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Margin-Kaskaden - Chance für die Besonnenen?

21.03.2008  |  Ronald Gehrt
- Seite 3 -
Einstiegschance oder nicht?

Dies sind die typischen Risiken von Hysterie-Rallyes, vor denen ich vor zwei Wochen gewarnt hatte. Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen ... aber momentan fällt es eben noch. Daher meine ich, dass ein Einstieg per sofort keine bedingungslos gute Idee sein muss. Wie gesagt: Die Margins und weitere Stop Loss-Verkäufe können diese nun losgetretene Kaskade noch weiter treiben. Kurzfristig agierende Akteure können daher noch mehrfach böse in die Falle gehen ... aber auf der Short-Seite ebenso. Denn nun ebenso blind den Kursrutsch nach unten verlängern zu wollen wie man es zuvor beim Kursanstieg tat, wird ebenfalls böse enden. Was kann man tun?

Grundsätzlich meine ich, ein auf jeden Fall brauchbares Einstiegsniveau wäre das jeweilige Level bevor diese Fahnenstangen entstanden, d.h. ungefähr das Kursniveau von Ende Dezember/Anfang Januar. Wenngleich die wirtschaftlich abwärts weisende Tendenz der vergangenen Monate den Anstieg der Nachfrage dämpfen dürfte, wird sie doch voraussichtlich per saldo weiter steigen, wenn auch langsamer. Eine wirkliche Trendwende nach unten würde ich daher - aus aktueller Sicht - nicht erwarten. Da aber nicht absehbar ist, ob diese Niveaus wirklich erreicht werden, könnte man gestaffelt vorgehen:

Man überlegt sich im Voraus genau, wie viel Kapital man investieren möchte (das Prinzip ist immer gültig, ob bei Weizen, Kupfer, Gold oder Öl) und wo die maximale Verlustgrenze liegen soll. Dann ließe sich nun eine erste Position etablieren. Geht es wieder nach oben, hat man wenig investiert, erzielt aber zumindest Gewinn. Geht die Kaskade nach unten weiter, greift man auf tieferem Niveau erneut zu. Dieses "verbilligen" ist grundsätzlich zwar fatal, in diesem Fall aber, wenn es kalkuliert abläuft und von vornherein eine Verlustgrenze besteht (die man dann aber auch einhalten sollte), ein gangbarer Weg. Dabei sollten Sie sich am Chart orientieren:

Bei Brent-Rohöl beispielsweise wäre die Trendlinie um 94 Dollar die Zone eines zweiten Versuchs. Fällt sie aber, sollte man komplett wieder glattstellen und den Einstieg erneut auf Höhe der nächsten Linie um 85 versuchen. Bei Gold ist es die aktuell umkämpfte Trendlinie um 905 Dollar. Fällt diese, wäre ein schnelles Abrutschen bis in den Bereich um 840 drin. Aber:

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Es bleibt dabei immer der Unsicherheitsfaktor der Zwangsverkäufe. Diese halten sich nicht an charttechnischen Linien und die Kurse können sehr, sehr schnell fallen, wenn zuwenig Kaufinteresse vorliegt. Es bleibt daher dabei: Für erste, kleine Positionen als "Versuch" ist der Boden bereitet. Aber ein so richtiges "Wohlfühl-Kursniveau" läge tiefer.


Die Faktoren Dollar und Inflation

Allerdings hat dieses Massaker der Waghalsigen auch einen sehr positiven Aspekt: Der Inflationsdruck sinkt. Denn auch wichtige Agrarrohstoffe brechen nun weg. So ist Weizen binnen weniger Tage von 1.300 auf unter 1.000 Dollar gefallen, Mais von in der Spitze 578 Dollar auf 507 und so weiter. Für die weltweite Konjunktur bedeutet dieser Kurseinbruch also, dass der Felsen auf ihrer Brust nun ein wenig leichter wird. Dabei müssen wir indes im Hinterkopf behalten:

Gerade die Angst vor Inflation war es ja, welche die Anleger in die Rohstoffe getrieben hat. Fallen diese, geht auch der Inflationsdruck zurück ... und damit wird auch die Argumentation dieser Inflationsflucht wackeliger. Und:

Auch der Verfall des US-Dollars war ja ein Argument für immer schneller steigende Commoditiy-Preise. Und auch der Dollar hat in den vergangenen Tagen, nachdem Euro/Dollar kurzzeitig die wahnwitzige Zone von 1,59 erreicht hatte, zurückgesetzt. Dabei sei es dahingestellt, ob die fallenden Rohstoffe den Dollar stärkten oder der steigende Dollar die Verkäufe der Rohstoffe begünstigte. Das ist ebenso wenig argumentativ zu beweisen wie die Frage, ob zuerst Huhn oder Ei da waren. Fakt ist aber, dass man diese Währungsrelation ebenfalls mit beobachten sollte. Der Chart zeigt: Sollte der 20 Tage-GD um 1,53 fallen, wäre ein schneller Rücksetzer knapp unter 1,50 gut möglich, was den Druck auf die Rohstoffe aufrecht erhalten würde.

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Fazit:

Sie sehen: Dieser heftige Rücksetzer war überfällig und zu erwarten. Wenngleich man, das hatte ich ja immer betont, bei Fahnenstangen nie absehen kann, auf welchem Kursniveau Schluss ist, ist doch deren Lebensdauer zeitlich immer sehr begrenzt. Aber auch die Reichweite des Absturzes ist nicht kalkulierbar, erst recht nicht unter dem Unsicherheitsfaktor der Margin Calls. Daher ist dieses deutlich ermäßigte Niveau schon mal erfreulich und für risikofreudige Anleger die Chance um erste, vorsichtige und kleine Positionen zu versuchen, aber allemal noch keine solide Plattform für breit angelegte Investments. Aber: Das kann schnell kommen, warten wir mal die kommenden Tage ab.

Herzliche Grüße und ein schönes Osterfest


© Ronald Gehrt
www.system22.de"



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