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Mit dem Rücken an der Wand

07.03.2008  |  Theodore Butler
Einige Überraschungen haben sich im jüngsten Commitment of Traders Report (COT) für Silber-Futures der COMEX ergeben. Der COT, nach Stand von 26. Februar, zeigte einen großen Rückgang der unwirtschaftlichen Spread-Positionen, einen merklichen Anstieg bei den Short-Positionen der kleinen Händler (höchstwahrscheinlich in Folge der Ausübungen von Call-Optionen) und ein Rückgang der gesamten Netto-Short-Position der Commercials zum ersten mal seit Mitte Dezember. (Die Raptoren kauften in der letzten Woche.) All dies sind Abweichungen von vergangenen Mustern, insbesondere seitdem die Preise in der Berichtswoche stark anstiegen.

Keine Überraschungen gab es allerdings bei den wichtigsten Muster für Silber im COT, nämlich bei der konzentrierten Short-Position der 4 und 8 größten Händler. Wieder einmal wurden neue Rekorde aufgestellt, da die Großen Shorts während der Markterholung verkauften. Die acht größten Händler sind insgesamt mit 62.229 Kontrakten short oder mit fast 311 Millionen Unzen. Das entspricht 177 Tagen Produktion der weltweit existierenden Minen. Die acht größten Händler sind jetzt insgesamt mit 79.042 Kontrakten oder mehr als 395 Millionen Unzen, oder mehr als 225 Tagen Weltproduktion short. Noch nie hat es eine größere konzentrierte Position gleich welchen Typs (long oder short) beim Silber oder sonst irgendeinem Rohstoff gegeben. Wenn Nero noch lebte und für die Kontrolle des Rohstoffmarktes zuständig wäre, ich bin sicher, er würde herumfideln, weil die Brandgefahr am Silbermarkt außer Kontrolle geraten ist.

Ich wurde oft gefragt, wie sich die konzentrierte Short-Position beim Silber (Gold) auf kurze Sicht auflösen wird? Werden wir es mit einem einschneidenden Sell-Off zu tun haben oder mit einer Kapitulation der Shorts vor dem steigenden Markt, die in eine Preisexplosion mündet? Es ist unmöglich, hier etwas mit Sicherheit zu behaupten. Sicher ist nur, dass sie aufgelöst werden muss und wird. Ich kann ihnen die Situation dennoch etwas mehr im Detail erklären, in der Hoffnung, dass es ihnen bei der Vorbereitung auf die Dinge helfen mag, die da kommen könnten.

Die Shorts beim Gold und Silber, wie auch bei vielen anderen Rohstoffen befinden sich in einer sehr schwierigen Position: Sie stehen, fast sprichwörtlich, mit dem Rücken zur Wand. Ihre gesamten offenen Verluste sind um ein Vielfaches größer, als sie es jemals zuvor erlebt haben. Meinem Urteil nach haben diese konzentrierten Shorts jetzt schon mehr verloren (in Papier und durch Erbringen der Nachschussforderungen), als sie in den letzten fünf oder zehn Jahren eigentlich an Gewinnen gemacht haben. Die Leerverkäufer wurden in den Boden gerammt.

Auch wenn ich kein Mitleid mit ihnen habe, so fällt es mir trotzdem schwer ihr endgültiges Ende zu verkünden, nachdem ich ihnen Jahrzehnte zugeschaut habe, wie sie immer wieder kurz vor Schluss schmutzige Tricks (mit der Hilfe der Aufsichtsbehörden) aus dem Ärmel schüttelten und heftige Sell-Offs auslösten. Zumindest werde ich es solange nicht tun, bis ich nicht ihre finanzielle Todesanzeige oder aber eine Mitteilung über ihren Bankrott lese. Also lassen sie mich, bis auf weiteres, erklären, dass sie schwer verletzt sind. Wie alle Tiere, die verwundet sind, werden sie dennoch weiterhin gefährlich bleiben.

Wie stark verwundet sind sie? Was Silber anbetrifft, haben die großen vier Shorts Außenstände von mehr als 1 Milliarde $; über die letzten 2 Monate gerechnet, kommen 2 Milliarden zusammen. Die großen vier Gold-Leerverkäufer haben über die letzten 2 Monate Außenstände von fast 3 Milliarden zu verzeichnen. Ähnliche Verluste ergeben sich bei Öl, Erdgas, Basismetallen, Getreide, Baumwolle und in anderen Märkten.

Um wen handelt es sich bei den großen Shorts, die gerade so übel zugerichtet werden? Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Banken und Finanzinstitution sowie große Insider und Mitglieder an den Börsen, die traditionell die Short-Seite an den Märkten eingenommen haben. Sie sind die Primärhändler.

Warum hat sich das Blatt für die Shorts so plötzlich und tiefgreifend gewendet? Zwei Sachen dazu. Erstens, die ununterbrochene Nachfrage nach Rohstoffen, die durch das Weltwirtschaftswachstum ausgelöst wurde, im Besonderen durch die BRIC-Nationen (Brasilien, Russland, Indien und China). Zweitens, die Einwirkung einer großangelegten, institutionellen Investitionsnachfrage im Rohstoffsektor, bis jetzt hauptsächlich durch die Index-Fonds, wobei die Sovereign-Fonds in den Startlöchern stehen.

Die Index-Fonds, mit Investitionen von ca. 200 Milliarden Dollar, haben eine ganze Auswahl an Rohstoff-Futures-Kontrakten gekauft, darunter unter anderen Rohöl, Erdgas, Weizen, Soja, Mais, Baumwolle, Zucker, Kaffee und Basismetalle (zumeist in London). In Fall von Gold und Silber kaufen die Index-Fonds hauptsächlich an ETFs und weniger Futures-Kontrakte. Die Index-Fonds sind beim institutionellen Kapital die Ersten unter den Erstklassigen. Es handelt sich bei ihnen um langfristige "Buy-and Hold-Positionen" und da keine Hebel im Spiel sind, gibt es bei ihnen auch nicht die Möglichkeit von Liquidationen aufgrund von zu hohen Nachschussforderungen. (Im Gegensatz zu den Techfonds, die mit Margins handeln.)

Letztes Jahr schrieb ich das erste Mal über die Index-Fonds, als der COT-Report eine Beilage bekam, die die Index-Fonds und ihre Anlagen in den verschiedenen Futures-Märkten thematisierte. ("The Changing Of The Guard?)






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