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Warum brechen die Rohstoffpreise derart ein?

20.03.2008  |  Jochen Steffens
Doch zunächst diese Meldung: Na, offensichtlich waren Josef Ackermann die Reaktionen auf seine Aussagen nicht ganz geheuer. Heute ist zu lesen, dass er zurückrudert. Er sei missverstanden worden. Es gehe ihm nicht um "mehr Staat". Er habe sich mit seinen Äußerungen lediglich auf die Stabilisierung des amerikanischen Häusermarktes bezogen. Er halte das amerikanische und internationale Bankensystem für stabil.

Na, was soll man da jetzt von halten? Schwierig, schwierig ...


Gold, Silber und andere Rohstoffe im freien Fall

Ich erhalte aufgeregte Leser-Mails, warum Gold, Silber und andere Rohstoffe derart stark einbrechen. Gold brach vom Hoch bei 1.027 Dollar um 11,88% auf im Tief 905 Dollar ein. Bei Silber war es noch schlimmer. Silber gab vom Hoch bei 21,33 Dollar um über 20% auf 16,97 Dollar nach. Aber auch viele andere Rohstoffe sind stark zurückgekommen.


Standard-Antwort: Rezession

Überall ist zu lesen, dass die Angst vor einem weltweiten konjunkturellen Abschwung die Preise in den Keller getrieben haben soll. Sicherlich, das ist nicht verkehrt, nur die Angst vor einem weltweiten konjunkturellen Abschwung ist nicht erst in dieser Woche aufgetaucht - als "Hauptgrund" scheidet das demnach meines Erachtens aus.

Nein, ich denke, es ist ein ganzer Strauß an belastenden Faktoren:


Sinkende Nachfrage

Zunächst einmal war schon in den letzten Wochen zu hören, dass die Nachfrage nach einigen Rohstoffen zurückgeht. Das liegt zum Teil an den hohen Preisen. So hört man zum Beispiel von einigen Schmuckhändlern, dass es im Goldhandel zu deutlich spürbaren Umsatzeinbußen gekommen sei. Auch im Bereich Sprit und Energie wird immer mehr gespart.

Mehrere Rohstoffanalysten warnten somit seit Wochen davor, dass es bei einigen Rohstoffen einen immer größeren Dissens zwischen Nachfrage und Preis gäbe. Das wussten viele, und als die Rohstoffe anfingen einzubrechen, wurde schnell verkauft.


Gewinnsicherung vor dem Quartalsende

Dazu passt, dass wir bald das Quartalsende vor uns haben. Ich denke, hier haben bei weiter fallenden Kursen einige institutionelle Anleger lieber die Gewinne gesichert, um die Verluste aus anderen Positionen zum Quartalsende gegenrechnen zu können.


Saisonalität

Generell ist das erste Halbjahr beim Gold im saisonalen Verlauf eher unterdurchschnittlich, auch das werden viele beachtet haben. Der Goldpreis hatte sich quasi zu weit von seinem gewohnten Saisonverlauf entfernt.


Umschichtungen im Zusammenhang mit einer möglichen Deflation

Desweiteren kann es durchaus sein, dass nun so langsam wieder Umschichtungen von Rohstoffen in den Aktienmarkt vorgenommen werden.

Das wiederum passt zu einem anderen Thema: Nach den letzten Konjunkturdaten in den USA muss auch den interessierten Kreisen so langsam bewusst geworden sein, dass wir es in den USA tatsächlich mit einer verdeckten Deflation zu tun haben. Gerade bei den Rohstoffen haben wir es mit einem hohen Maß an Inflationsspekulation und Absicherung gegen einen schwachen Dollar zu tun. (Gerade letzteres war bei einigen Hedge-Fonds sehr beliebt.)

Was wäre also, wenn auf einmal auch die Masse der Anleger, die Rohstoffe als Inflationsschutz gekauft haben, klar werden würde, dass hauptsächlich die immer weiter steigenden Rohstoffpreise die Inflation in den USA weiter angeheizt hatte? Ganz wichtig hierbei ist der Teilsatz "die weiter steigenden". Denn allein, wenn die Preise nur stagnieren, würde der Effekt auf den Anstieg der Inflation über kurz oder lang verpuffen. Bei fallenden Kursen kann das auch sehr schnell gehen, und auf einmal wären wir mitten in einem Deflationsszenario. Davon berichte ich schon seit Wochen.

Dieses wird durch einen schwachen Arbeitsmarkt, der niedrigen Produktivität wie auch der niedrigen Kapazitätsauslastung und der geringen Konsumneigung massiv unterstützt. Hinzu kommt, dass die Folgen der Immobilienkrise auf vielfältige Weise den Verbrauch schwächen (wie ich hier schon öfters ausführlich dargestellt habe).

Woher soll also die Preissteigerung, die Inflation kommen, die im Gold mittlerweile eingepreist ist? Auch diese Überlegung könnte einige größere Adressen zum Ausstieg veranlasst haben.




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