenziell fallende Kurse zu vermuten. Aber die Kurse fallen keinen Deut.

Im Herbst wurde noch vom ewigen Wachstum weltweit geträumt, das Wort Rezession wurde nur mit miesepetrigen Dauer-Pessimisten in Verbindung gebracht. Heute ist zwangsläufig Konsens, dass sich das Wirtschaftswachstum weltweit reduziert und mit einer nicht zu vernachlässigenden Wahrscheinlichkeit eine rezessive Phase ansteht. Das sollte auch den Ölpreis drücken. Aber er bleibt oben.

Das Argument grundsätzlichen Mangels an Öl gibt es seit den 70er Jahren. Momentan geht es uns nicht aus. Und auch die OPEC - grundsätzlich natürlich durchaus an guten Preisen interessiert - hat kein Interesse an Kursen um 100 Dollar, wenn dadurch der Absatz geringer wird.

Warum also ist der Ölpreis nach unten offenbar vernagelt? Wirklich rationale Argumente, dass Rohöl ausgerechnet in diesem Winter nicht wie sonst eher üblich zurückkommt, kann ich nicht erkennen. Aber einen (gewagten?) Gedanken äußern:


Wird der Ölmarkt "dominiert"?

Große Adressen sind Long im Öl und sorgen dafür, dass diese Positionen nicht daneben gehen. Was ich im Sommer und Herbst im Dax beobachtete, ist genauso im Öl oder im Gold möglich: Man kann den Markt beherrschen, wenn man nur ausreichendes Kapital einsetzt. Dass es sich dabei um zig Milliarden handelt, ist kein Hindernis, wie nun auch die damaligen Zweifler an meiner Beschreibung des „Futures-Spiels“ anhand dessen, was bislang über die heiteren Spielchen bei der Société Générale bekannt ist, einräumen werden.

Damals wurde der Dax vor allem in umsatzärmeren Phasen vor 09:00 Uhr und nach 17:30 nach Belieben nach oben getrieben. Fiel z.B. die Wall Street, bleib der Dax stabil ... stieg die Wall Street, schoss der Dax Future durch die Decke. Ich hatte ja bei Bekanntwerden der Aktionen des Monsieur Kerviel bereits unterstrichen, dass er nicht der einzige ist, der so agiert. Gerade Hedge Funds arbeiten mit gigantischen Summen, bei denen selbst die Margin zum großen Teil auf Kredit finanziert wird. So können sie problemlos mit zwei Milliarden 50 Milliarden kontrollieren. Geht so etwas auf Dauer?

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Wenn sich im Ölmarkt die Tendenz anderer Börsensegmente, eine sinkende Nachfrage durch wirtschaftliche Abkühlung als gegeben anzunehmen, erst einmal durchsetzt, wäre es nicht überraschend, wenn der Ölpreis dann in einer zweiten Abwärtswelle im Frühjahr sogar Kurse um 70 Dollar ansteuern würde ... also Kurslevels, die von der ganz überwiegenden Mehrheit als ausgeschlossen angesehen werden. Immerhin hatte auch im Sommer 2006 bei Kursen von 80 Dollar niemand ernsthaft erwartet, das Öl sechs Monate später plötzlich auf 50 Dollar fallen zu sehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Kurse plötzlich gerade dort stehen, wo sie im Vorfeld keiner vermutet hätte.

Herzliche Grüße!


© Ronald Gehrt
www.system22.de



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